Hattingen. Mit Vollgas Richtung Bochum: Dabei haben zwei Autofahrer auch eine Rotlicht zeigende Ampel überfahren. Ein Polizist beobachtet das Rennen.

Über eine rote Ampel ist ein Mann in Hattingen gefahren und mit Tempo 110 bis 120 Kilometer pro Stunde Richtung Bochum gerast. Das hat ausgerechnet ein Polizist nach Dienstschluss beobachtet - und gehandelt.

Zwei Pärchen sollen sich, so die Anklage vor Gericht, am 30. Januar an der Essotankstelle an der Martin-Luther-Straße verabredet haben, um zum Hauptbahnhof Bochum zu fahren, wo sie sich „immer mal Kollegen treffen“, so der beschuldigte 21-Jährige. Gegen 22.25 Uhr ging es über die August-Bebel-Straße weiter über die Hüttenstraße über die Kosterbrücke bis zum Kreisverkehr an der Königsallee. Nur eben in rasendem Tempo.

Polizist beobachtet nach Dienstschluss illegales Autorennen in Hattingen

Ein Polizist, der nach Dienstschluss aus Hattingen gerade in seinem privaten Pkw Richtung Bochum nach Hause unterwegs war, bekam das Rennen mit. Er schildert, was sich auf der Strecke Richtung Nachbarstadt abspielte. Beteiligt waren ein Scirocco und der aufgemotzte Golf des 21-Jährigen. „Es waren zu der Zeit auch noch andere Wagen auf der Straße. Immer wieder wechselten der Golf und der Scirocco die Fahrspuren und betätigten die Lichthupe. Rechts, links, rechts, links setzten sie sich auch vor andere Autos und schossen dann beide bei Rotlicht über eine Kreuzung“, schildert der Beamte.

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Er rief seine Bochumer Kollegen an, die sich auf der Königsstraße auf den Weg machten, um das Rennen zu stoppen. Während sich der Angeklagte vor Gericht überhaupt nicht zu dem Geschehen äußert, widersprechen sich die beiden Zeuginnen, die als Beifahrerinnen mit in den Autos saßen. Die Erinnerung scheint beiden jungen Frauen sehr schwer zu fallen, wie Richter Johannes Kimmeskamp feststellt.

Zeuginnen des illegalen Autorennens widersprechen sich vor Gericht in Hattingen

Während sich eine Zeugin ganz genau daran erinnert, dass die jungen Männer auf keinen Fall bei Rot über eine Kreuzung gefahren seien, sondern höchstens bei Gelb, habe sie von zu hoher Geschwindigkeit oder einem Rennen nichts mitbekommen. „Vielleicht sind sie 80 km/h gefahren, wo 70 km/h erlaubt sind.“ Und verabredet, zum Hauptbahnhof Bochum zu fahren, habe man sich auch nicht. Dann wieder heißt es von einer anderen Mitfahrerin, man habe sich doch verabredet. Aber eben keinesfalls für ein Autorennen.

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Als Zeuge ist auch der Kumpel des Angeklagten geladen, der sich bereits in einem eigenen Verfahren wegen des Rennens vor Gericht verantworten musste. Auch er bleibt dabei: Eine Absprache zum Autorennen habe es nicht gegeben. Die Vertreterin der Staatsanwaltschaft erklärt in ihrem Plädoyer, dass der angeklagte Hattinger bereits zwei Eintragungen wegen Geschwindigkeitsüberschreitungen habe und hält den Sachverhalt für erwiesen. „Der Polizist als Zeuge war glaubwürdig und hat keine Aussagen gemacht, um den Angeklagten zu belasten.“ Es hätten sich allerdings Ungereimtheiten bei den Aussagen ergeben, die die beiden Frauen als Zeuginnen gemacht hätten. Sie fordert eine Geldstrafe von 3600 Euro und ein Jahr Führerscheinentzug, der Anwalt plädiert auf Freispruch.

Richter in Hattingen kritisiert rücksichtsloses Verhalten des Beschuldigten und Zeugenaussagen

Zwar sei sein Mandant zu schnell gefahren, aber dass er bei Rot gefahren sei und dass er sich für ein Rennen verabredet habe, dafür gebe es keine Beweise. Das sieht Richter Kimmeskamp anders. Der Beschuldigte muss 2700 Euro zahlen und den Führerschein für ein Jahr abgeben. Das Verhalten des Beschuldigten rücksichtslos gewesen. „Dass die Zeuginnen von dem Rennen nichts mitbekommen haben, glaube ich nicht.“

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