Hattingen. Wer in Hattingen oder Sprockhövel ein Haus kaufen will, wird wieder einfacher fündig. Auch die Preise sind gesunken. Doch es gibt neue Probleme.
Wer in den vergangenen Jahren ein Haus oder eine Wohnung kaufen wollte, der musste Glück haben, oder sofort zugreifen. Kaum war eine Immobilie zu verkaufen, war sie auch schon vergeben. Doch das hat sich 2023 massiv verändert, zeigt der aktuelle Grundstücksmarktbericht für den Ennepe-Ruhr-Kreis. Aber obwohl es mehr Häuser zu günstigeren Preisen gibt, werden weniger verkauft. Woran liegt das?
„Es ist nicht mehr so, dass die Häuser so schnell weg sind, dass sie gar nicht mehr auf den Markt kommen“, erklärt Stephan Cummerwie, Leiter der Geschäftsstelle des Gutachterausschusses vom Ennepe-Ruhr-Kreis. Und das, obwohl die Preise von Immobilien mittlerweile wieder gesunken sind.
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Warum die Zahl der Kaufverträge dennoch eingebrochen ist? „Grund dafür sind vor allem die hohen Zinsen für Darlehen.“ Diese seien im vergangenen Jahr nämlich massiv gestiegen, von 1 auf 4 Prozent. Cummerwie erklärt und rechnet vor: Wer sich vor dem Zinsanstieg noch ein 400.000-Euro-Haus leisten konnte, für den war jetzt nur noch ein Kaufpreis von 300.000 Euro möglich.
Grundlage des 116-seitigen Grundstücksmarktberichtes, der sich mit dem Immobilienmarkt im Ennepe-Ruhr-Kreis befasst, sind Kaufverträge, die in 2023 geschlossen und von den Notaren an den Gutachterausschuss übermittelt wurden. Berücksichtigt werden Verkäufe von bebauten und unbebauten Grundstücken sowie von Eigentumswohnungen.
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Dabei fällt für Hattingen besonders auf: Am häufigsten wechelten land- und forstwirtschaftlich genutzte Flächen den Besitzer. Beim baureifen Land für den privaten Hausbau und auch dem für Gewerbe, bleiben die Zahlen niedrig einstellig. Wenn bereits bestehende Häuser gekauft wurden, dann in Hattingen vor allem Ein- und Zweifamilienhäuser, kaum größere Objekte.
So sind zwei Mehrfamilienhäuser in Welper, die für 920.000 Euro verkauft werden sollen, auch weiterhin im Angebot. Überhaupt sind viele höherpreisige Immobilien zu verkaufen. Zu den Millionen-Häusern in Hattingen hinzugekommen ist ein Einfamilienhaus in Niederwenigern, das für 1,5 Millionen Euro verkauft werden soll.
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Was Stephan Cummerwie ebenfalls bei der Betrachtung der Zahlen aufgefallen ist: „Früher sind Häuser kaum unter dem Exposépreis verkauft worden, das hat sich wieder geändert.“ Vor allem bei gebrauchten Immobilien. Eine Rolle dabei habe aus seiner Sicht auch das Gebäudeenergiegesetz gespielt. Die Unsicherheit, wie umfassend saniert werden muss, welche gesetzliche Vorgaben es geben wird, wie in Zukunft geheizt werden darf: Das alles habe für Verunsicherung gesorgt und dass potenzielle Käufer zögerlicher werden. Der Tipp vom Fachmann: „Lassen Sie sich die letzten drei Verbrauchsabrechnungen zeigen“, erklärt Cummerwie. Daran lasse sich ableiten, wie der Sanierungsstand ist.
Während sich die Preise für gebrauchte Immobilien allmählich wieder erholen, sind Neubauprojekte erheblich teurer geworden. Grund dafür sind Baukostensteigerungen, die gestiegene Inflationsrate und das gestiegene Bauzinsniveau. Die Nachfrage nach Neubauprojekten im Ennepe-Ruhr-Kreis ist nahezu eingebrochen. Was aber auch zur Wahrheit gehört: Aktuell gebe es kaum Neubau-Gebiete, die derzeit in der Vermarktung sind. Eines der wenigen befindet sich in Hattingen auf der Winzerhöhe nahe der Ruhr. In Top-Lage sind sie nichts für kleine Geldbeutel.
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Einen Anhaltspunkt, wie realisitisch Preise sind, bietet der Bodenrichtwert, rät Cummerwie. Je nach Lage und Grundstücksgröße liegen die meisten Bodenrichtwerte für eine ein- bis zweigeschossige Bebauung im Ennepe-Ruhr-Kreis zwischen 220 und 320 Euro pro Quadratmeter. Bodenrichtwert-Spitzenreiter bleibt mit 600 Euro pro Quadratmeter der Ahlenberg in Herdecke. Hattingen weißt eine große Spanne auf - je nach Wohnlage kann man zwischen 200 und 480 Euro pro Quadratmeter, der zweithöchste Wert nach Herdecke, zahlen.