Hattingen. Wucher und Skandal: Die Kritik am teuren Parken im Reschop Carré Hattingen ebbt nicht ab. Ein Händler sieht indes die Stadt in der Pflicht.
Die Kritik am drastischen Anstieg der Tarife für das Parkhaus im Reschop Carrè reißt nicht ab. Bürgermeister Dirk Glaser hält das Vorgehen für skandalös und spricht von einer Frechheit. Ein Einzelhändler sieht indes die Stadt Hattingen in der Pflicht.
Parkhaus-Betreiber Saba-Parking aus Berlin kassiert seit der vorigen Woche zwei Euro pro angefangene Stunde sowie 18 Euro für ein Tagesticket – bis zum 31. Juli zahlten Carré-Kunden einen Euro für die erste Stunde, zwei für die zweite sowie einen Euro für jede weitere angefangene Stunde. Das Tagesticket kostete acht Euro.
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Dirk Glaser kritisiert den Preisanstieg als skandalös, will es bei seinen deutlichen Worten aber nicht belassen. „Wir werden uns direkt an den Beteiber des Parkhauses wenden und eine Rücknahme der Maßnahme fordern“, kündigt der Bürgermeister an. Das habe er mit der Ersten Beigeordneten und Rechtsdezernentin Christine Freynik so besprochen.
Buchhändler ist von den Parkhauspreisen im Carré doppelt betroffen
Formal seien die Einflussmöglichkeiten der Stadtverwaltung allerdings gering, räumt Dirk Glaser im Gespräch mit er WAZ ein. Das sieht auch Georg Hartmann so. Der Geschäftsführer von Hattingen Maketing will ebenfalls das Gespräch mit Saba suchen. Warnt aber vor allzu hohen Erwartungen. „Privatunternehmen können ihre Preise erst einmal so gestalten, wie sie wollen“, sagt Hartmann.
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Robin Müller spielt den Ball zurück. Der Inhaber der Buchhandlung Lebenswert an der Großen Weilstraße ist einer der Motoren der Kampagne „Nettes Hattingen“ in der Innenstadt. Und von den Parkhauspreisen im Carré doppelt betroffen.
„Ich bin dort Dauerparker und habe zunächst 40 Euro monatlich dafür bezahlt“, erzählt der Händler. Dann seien Jahr für Jahr zehn Euro draufgepackt worden. „Aktuell zahle ich 80 Euro. Das ist Wucher“, kritisiert Robin Müller.
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Was ihm als Einzelhändler noch schwerer im Magen liegt: die große Sorge, dass die Kundschaft wegbleibt. „Mit Blick auf die Konkurrenz durch den Onlinehandel ist die Lage ohnehin schwer genug“, sagt Müller. „Und Parktarife in dieser Höhe werden uns weitere Kundinnen und Kunden kosten.“
Für die Stadt Hattingen müsste das seiner Einschätzung nach Grund genug sein, selbst aktiv zu werden. „Warum macht man das Parken auf städtischen Parkflächen nicht kostenlos“, fragt er. „Die Stadtspitze muss handeln, sonst stirbt der Handel - und damit die Stadt.“
Chef der Wirtschaftförderung kann die Sorgen nachvollziehen
So dramatisch sieht Martin Serres die Lage nicht. „Die Sorgen der Händlerinnen und Händler kann ich voll und ganz nachvollziehen“, sagt der Leiter der städtischen Wirtschaftsförderung. „Die Höhe der Parkgebühren ist immer ein Faktor für die Zufriedenheit der Besucherinnen und Besucher mit dem Einkaufserlebnis in einer Stadt.“
Nach seine Einschätzung ist die Stimmung bei Hattingens Händlerinnen und Händlern „sicher nicht euphorisch, aber auch nicht dramatisch schlecht“.
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Allerdings kündigt auch Martin Serres an, das Gespräch mit dem Parkhaus-Betreiber suchen zu wollen. „Bisher hatten wir immer mit allen Beteiligten ein gutes Einvernehmen, alles dafür zu tun, dass Hattingen eine beliebte Einkaufsstadt bleibt“ erklärt der Wirtschaftsförderer. „Da müssen wir auch in diesem Fall wieder hin.“
Die Saba Park Deutschland GmbH war für die Redaktion nicht zu erreichen.