Hattingen/Sprockhövel/Witten. Das Gebäude ist marode, zudem gibt es Ärger um die Finanzierung der Frauenhilfe: Im EN-Kreis wird nach einer Lösung fürs Frauenhaus gesucht.

Das Frauenhaus steht kurz vor dem Zusammenbruch – im wahrsten Sinne des Wortes. Denn die Immobilie, die der EN-Kreis als Zufluchtsort für Frauen, die oftmals mit ihren Kindern vor gewalttätigen Männern flüchten und untertauchen, anbietet, ist mehr als baufällig. Jetzt wurde der Mietvertrag zum 31. Dezember 2025 gekündigt – und eine schwierige Suche läuft.

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Hattingen ist deswegen schon vor drei Jahren ins Blickfeld gerückt, weil es künftig eine offenere Einrichtung als bisher geben soll. Dem Verein „Frauen helfen Frauen“ schwebt ein großes Zentrum vor, das einen abgeschlossenen Wohnbereich für die schutzsuchenden Frauen bietet, zugleich aber auch einen öffentlichen Bereich, in dem die Frauenberatung, Gruppenangebote und Info-Veranstaltungen Platz finden. Hier in der Stadt sollte Raum dafür gefunden werden – sei es ein Um- oder ein Neubau.

Streit um die Finanzierung der Frauenhilfe im EN-Kreis

Seit dem vergangenen Jahr ist die Situation indes kompliziert, denn im EN-Kreis gibt es Streit um die Finanzierung der Frauenhilfe und damit auch des Frauenhauses. Im vergangenen Oktober folgte die rot-grüne Mehrheit im Kreistag etwa dem Vorschlag der Kreisverwaltung, die finanziellen Hilfen vornehmlich im Bereich Sachkosten zu kürzen.

Die Auseinandersetzung ist so existenziell, dass für die bis Ende 2023 gültige „Leistungs- und Vergütungsvereinbarung“ (LVV) zwischen Kreis und Trägerverein erst jetzt eine Nachfolgeregelung getroffen wurde. Der Verein wird im Jahr 2024 etwa 100.000 Euro überwiesen bekommen, hat allerdings seine Beratungsstelle in Witten geschlossen, um Kosten einzusparen.

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Das aktuelle Frauenhaus – weil es ein Schutzort ist, wird es auch an dieser Stelle nicht identifizierbar beschrieben – ist ein Gebäude aus dem Jahr 1890 und wird seit dem 1. Oktober 1992 von „Frauen helfen Frauen“ betrieben.

Ein Gutachter fällt ein vernichtendes Urteil: „Als Fazit konnte bereits im September letzten Jahres festgehalten werden, dass das Objekt die Anforderungen an ein dem jetzigen Stand entsprechendes Frauenhaus nicht erfüllen könne. Mittelfristig ist die weitere Nutzung des Gebäudes nicht zu verantworten“, heißt es dazu in der Vorlage des Ennepe-Ruhr-Kreises.

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Nach intensiver Suche – u.a. eben in Hattingen – kristallisierte sich am Ende nur eine Lösung heraus, die bezahlbar in einem zeitlich adäquaten Rahmen umsetzbar ist und den Anforderungen entspricht: Die Wohnungsbaugesellschaft EN Wohnen hat eine Immobilie im Bestand, die passen könnte. Diese würde EN Wohnen energetisch kernsanieren und hat dem Kreis Bereitschaft signalisiert, das Gebäude in diesem Zuge auch für die Sicherheitsaspekte eines Frauenhauses zu ertüchtigen.

„Frauen helfen Frauen“ als Träger ist von Lösung noch nicht begeistert

„Frauen helfen Frauen“ als Träger ist von dieser Lösung allerdings noch nicht ganz so begeistert und hat Bedenken geäußert. Hauptsächlich geht es um die Aspekte Sicherheit und Anonymität. Gleichzeitig sollte eine Anbindung an den ÖPNV gegeben sein, weil die Frauen zumeist nicht mobil sind. Nahe Einkaufsmöglichkeiten sowie eine Kita- und Schulanbindung zählen ebenfalls zu den Voraussetzungen.

„Dies alles ist aus Sicht der Verwaltung an dem neuen Standort gegeben“, teilt der Kreis mit.

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Ein Einzug wäre nach Einschätzung von EN Wohnen zum Jahresende 2025 möglich, wenn die Rahmenbedingungen wie auch endgültige Anforderungen an das Gebäude und Baurecht zum Jahresende 2024 feststehen.

Mit einem einstimmigen Beschluss hat der Kreistag die Verwaltung nun beauftragt, den Mietvertrag für die aktuelle Immobilie des Frauenhauses zum 31. Dezember 2025 zu kündigen. „Sofern sich die Realisierung des Projekts verzögern sollte, kann der Mietvertrag in gegenseitigem Einverständnis entsprechend verlängert werden“, heißt es zudem aus dem Kreishaus.