Hattingen. War der Abiturstress Auslöser für eine Straftat? Eine 19-Jährige aus Hattingen saß jetzt vor Gericht – und zitterte dabei am ganzen Körper.
Die 19-Jährige sitzt schlotternd vor der Richterin, zittert am ganzen Körper, bekommt ihre Gliedmaßen nicht mehr in den Griff. Die Anklage wird verlesen, die Staatsanwältin wirft der jungen Frau Diebstahl von Lebensmitteln bei Lidl vor. Da spricht die Richterin zunächst beruhigend auf die Angeklagte ein. „Entspannen Sie sich erst einmal“, sagt sie. Denn die 19-Jährige wirkt tatsächlich so, als ob sie jeden Moment in Ohnmacht fällt.
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Der Tattag war der 28. März 2024. Da stand die junge Frau in Hattingen bei Lidl, steckte alle möglichen Lebensmittel in ihre Tasche und ging einfach Richtung Ausgang - ohne zu bezahlen. Es war bereits das zweite Mal, dass sie bei einem Diebstahl erwischt wurde. „Ich war im Abiturstress und mit allem völlig überfordert“, schildert die 19-Jährige mit leiser Stimme der Richterin ihre damalige Situation. Zu dem Zeitpunkt seien bei ihr alle Sicherungen durchgebrannt, erklärt sie, während sie sich immer wieder die Tränen aus dem Gesicht wischt.
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Auch körperlich hat die junge Frau mit Problemen zu kämpfen. Sie ist magersüchtig und hat bereits mehrfach einen stationären Klinikaufenthalt hinter sich. Warum ihre Lebenssituation so ausgeartet ist, kann sie selbst nicht erklären. Vom Vater bekommt sie Unterstützung, sie spielt ein Musikinstrument und möchte in Kürze mit einem Studium beginnen. Schnell wird klar, dass bei der 19-Jährigen nur der Maßstab des Jugendstrafrechts in Frage kommt, bei all‘ den Problemen, die sie hat.
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Die Richterin deutet an, das Verfahren gegen sie einzustellen. Mit der Lösung ist auch die Staatsanwältin einverstanden. Aber: Die Richterin ermahnt die junge Frau eindringlich. „Du brauchst weiterhin dringend Hilfe und Unterstützung und musst zusehen, dass das nicht noch einmal passiert.“ Die Angeklagte nickt unter Tränen der Richterin zu. Die stellt mit Einverständnis der Staatsanwältin das Verfahren ein.
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