Hattingen. Endlich wieder Kinozeit in Hattingen gab‘s jetzt mit dem Open-Air-Filmvergnügen im Freibad. Was Besuchende sagen & besondere Kino-Erinnerungen.

Hattingens Kino-Geschichte wieder aufleben lassen hat jetzt das Open-Air-Kino im Freibad Welper. Erinnerungen an die „Unendliche Geschichte“, das Dschungelbuch, Westernstreifen. Und an ein eiskaltes Erlebnis.

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Als am späten Freitagabend (30.8.) auf der großen Wiese des Freibades an der Marxstraße die französische Komödie „Willkommen bei den Sch‘tis“ auf einer riesigen Leinwand gezeigt wird, da fühlt sich das für die rund 180 Besuchenden ein wenig so an, als wäre Hattingen plötzlich wieder Kino-Stadt. Rund 100 Jahre war dies dabei der Fall, zum Teil existierten sechs Lichtspielhäuser gleichzeitig, im September 2010 schloss mit dem Central-Kino an der Bahnhofstraße 7 das letzte Filmtheater der Stadt. Die letzten Filme, die im Central liefen, trugen die Titel „Salt“ und „Männer al dente“. Bürgerinnen und Bürger erinnern sich indes an anderes.

Zum ersten Kinofilm im Central gab‘s für heute 50-jährigen Hattinger auch ein Eis

Jener heute 50-Jährige etwa, der in den 1970er-Jahren im Central seinen ersten Kinofilm überhaupt sah, zusammen mit seiner Mutter: das Dschungelbuch. „Ich war total aufgeregt“, sagt er. „Und wenn ich mich richtig erinnere, habe ich auch ein Eis bekommen.“ Michael Endes Fantasyfilm „Die unendliche Geschichte“ im Jahre 1984 sah der Hattinger dann als Zehnjähriger ohne elterliche Begleitung - mit Freunden.

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Sandra Vorkötter (51) ist das Central-Kino, an das heute nur noch ein Hinweisschild erinnert, ebenfalls noch gut im Gedächtnis. Die Mitarbeiterin der Stadt Hattingen war Anfang der 2000er-Jahre zusammen mit vielen Kindergruppen aus dem Haus der Jugend in dem Filmpalast, der bis zu 600 Zuschauenden Platz bot. „Das war für die Mädchen und Jungen jedes Mal ein super Erlebnis“, sagt sie. Und fügt hinzu: „Ich würde es total schön finden, wenn wir in der Stadt wieder eine solche Einrichtung hätten.“ Ein Rolf (74), der seinen Nachnamen nicht nennen möchte, hat unterdessen nicht allzu gute Erinnerungen ans Central, mit seinem heute 34-jährigen Sohn Michael sei er in diesem Mitte der 1990er-Jahr mal gewesen, „im Winter - da war nichts beheizt, es war eiskalt, wir haben ganz schrecklich gefroren“. Und den Filmtitel wohl auch darüber total vergessen.

In der Lichtburg vor allem Wild-West-Filme gesehen: „Das war spannend!“

Horst Dieter Johannes (86), Hattinger seit Mitte der 1950er-Jahre, sagt, schon als kleiner Steppke sei in dieser Stadt im Kino gewesen - „in der Lichtburg“. Mit Freunden sei er dabei zunächst noch aus Langenberg mit dem Rad zu dem Kino auf der Heggerstraße gefahren, habe in der Lichtburg vor allem Wild-West-Filme gesehen: „Das war spannend!“ Auch mit seiner Frau Hendrika (85) war er später mal „in der Lichtburg oder im Central“, erzählt Horst Dieter Johannes, „da haben wir Eiscreme gegessen. Popcorn gab es nicht“.

Eine etwas andere Verbindung zu Hattingens Kinogeschichte hat unterdessen Stepahnie Buschkowski (46). Ein „Herr Drenhaus“, sagt die Mutter von Laurenz (7) und Mauris (9), sei nämlich ihr Vermieter.

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Der Name Drenhaus spielt dabei für Hattingens Kino-Historie eine wichtige Rolle. In der „Glocke“ auf der Johannisstraße etwa - noch heute ein Restaurant - befand sich Hattingens erstes Ladenkino. Der Gastwirt Gustav Heinrich Drenhaus eröffnete es im Oktober 1907. Auch das Lichtspiel-Theater gehörte Gustav Drenhaus, 1911 an der Ecke Ost-/Heggerstraße eröffnet. Es zeigte das gleiche Programm wie die Glocke. Und ebenfalls zu den „Drenhaus-Kinos“ gehörte die Lichtburg auf der Heggerstraße, die seit 1937 insgesamt 34 Jahre lang existierte.

 Mit dem Andrang von 180 Besuchenden hatte das Veranstalterteam nicht gerechnet, sagt Stadtsprecherin Jessica Krystek, „weil das Wetter nicht unbedingt Lust auf eine Outdoor-Veranstaltung gemacht hat. Aber das hat die Leute anscheinend nicht abgeschreckt und zum Glück ist es auch trocken geblieben“.
 Mit dem Andrang von 180 Besuchenden hatte das Veranstalterteam nicht gerechnet, sagt Stadtsprecherin Jessica Krystek, „weil das Wetter nicht unbedingt Lust auf eine Outdoor-Veranstaltung gemacht hat. Aber das hat die Leute anscheinend nicht abgeschreckt und zum Glück ist es auch trocken geblieben“. © Stadt Hattingen | Krystek

All‘ das ist inzwischen Geschichte. Und auch das Open-Air-Kino im Freibad ist leider schon wieder vorbei. Diese Veranstaltung nämlich sei „rundum gelungen“ gewesen. „Die Leute waren sehr zufrieden und haben sich über die tolle Veranstaltung in einmaliger Atmosphäre gefreut“, zieht Stadtsprecherin Jessica Krystek ihr Fazit.

Beim Open-Air-Kino im Freibad Hattingen betreuten DLRG-Mitarbeiter den Verpflegungsstand. Es gab kalte Getränke und frisches Popcorn,
Beim Open-Air-Kino im Freibad Hattingen betreuten DLRG-Mitarbeiter den Verpflegungsstand. Es gab kalte Getränke und frisches Popcorn, © Stadt Hattingen | Krystek

Die DLRG hatte dabei den Verpflegungsstand betreut. Es gab kalte Getränke und frisches Popcorn. Das Angebot sei ebenfalls „sehr gut angenommen worden“, so Jessica Krystek über den Abend, der federführend von der städtischen Klimaschutzmanagerin Svenja Breddemann und dem Freibad-Team um Eric Lorenz und Niels Vogel organisiert worden war.

Ob es noch einmal ein Open-Air-Kino im Freibad gibt? Dazu könne sie zum jetzigen Zeitpunkt nichts sagen, teilte Stadtsprecherin Jessica Krystek auf WAZ-Nachfrage mit.