Hattingen. Harte Kritik, gar Klagen hat‘s gegen die Müll-Sammelstellen in Hattingen gegeben. Nun wird das neue Müllabfuhrsystem ausgeweitet, mit Neuerungen.
Das neue Müllabfuhrsystem der Stadt Hattingen geht in die nächste Runde. Weil Müllwagen nicht mehr rückwärts fahren sollen, hatte die Stadt Hattingen Anfang Mai erste Sammelstellen eingerichtet, zu denen die Bürgerinnen und Bürger ihre Mülltonnen selbst schieben müssen. Nun kündigt die Stadt an, voraussichtlich im Herbst in weiteren Abfallbezirken „Maßnahmen zur Risikovermeidung und -reduzierung bei Rückwärtsfahrten“ umzusetzen. Die Details.
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Rückblick: Um Unfälle und gefährliche Situationen für Mitarbeiter und Bürger zu vermeiden, dürfen Müllwagen auch in Hattingen nur ausnahmsweise rückwärts fahren. Diese Branchenregel gibt es seit 2017, Hattingen hat in diesem Frühjahr mit der Umsetzung der Richtlinie begonnen - und wollte die Gefahren durch rückwärtsfahrende Müllfahrzeuge durch die Einrichtung von Sammelplätzen verhindern. Eine umfassende Untersuchung der Hattinger Straßen durch Fachingenieure des Instituts für Abfall, Abwasser und Infrastruktur-Managements (INFA) in Ahlen hatte zuvor ergeben, dass rund 130 Straßenabschnitte im gesamten Stadtgebiet betroffen sind.
Müll-Sammelstellen in Hattingen: Harsche Kritik - und mehrere Bürgerklagen
Im Umfeld des Starts der neuen Regelung am 3. Mai im Bezirk 1 in Niederwenigern gab es allerdings harsche Kritik - und mehrere Bürgerklagen. Inzwischen hat die Stadt an einigen Standorten einen Rückzieher gemacht: Für fast 30 Hausbesitzer am Heideweg 8 bis 28 nahm sie die Maßnahme per Aufhebungsbescheid zurück. Dort gewähren Eigentümer der Stadt nun das Befahren ihrer privaten Grundstücke mit einem im Juni von der Stadt angeschafften kleineren Abfallsammelfahrzeug. Auch auf der Nikolaus-Groß-Straße 10 bis 28 soll dieses Engstellenfahrzeug eingesetzt, die Bescheide aufgehoben werden. „Aktuell“, sagt Stadtsprecherin Jessica Krystek, „müssen aber noch kleine Umbauarbeiten am Kleinfahrzeug durchgeführt werden. So wird zum Beispiel eine Gewichtsmessung eingebaut und ein Seitenschutz für die Müllwerker.“ Und auch für die Häuser 134 bis 138 der Straße Im Tal gibt es eine Alternativ-Lösung zur Müllsammelstelle: Durch Halteverbote wird den Müllfahrzeugen in dem Bereich fortan ein Wenden ermöglicht.
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Neuerliche massive Bürger-Proteste im Zuge der Neuausrichtung der Abfallsammeltouren hofft die Stadt fortan zu verhindern. Voraussichtlich im Herbst werden die nächsten Maßnahmen zur Risikovermeidung und -reduzierung bei Rückwärtsfahrten zwar umgesetzt - und zwar im Abfallsammelbezirk 2 (Niederwenigern und Niederbonsfeld), teilt die Stadt mit. Zwei Dutzend Straßen in den beiden Stadtteilen zählen dabei zu jenem Abfallsammelbezirk, aber nicht alle diese Straßen sind betroffen.
Das „Maßnahmen-Ranking“
Für die Risikovermeidung (gänzliches Vermeiden von Rückwärtsfahren) und Risikoreduzierung von Rückwärtsfahrten im Rahmen von Abfallsammeltouren, falls bei diesem Rückwärtsfahren „unumgänglich ist“, wurde, so die Stadt, jeweils ein „Maßnahmen-Ranking“ ausgearbeitet.
„Die zuoberst priorisierte Maßnahme wird zuerst angewandt und nur dann, wenn diese im Einzelfall nicht zielführend ist, werden die nachrangig priorisierten Maßnahmen angewandt.“
Die insgesamt elf Maßnahmen zur Vermeidung von Rückwärtsfahrten reichen dabei von einem anderen Anfahren des Standortes (1) bis zur Einrichtung bzw. der Verbreiterung eines Wendebereiches im Einzelfall (11).
Die insgesamt zehn Maßnahmen zur Gefahrenreduzierung bei Rückwärtsfahrten reichen von einer Abfuhr außerhalb starker Frequentierung (1) bis - perspektivisch - zum Einsatz sogenannter Rückfahrassistenz-Systeme (RAS). Der RAS-Kauf ist laut Stadt dabei für zukünftige Fahrzeuge geplant (10).
Jedem betroffenen Eigentümer soll nun Möglichkeit zum Austausch gegeben werden
Die grundsätzliche Vorgehensweise bei der Planung und Umsetzung von Maßnahmen in den einzelnen Straßenabschnitten habe man ohnehin „überarbeitet“, betont Lukas Rudelbach, Fachbereichsleiter Stadtbetriebe. Insbesondere die Bürgerkommunikation sei nun angepasst worden. „Nach interner Überprüfung eines Straßenabschnitts wird jedem betroffenen Eigentümer die Möglichkeit eines Austauschs über die geplante Maßnahme sowie eventuelle Vorschläge und die örtliche Gegebenheit angeboten, um idealerweise eine einvernehmliche Lösung finden zu können, bevor ein schriftlicher Bescheid erstellt wird.“
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Zum Start im Mai in Abfallsammelbezirk 1 hatten die betroffenen Haushalte unterdessen noch allesamt direkt einen Bescheid mit Angabe der jeweiligen Müllsammelstelle erhalten, einzig auf die Möglichkeit zur Klage am Verwaltungsgericht Arnberg verwies die Stadt in diesem.
Nun gibt sie sich bürgernäher.
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