Hattingen. Das denkmalgeschützte Gemeindeamt von 1928 steht seit September leer. Die Stadt Hattingen versucht erneut, das Gebäude in Welper zu verkaufen.
Das 1928 errichtete Gemeindeamt in Welper ist für Fachleute ein architektonischer Augenschmaus, für Ansässige ein Stück Welperaner Stadtgeschichte, auf den ersten Blick aber: ein Sanierungsfall. Seit Jahren schon ringt die Stadt Hattingen um eine sinnvolle Nutzung des Gebäudes und beschränkt die Instandhaltung auf das Notwendigste. Jetzt unternimmt die Verwaltung erneut einen Anlauf, um das Amtshaus zu verkaufen.
Im Haupt- und Finanzausschuss am 28.11. soll die Politik den Vorschlag von Baudezernent Jens Hendrix beraten. Er möchte die städtische Grundbesitzung „Im Welperfeld 23“ aufgeben und im Rahmen des Erbbaurechts veräußern.
Die Kommune wäre dann finanziell nicht mehr mit dem Gebäude belastet, bliebe aber Eigentümerin des Grundstücks. Das Gebäude geht nach einem gewissen Zeitraum in das Eigentum des Käufers über, die Nutzung könnte die Stadt vertraglich steuern.
2009 Schimmelsporen im Gebäude entdeckt
Der Niedergang des Amtshauses begann 2009: Das Stadtarchiv in den Kellerräumen des Gemeindeamtes Welper war von Schimmelsporen befallen, weil jahrelang Wasser ins Haus gedrungen war. Eine Nutzung nach dem anderen zog aus: Arbeiterwohlfahrt und „Welper aktiv“, Mittagstisch und Hospizdienst, Bürgerbücherei und „Wir für Welper“ nutzen seit 2022 den neu eröffneten Stadtteiltreff an der Kita Hunsebeck. Nur die Mitarbeiter des Stadtteilbüros blieben.
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Doch inzwischen ist auch der Stadtumbau Welper beendet. Ein Zettel hängt an der Eingangstür des Amtshauses: Seit September 2024 finden die Sprechzeiten des Stadtumbaubüros nicht mehr vor Ort statt, nur noch per Mail oder telefonisch kann man sein Anliegen loswerden. Damit arbeitet niemand mehr im einstigen Welperaner Verwaltungssitz.
Hohe Kosten für Betrieb und Unterhaltung
Was also tun? Eine Sinnsuche im Auftrag der Grünen blieb erfolglos: „Es wurde keine geeignete öffentliche Nutzung gefunden, die dem Gebäude gerecht wird“, schreibt Jens Hendrix. Er warnt: „Der laufende Betriebs- und Unterhaltungsaufwand steht in keinem Verhältnis zur Nutzung. Weiterhin erhöht sich der bereits bestehende Sanierungsstau.“
Das vom Verfall bedrohte Gebäude steht unter Denkmalschutz, man darf es also nicht abreißen. Der Baudezernent möchte es gern zur Vermarktung ausschreiben: „Bei der Auswertung des Verfahrens wird sowohl das Nutzungs- als auch das denkmalgerechte Sanierungskonzept entscheidend sein.“
Entwurf des berühmten Architekten Georg Metzendorf
„Wir haben einfach keinen Bedarf für das Amtshaus“, so Hendrix. Und kritisiert, mit Blick auf Schulen, OGS-Räume, neue Feuerwache: „Die Stadt hat in den letzten Jahren die Anzahl ihrer Liegenschaften vervielfacht, ist aber nicht in der Lage, ihren Altbestand vernünftig zu pflegen.“ Mit einem Schmuckstück wie dem Amtshaus könne mancher privater Investor besser umgehen als zurzeit die Kommune. Das Gemeindeamt ist ein Entwurf des Essener Architekten Georg Metzendorf, der auch die Gartenstadt Hüttenau und die Siedlung Margarethenhöhe erbaut hat.
Ob die Pläne das Wohlwollen der Politik finden - und ob sich überhaupt ein Investor für das marode Gebäude findet, ist noch offen. Schon mehrfach stand ein Verkauf im Raum. Eine Interessengemeinschaft kämpfte für den Erhalt des Gebäudes, denn die Verwaltung wollte 2018 sogar den „Rückbau mit einer Sondergenehmigung“ ermöglichen. Mögliche Käufer - etwa die Gartenstadt Hüttenau oder die Awo - waren abgesprungen.
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