Hattingen. Henning Sandmann aus Hattingen erlebte in Paris einen deutschen Goldmedaillen-Gewinn live mit. Seine unvergesslichen Eindrücke von Olympia 2024.
Er hat einst einen späteren Olympia-„Goldjungen“ trainiert: den Blankensteiner Armin Eichholz, der mit dem Deutschland-Achter 1988 in Seoul gewann. Bei Olympia in Paris nun durfte der Hattinger Henning Sandmann erneut Gold für ein deutsches Ruderboot bejubeln. Besondere Eindrücke von einem ganz besonderen Sportevent.
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Auf der Tribüne an der Regattastrecke im Wassersportstadion Vaires-sur-Marne sitzen Henning Sandmann und seine Frau Renate am Samstag (3. 8.) inmitten zahlreicher weiterer Rudersport-Fans aus Deutschland und den Niederlanden. Als Oliver Zeidler, der große Favorit im Einer-Finale, etwa 200 Meter vor dem Ziel vor ihren Augen vorbeifährt, da wissen sie schon: Dieser Mann holt tatsächlich Gold! Mit großem Vorsprung schafft der 28-Jährige dabei als erster deutscher Einer-Fahrer seit Thomas Lange 1992 in Barcelona den Olympiasieg. Simon van Dorp, der Niederländer, wird zudem Dritter. Die Tribüne um die Sandmanns herum bebt.
Bei der Goldfahrt von Oliver Zeidler freudestrahlend die deutsche Fahne geschwenkt
„Fantastisch gemacht“ habe Oliver Zeidler das, sagt Henning Sandmann, der einstige Erfolgs-Coach bei den Ruderclubs Blankenstein und Witten, im Telefonat mit der WAZ. Er und seine Frau hätten lauthals gejubelt. Und freudestrahlend die deutsche Fahne, die sie eigens mitgenommen hatten zur Regattastrecke, geschwenkt. „Oliver Zeidler“, so der Hattinger, „stand ja vor diesem Rennen unter einem enormen Druck.“ Weil er in der Vorbereitung auf Paris seinen eigenen Weg gegangen sei - „und nicht den des Deutschen Ruderverbandes“. Bei seinen ersten Olympischen Spielen in Tokio vor drei Jahren hatte er - auch damals schon favorisiert - unterdessen ein Fiasko erlebt. Und das Finale klar verpasst.
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Kurz vor dem Ruder-Gold für Deutschland erlebt das Ehepaar Sandmann auch das Finalrennen des Deutschland-Achters mit, das dieser auf Rang vier beendet. Erstmals seit 16 Jahren verpasst das einstige Paradeboot des Ruderverbands damit eine Medaille. Henning Sandmann sagt gleichwohl: „Das war ein echter Aufwärtstrend.“ Er und viele der Rudersportfans auf der Tribüne um ihn herum glaubten jetzt, „dass da bald wieder etwas richtig geht für den Deutschland-Achter“.
„„Alle Ruderinnen und Ruderer wurden begeistert angefeuert, selbst die auf den letzten Plätzen.“
„Sehr beeindruckend“ nennt der 74-Jährige insgesamt die Atmosphäre im Stade Nautique, rund 30 Kilometer außerhalb von Paris. „Alle Ruderinnen und Ruderer wurden hier begeistert angefeuert“, sagt Henning Sandmann, „selbst die auf den letzten Plätzen. So etwas ist einfach olympische Stimmung, wie jede und jeder sie sich wünscht.“
Auch dem Sprockhöveler Finn Wolter hätte der Blankensteiner es dabei gewünscht, diese einzigartige Atmosphäre zu erleben - als Sportler. „Nicht zuletzt, um Finn in Paris live zu sehen, haben wir uns ja extra Olympia-Tickets gekauft. Doch leider hat der Deutsche Ruderverband den Leichtgewicht-Doppelzweier mit den besten Ergometer-Ruderern besetzt statt mit den Sportlern, die technisch am besten durchs Wasser rudern.“
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Bereut haben er und seine Frau Renate ihren Olympia-Trip indes nicht. Nicht nur wegen der Zeidlerschen Goldmedaille. Auch Paris selbst sei „ein Riesenerlebnis“ gewesen, sagt Henning Sandmann. „Wir haben etwa gestaunt über die riesige Zeltstadt, die die Franzosen entlang der Seine aufgebaut haben - nur für die Verpflegung der Volunteers.“
Auch die Beachvolleyball-Anlage am Eiffelturm und die offene Arena auf dem Place de La Concorde, wo unter anderen die BMX-Freestyle-Wettbewerbe stattfanden, seien „beachtlich. Da haben sich die Franzosen echt etwas einfallen lassen. Das hat Maßstäbe gesetzt“. Und schließlich seien er und seine Frau auch dem olympischen Feuer nahe gewesen - wenn auch nur bis in einige 100 Meter Entfernung. Denn wer den Heißluftballon mit der olympischen Flamme in den Tuilerien-Gärten, der abends 60 Meter hoch aufsteigt, von ganz nah sehen will, muss sich ein Ticket besorgen. „Das fand ich nicht okay.“
„Insgesamt aber“, sagt Henning Sandmann, „bleibt dieses Olympia für uns unvergesslich.“ Der goldene Moment in „seiner“ Sportart inklusive.