Hattingen/Sprockhövel/EN-Kreis. Eine App als Alarmierung für Ersthelfer im EN-Kreis lässt auf sich warten. Das sorgt für Ärger im Kreistag. Eine Reaktion ist besonders scharf.
In der Diskussion um die Qualität des Rettungsdienstes im Ennepe-Ruhr-Kreis, ausgelöst durch eine Recherche des SWR, die dem EN-Kreis Defizite bescheinigt, geht es auch um die App für Ersthelfer, die Leben retten kann. Eigentlich sollte sie in Hattingen, Sprockhövel und den anderen Städten im Kreis längst eingeführt sein. Eine Partei kritisiert den Zeitverlust jetzt scharf.
Am 22. März 2021 hat die CDU-Kreistagsfraktion Ennepe-Ruhr den Antrag gestellt, die Verwaltung zu beauftragen, die Einführung des Systems „Mobile Retter“ im Ennepe-Ruhr-Kreis zu prüfen und einen Vorschlag zur zügigen Umsetzung zu unterbreiten. Darauf weist jetzt CDU-Kreistagsmitglied Frank Machtenberg noch einmal hin, auf dessen Initiative der Antrag gestellt wurde. „Die zu erwartenden Kosten sollten noch für den Haushalt 2021 berücksichtigt werden, der Pilotbetrieb sollte im Jahr 2021 aufgenommen werden“, so Machtenberg.
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Als Begründung für die Einführung wurde unter anderem angeführt: „Im Ennepe-Ruhr-Kreis wird zwar im Falle eines Herz-Kreislauf-Stillstands der Anrufende von der Leitstelle angeleitet, mit Wiederbelebungsmaßnahmen zu beginnen. Mit dem System ,Mobile Retter‘ ergibt sich jedoch die Möglichkeit, den Rettungsdienst mit geschultem Personal zu ergänzen. Mit dem Notruf werden die dem Notfallort nächstgelegenen registrierten Retter zum Notfallort geführt. Die Erfahrungen haben gezeigt, dass die durch die App alarmierten Helfer den Notfallort durchschnittlich in vier bis fünf Minuten erreichen können. Damit sind sie häufig schneller als der Rettungsdienst. Die Überlebensrate bei Herz-Kreislauf-Stillständen kann damit signifikant verbessert werden.“
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Der Antrag wurde einstimmig vom Kreistag beschlossen. Weil keine Umsetzung zu erkennen war, hakte die CDU-Kreistagsfraktion mit einer Anfrage zum Sachstand nach. Die Antwort des Landrates habe den Hinweis enthalten, dass „die angestrebte Einführung eines app-gestützten Systems als sinnvolle Ergänzung des professionellen Systems der medizinischen Notfallrettung angesehen wird“. Es müsse aber geprüft werden, welche der verschiedenen konkurrierenden Ersthelfer-Apps zum Einsatz kommen sollte, und aufgrund der zu erwartenden Kosten sei ein nationales Vergabeverfahren durchzuführen, dessen Durchführung für das 4. Quartal 2022 vorgesehen ist.
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„Da wiederum keine Reaktion zu erkennen war, haben wir am 9. Oktober 2023 erneut nachgefragt“, sagt Frank Machtenberg. Die Antwort habe den Hinweis enthalten, die Ausschreibung habe noch nicht erfolgen können. Auch hätten benachbarte Kommunen beim Austausch gemeldet, dass mit „nennenswertem eigenen Personalaufwand zu rechnen sei“, für den keine freien Kapazitäten zur Verfügung stünden. Dennoch wurde das als freiwillige Leistung einzustufende Projekt wieder als sinnvoll bezeichnet, es sei aber nicht zu sagen, wann es starten könne. Der Kreistag müsste sich noch einmal für die Realisierung aussprechen und die entsprechenden Personalressourcen genehmigen.
Auch bei Sparmaßnahmen nicht vergessen, dass es um Menschenleben geht
Auch eine weitere Anfrage der CDU-Kreistagsfraktion Anfang 2024 habe nichts bewegt, kritisiert Machtenberg. Und regt an: „Die Recherche des SWR und die damit verbundene Berichterstattung sollte zumindest für das Thema wieder dringend sensibilisieren. Zu viel Zeit ist mittlerweile vergangen. Seit nunmehr mehr als drei Jahren kämpfen wir für die Einführung der Ersthelfer-App – unterstützt durch ein einstimmiges Votum des Kreistages. Auch wenn die finanzielle Situation des Kreises und der Städte schwieriger geworden ist und die Politik Sparmaßnahmen gefordert hat, darf nicht vergessen werden, dass es hier um Menschenleben geht. Den Ball jetzt wieder so an die Politik zurückzuspielen, dass dem Kreis ein entsprechender Auftrag für die freiwillige Leistung aufgrund der entstehenden Kosten erteilt werden müsste, ist der Sache wiederum nicht dienlich und höchst ärgerlich.“
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Vergleichbare Städte und Kreise hätten das lebensrettende System längst eingeführt - „ohne solche Anlaufschwierigkeiten“.