Hattingen. Die Feuerwehr Hattingen hat ein Problem: Aktuell schafft sie es nicht, innerhalb von acht Minuten mit genügend Rettern am Brandort zu sein.
Die Feuerwehr Hattingen erreicht eines ihrer Schutzziele für die Einsätze im Stadtgebiet nicht: Nachts und an Wochenenden ist die geforderte Einsatzstärke von zehn Rettern acht Minuten nach der Alarmierung meist nicht am Brandort. Jetzt gibt es einen Ansatz zur Verbesserung.
Mit dem Brandschutzbedarfslan 2015 hatte die Feuerwehr ihre Einsatzstrategie geändert. Bis dahin galt: Nach einer Alarmierung rücken mindestens zehn hauptamtliche Kräfte der Hauptwache am Wildhagen zum Brandort aus und erreichen ihn innerhalb von acht Minuten.
+++ Sie wollen keine Nachrichten mehr aus Hattingen verpassen? Dann können Sie hier unseren Newsletter abonnieren. Jeden Abend schicken wir Ihnen die Nachrichten aus der Stadt per Mail zu. +++
So verfährt die Wehr seit neun Jahren nur noch im Tagesbetrieb. Nachts und an Wochenenden, dem Zeitbereich 2, starten vom Wildhagen aus nur noch acht Retterinnen und Retter zum Einsatzort. Drei weitere sollten aus den Reihen der Freiwilligen Feuerwehr kommen. Doch dieser Teil des Plans ging nicht auf. Nur in jedem fünften Fall war die Wehr in der geforderten Zeit mit der geforerten Mannschaftsstärke vor Ort.
Seit Anfang Juli betreibt Med Care Professionel den zweiten Rettungswagen in Hattingen
„Wir haben darauf gesetzt, dass die Kolleginnen und Kollegen der Freiwilligen Feuerwehr nachts und an Wochenenden auf Alarmierungen schneller reagieren können als tagsüber, wenn sie ihre Berufe ausüben“, hatte Christine Freynik bereits im November 2022 erklärt. „Dass dies in der Realität nicht funktioniert, ist kein Vorwurf an die Ehrenamtlichen in den Löschzügen. Es ist leider einfach so.““, so die Erste Beigeordnete und Ordnungsdezernentin, die auch für die Feuerwehr zuständig ist.
>>> Folgen Sie unserer Redaktion hier auf Instagram unter auf Facebook – hier finden Sie uns.
Als Lösung wurde seinerzeit eine Idee verfolgt, die die Stadt Witten schon erfolgreich umgesetzt hat: den Betrieb eines der beiden im Stadtgebiet stationierten Rettungswagens an den Ennepe-Ruhr-Kreis abzugeben. Doch erst jetzt, fast zwei Jahre später, wird dies umgesetzt.
Um einen Rettungswagen rund um die Uhr im Einsatz zu halten, werden zehn Rettungskräfte benötigt. Fünf davon sind ausgebildete Feuerwehrleute, könnten also problemlos sofort in den Dienst auf der Hauptwache am Wildhagen versetzt werden und dort die Einsatzbereitschaft nachts und an Wochenenden wieder gewährleisten.
Die Kreisverwaltung hat den Plan gebillift, die Stadt Hattingen den Betrieb öffentlich ausgeschrieben. Und sich die Klage eines Anbieters eingehandelt, der sich bei der Vergabe ungerecht behandelt fühlt. „Das Gerichtsverfahren hat uns Monate gekostet“, berichtet Christine Freynik. Am Ende habe sich die Stadt Hattingen durchgesetzt.
Ergebnis: Seit Anfang Juli betreibt Med Care Professional den zweiten Rettungswagen in Hattingen. Der Rettungsdienstleister hat seinen Sitz im Hüttenpark.
Lesen Sie auch:
- Frauenhaus im EN-Kreis steht kurz vor dem Zusammenbruch
- Gastro in Hattingen: Drei-Gänge-Sommermenüs zum Sonderpreis
- Welper im Wandel: Das sagen die Bürger zum Stadtumbau
- Neuer Radladen Hattingen: „Im Notfall repariere ich sofort“
- „Ich wollte nie ‘ne Kneipe“: Das wird aus dem Kleinen Café
- Gastronomen in Hattingens Hügelland sind stinksauer
Das durch die Abgabe des Rettungswagens frei gewordene Personal verstärkt nun die Hauptwache am Wildhagen. Dennoch reicht es aktuell nur dazu, dass nach der Alarmierung neun statt acht Kräfte zum Einsatzort fahren und nicht die geforderten zehn.
Die neue Feuerwache Nord ist noch nicht fertig
Die Feuerwehr-Dezernentin nennt dafür zwei Gründe. „Einerseits fehlt es immer noch an Personal, das ist bundesweit ein Problem“, sagt Christine Freynik. Andererseits sei die neue Feuerwache Nord noch nicht fertig. „Von dem Standort aus können wir viele Ziele viel schneller erreichen.“ Der Bau des neues Feuerwehrgerätehauses steckt allerdings immer noch in den Planungen.
>>> Hier gibt es mehr Nachrichten aus Hattingen und Sprockhövel
Zeitgleich mit den Problemen der Hattinger Feuerwehr ist in dieser Woche die Einsatzschnelligkeit der Rettungsdienste bundesweit für Aufregung gesorgt. Auch dabei wird die Acht-Minuten-Vorgabe heftig diskutiert. Der Ennepe-Ruhr-Kreis wollte Fragen der WAZ zu dem Thema nicht beantworten und verweist auf eine Pressekonferenz in der nächsten Woche.