Hattingen. Mittagessen in der Kirche - und auch noch kostenlos? Das macht Hattingens St.-Georgs-Gemeinde bald möglich. Was hinter dem neuen Projekt steckt.

Das hat das Ruhrgebiet noch nicht erlebt: dass eine Kirche zum Gasthaus wird, in dem Menschen kostenlos zu Mittag essen können. In Hattingen aber wird genau das bald Wirklichkeit.

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„Vesperkirche“ nennt sich das Projekt, das Anfang 2025 in der St. Georgs-Kirche stattfinden wird. Vom 25. Januar bis 2. Februar kommen dabei in Hattingens zentraler Kirche in der Altstadt Menschen bei einem Essen zusammen - egal welcher Herkunft, Hautfarbe und Religion, egal ob wohnungslos oder wohl­habend. Hansjörg Federmann, Pfarrer der St. Georgs-Kirche, sagt, die Idee der Vesperkirche sei „getragen vom biblischen Gedanken der Gastfreundschaft. Das Essen ist dementsprechend kostenlos“.

„Die Vesperkirche wird nicht nur ein besonderes Erlebnis, sondern schafft auch einen Begegnungsraum, der Hattingerinnen und Hattinger in Verbindung bringt.“

Hansjörg Federmann, Pfarrer

Aufgetischt wird in der St.-Georgs-Kirche während der Vesperkirchentage dabei täglich gleich zweimal: um 12 und um 13 Uhr. Jeweils bis zu 110 Personen finden dann in der umgestalteten Kirche an eigens in diese geräumten Tischen Platz - in der Regel auf Kirchenbänken. „Aber natürlich“, so Federmann, „bieten wir auch barrierefreie Tische an“. Die Vesperkirche, ist der Pfarrer überzeugt, „wird nicht nur ein besonderes Erlebnis, sondern schafft auch einen Begegnungsraum, der Hattingerinnen und Hattinger in Verbindung bringt“.

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Vesperkirchen sind grundsätzlich zeitlich befristet: Sie finden nur in den Wintermonaten statt, und zwar direkt in der Kirche. Entstanden ist die Idee 1995 in Stuttgart. Für das Ruhrgebiet, sagt Hansjörg Federmann, sei dieses besondere Projekt aber eine echte Premiere. Im Vorfeld von RUHR.2010, als das Revier Europäische Kulturhauptstadt war, hätten Kirchen zwar schon einmal die Idee gehabt für eine Vesperkirche, erinnert sich der Geistliche. „Aber damals ist ein solches Projekt nicht zustande gekommen.“

Vesperkirche Hattingen
Planung und Durchführung der Vesperkirche in Hattingen liegen in der Hand eines Steuerungskreises. Ihm gehören Menschen aus Kirchengemeinden, Stadt, Diakonie, bürgerschaftlichen Initiativen, Geschäftsleben und Kultur an. Die 20 Mitglieder des Steuerungskreises sind inzwischen zu einem tatkräftigen Team zusammengewachsen. © Hans-Martin Julius kirche-hawi.de | Hans-Martin Julius

Federmann selbst kennt eine Vesperkirche aus seiner Zeit in Bielefeld, auch aus Gütersloh ist ihm eine solche bekannt. Letztere hat sich ein Team der St.-Georgs-Gemeinde zu Jahresbeginn auch angesehen und erläutern lassen. Und nun für Hattingen ins Leben gerufen. Mit den Vesperkirchen in Bielefeld, Gütersloh und im Kirchenkreis Niederberg steht das Hattinger Team nun im Erfahrungsaustausch.

Musik, Kultur und spirituelle Impulse

Musik, Kultur und spirituelle Impulse sollen an fünf Tagen die Hattinger Vesperkirche begleiten. Geplant sind ein interkulturelles Kaffee- und Teetrinken, eine Lesung mit Peter Gollan aus Rafik Schamis Buch „Wenn du erzählst, erblüht die Wüste“, ein Diskussionsabend zum Thema „Wohnen in Hattingen“, ein Spieleabend sowie ein Konzert mit der inklusiven Band Querbeet und Acki Löbbecke. Zwei besondere Gottesdienste an den Vesperkirchensonntagen (26.1 + 2.2.) umrahmen das Programm. Jeden Mittag beschließt zudem ein Instrumentalbeitrag der Musikschule Hattingen das Essen.

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Das Projekt der Vesperkirche trägt sich ausschließlich aus Spenden. So etwa steuert Gastronom Alfred Schulte-Stade die Gratis-Mittagessen bei. Die Diakonie Mark-Ruhr hilft praktisch mit, indem das Geschirr täglich in der Großküche am Haus der Diakonie gespült werden kann. Und für ein während der Vesperkirchenzeit ebenfalls stattfindendes tägliches kostenloses Kaffeetrinken ab 14.30 Uhr backt die AWO Holthausen Waffeln, und unter anderem Adeles Backstübchen, die Confiserie Harmonie und die Bäckerei Nieland spenden Kuchen.

Vesperkirche Hattingen
Bewirtet und begrüßt werden sollen die Gäste Vesperkirche Hattingen durch freiwillige Helfer. © Hans-Martin Julius | Hans-Martin Julius

Bewirtet und begrüßt werden sollen die Gäste durch freiwillige Helfer, pro Tag werden dabei 32 Mitarbeitende in unterschiedlichen Rollen gebraucht. Wer mithelfen möchte - als Einzelner oder als Team von bis zu zwölf Personen - kann sich ab sofort über das Webportal www.vesperkirche-hattingen.de anmelden.