Hattingen. Die Vamed-Klinik in Holthausen wird ihre neurologische Früh-Reha-Klinik behalten. Möglich gemacht hat‘s eine Ausnahme in NRWs Krankenhaus-Landschaft.
Aufatmen bei der Vamed-Reha-Klinik in Hattingen-Holthausen: Die neurologische Klinik für Früh-Rehabilitation am Standort für schwerstkranke Patienten bleibt erhalten. Den ursprünglichen Plänen des NRW-Gesundheitsministeriums und dessen Krankenhaus-Reform zum Trotz. Hintergründe.
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Dirk Rottwinkel, der Geschäftsführer der Vamed-Reha-Klinik in Hattingen, sagt: „Ich freue mich außerordentlich über die Entscheidung des NRW-Gesundheitsministeriums, uns in den Krankenhausplan für die neurologisch-neurochirurgische Frührehabilitation aufzunehmen. Das ist für uns ein echter Ritterschlag.“
Neustrukturierung der neurologischen Früh-Reha
Denn die Krankenhaus-Reform des NRW-Gesundheitsministeriums sieht vor, die Frührehabilitation für schwerst betroffene Patienten nach etwa Schlaganfällen, Gehirnblutungen, Schädelhirntraumen, einer Sauerstoff-Unterversorgung künftig bevorzugt in Akut-Krankenhäusern vorzuhalten. Also in klassischen Krankenhäusern. Dabei bieten zahlreiche Reha-Kliniken in NRW schon seit Jahrzehnten eben diese neurologisch-neurochirurgische Frührehabilitation an - darunter auch die Vamed-Klinik in Hattingen.
Schon vor Jahren Gespräch mit den Verantwortlichen gesucht
Schon vor Jahren, als die Pläne für die Neustrukturierung der neurologischen Früh-Reha bekannt wurden, suchte die Vamed-Klinik daher das Gespräch mit den Verantwortlichen.
Nun kam die gute Nachricht: „Wir freuen uns, dass das Gesundheitsministerium unserer Argumentation gefolgt ist“, betont Dirk Rottwinkel. Und er fügt hinzu, es sei „ein bedeutender Schritt der dort Verantwortlichen, eine Reha-Klinik als akutmedizinisches Früh-Reha-Zentrum zuzulassen. Dafür bedanken wir uns - insbesondere im Namen unserer schwer betroffenen Patienten“.
Aufnahme in den Krankenhausplan NRW
Schwerst erkrankte neurologische Patientinnen und Patienten nämlich, die nach einer Akutbehandlung im Krankenhaus schnellstmöglich eine entsprechende Früh-Reha für eine bestmögliche gesundheitliche Wiederherstellung benötigen, müssen für eine solche Behandlung in der Vamed-Klinik künftig nicht mehr warten, bis diese auch genehmigt ist - was teils oft mehrere Wochen dauert.
Mit der Aufnahme ihrer neurologischen Früh-Reha-Klinik in den Krankenhausplan NRW kann die Vamed-Klinik in Holthausen fortan sofort im Anschluss an den Krankenhaus-Aufenthalt starten. So wie künftig auch jedes klassische Krankenhaus mit neurologischer Früh-Reha in NRW.
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Das Gesundheitsministerium habe seine Ausnahme-Entscheidung dabei damit begründet, dass die Vamed-Klinik Hattingen die einzige Klinik im Regierungsbezirk Arnsberg sei, die über eine Fachexpertise auch in der neurologischen Früh-Reha bei Kindern und Jugendlichen verfüge, sagt Klinik-Geschäftsführer Rottwinkel. „Wir können am Standort am Hagen eine neurologische Früh-Reha für Menschen von 0 bis 100 Jahren anbieten.“
Dafür habe man zum einen Mitarbeitende mit dem erforderlichen Knowhow (Ärzte, Pflegende, Therapeuten). „Zudem erfüllen wir alle Kriterien bezüglich der medizintechnischen Ausstattung und Diagnostik.“ So etwa gibt es vor Ort einen Magnetresonanztomografen, ein klinisch-chemisches Labor oder auch eine robotikgestützte Therapie. Diese hilft Betroffenen etwa dabei, alltägliche Bewegungsfähigkeiten wie Gehen oder Greifen wiederzuerlangen.
Neurologische Früh-Reha in Hattingen 595 Patienten pro Jahr vorgesehen
Für die akutmedizinische neurologische Früh-Reha in Hattingen sind laut Krankenhausplan 595 Patienten pro Jahr vorgesehen - ebenso viele hat die Reha-Klinik auch bislang versorgt. Doch mit einer Aufnahme in die Krankenhausplanung des Landes, so der Ärztliche Direktor Dr. Axel Petershofer, sei eine „noch umfassendere Versorgung“ möglich. Weil die zu erbringenden und vergüteten Leistungen in diesem Krankenhausplan klar geregelt sind; und nicht mit den Kostenträgern stets neu verhandelt werden müssen.
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>>> Umbau der Versorgungsstrukturen sorgt auch für Kritik
Landesweit kalkuliert das NRW-Gesundheitsministerium mit 6000 Patienten pro Jahr in der neurologischen Früh-Reha. Außer der Vamed-Klinik in Hattingen sollen nur noch zwei weitere Reha-Kliniken in NRW dieses Angebot künftig fortführen dürfen. Denn Kliniken, die in den neuen Krankenhausplan NRW aufgenommen werden, erhalten vom Land Geld für Investitionen. Reine Reha-Kliniken dagegen müssen mit ihren Tagessätzen oder Fallpauschalen auch notwendige Investitionen in die bauliche oder medizinische Infrastruktur tätigen.
Experten: Tatsächlicher Bedarf weitaus höher
Die Landesarbeitsgemeinschaft „NeuroReha NRW“ hatte immer wieder massive Kritik an dem Plan geübt, dass Versorgungsstrukturen in seit Jahrzehnten etablierten Reha-Kliniken in großem Umfang abgebaut werden und stattdessen in kleinen Einheiten an Akut-Krankenhäusern ohne weiterführende Rehabilitation geschaffen werden sollen. Auch sei der tatsächliche Bedarf weitaus höher als die kalkulierten 6000 Patienten jährlich.
Für schwer Betroffene habe dies „erhebliche Konsequenzen“, so Dr. Christoph Schäfer, Sprecher der Landesarbeitsgemeinschaft „NeuroReha NRW“. „Sie finden kurzfristig keinen Reha-Platz und müssen zunehmend von den Krankenhäusern in die Übergangspflege entlassen werden.“ Dadurch gehe wertvolle Zeit verloren, um verloren gegangene Fähigkeiten nach einer neurologischen Erkrankung wiederzuerlangen.