Hattingen/Bochum/Essen. Nach einer Drogenrazzia in Hattingen droht fünf Männern das Gefängnis. Heikel könnte es auch für eine Bochumer Polizei-Mitarbeiterin werden.

Gepanzerte Fahrzeuge, Einsatzkräfte in chemikaliensicheren Schutzanzügen: Rund sieben Monate nach einer spektakulären Drogen-Razzia in Hattingen wird es für fünf Männer aus Bochum, Marl und Mülheim nun ernst.

Die Staatsanwaltschaft hat Haftstrafen von bis zu sieben Jahren und drei Monaten beantragt. Ankläger Philipp Brückner sprach in seinem Plädoyer am Essener Landgericht von einer Organisation, die alleine nicht zu bewältigen war.

Ecstasy-Presse aus China

Es war der 13. März, als der Zugriff erfolgte. Das Ziel war eine Gewerbehalle in der Kreisstraße in Hattingen. Gleichzeitig wurden Wohnungen in Bochum, Herne und Marl durchsucht. Dabei stellten die Fahnder kiloweise Drogen und Waffen sicher.

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Wie sich herausstellte, wurde in der Hattinger Halle in großem Stil Amphetamin hergestellt. Außerdem gab es eine Presse zur Produktion von Ecstasy-Tabletten, die extra in China bestellt worden war. Mit Kokain, Marihuana, Haschisch und LSD soll ebenfalls gehandelt worden sein. Das Rauschgift war in verschiedenen Wohnungen gelagert.

„Werkstatt in Drogenküche verwandelt“

Chef der Bande soll ein 42-Jähriger aus Bochum gewesen sein, der schon viel Zeit seines Lebens im Gefängnis verbracht hat. Die Halle in Hattingen hatte er 2017 gemietet, um – ganz legal – mit Kfz-Zubehör zu handeln. Anfangs lief das wohl auch ganz gut.

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Um den Gewinn zu steigern, kam schließlich jedoch noch ein zweites Standbein hinzu. Der 42-Jährige verlegte sich auf die Drogenproduktion und stieg auch in den Handel ein. „Die Werkstatt wurde dafür in eine Drogenküche verwandelt“, so Brückner.

Alle hatten einen eigenen Schlüssel

Am Ende sollen fünf Personen in die Abwicklung der zahlreichen Geschäfte eingebunden gewesen sein. Die nun Angeklagten waren Freunde und Bekannte, die der 42-Jährige zum Teil während früherer Haftzeiten kennengelernt hatte. Wie groß sein Vertrauen war, zeigt auch dieser Umstand: „Alle hatten einen eigenen Schlüssel für die Halle“, so Brückner.

Die Angeklagten zwischen ihren Verteidigern im Essener Landgericht.
Die Angeklagten zwischen ihren Verteidigern im Essener Landgericht. © WAZ | Jörn Hartwich

Der Versand der Drogen erfolgte in der Regel per Post, die Bezahlung soll zum Teil über Kryptowährungen abgewickelt worden sein. Und das hat sich offenbar gelohnt. Laut Staatsanwalt sollen pro Monat Zehntausende von Euros verdient worden sein.

Polizei-Mitarbeiterin unter Verdacht

Die Polizei hatte schon länger einen Blick auf die Gruppe geworfen. Telefone wurden abgehört, verdeckte Ermittlungen eingeleitet. Was die Fahnder allerdings nicht ahnten: Ausgerechnet in ihren eigenen Reihen soll es eine undichte Stelle gegeben haben.

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Eine Mitarbeiterin der Bochumer Polizei soll einen der Angeklagten mit Informationen versorgt und dafür Amphetamin erhalten haben. Die Ermittlungen gegen die Regierungsangestellte sind allerdings noch nicht abgeschlossen. Auch ihre Akte liegt bei der Staatsanwaltschaft Essen.

Weitreichende Geständnisse

Im Prozess hatte die Angeklagten umfassende oder weitreichende Geständnisse abgelegt. Der 42-jährige Hauptangeklagte erklärte sich am Montag sogar einverstanden, dass sein teurer Porsche-Cayenne eingezogen wird.

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Für seine vier mutmaßlichen Komplizen sind Gefängnisstrafen zwischen zwei Jahren und zwei Monaten Haft und fünf Jahren und drei Monaten Haft gefordert worden.

Dass die Strafanträge der Staatsanwaltschaft nicht noch höher ausgefallen sind, liegt auch daran, dass die gefundenen Waffen offenbar nicht sicher mit dem Drogenhandel in Verbindung gebracht werden können. Die Urteile sollen Anfang November gesprochen werden.