Hattingen. Abenteuerlust: Eine Gruppe aus Hattingen wagt sich über die Alpen – die größte Herausforderung wartet am Ende ihrer Reise. Eine Grenzerfahrung.

Eine Wanderung durch drei Länder? In nur sieben Etappen? Mit 5000 Höhenmetern? Dieses Abenteuer hat eine Gruppe aus Hattingen gewagt. Eine Grenzerfahrung.

Gemeinsam mit dem Pädagogen Christian Dietz (41) hat sich die Gruppe auf dem berühmten „E5“, einem Wanderweg, der von Oberstdorf bis nach Meran führt, über die Alpen gewagt. Dietz, passionierter Wanderer und Lehrer am Berufskolleg Hattingen, hatte für dieses Projekt im vergangenen Herbst eine eigene AG an seiner Schule ins Leben gerufen. „Ich wollte mit den Schülerinnen und Schülern zusammen etwas erleben, das einfach Spaß macht“, sagt er. Und er hoffte, sie mit der Alpen-Überquerung über die großen Gipfel in Deutschland, Österreich und Italien fürs Wandern nachhaltig zu begeistern. Am Ende schlossen sich auch Ehemalige, ein Kollege und der Vater eines Schülers der Wanderung an.

Gemeinsam mit Christian Dietz (41), Lehrer am Berufskolleg Hattingen, hat sich eine Gruppe aus Hattingen auf dem berühmten Wanderweg „E5“ über die Alpen gewagt.
Gemeinsam mit Christian Dietz (41), Lehrer am Berufskolleg Hattingen, hat sich eine Gruppe aus Hattingen auf dem berühmten Wanderweg „E5“ über die Alpen gewagt. © Dietz | Dietz

Etliche Herausforderungen galt es für die 14-köpfige Gruppe, das Gros davon noch vor einem Jahr ohne Wandererfahrung, während der Alpen-Überquerung zu meistern. Da etwa waren die für die meisten ungewohnten Hüttenlager, wo man in den Schlaf finden muss, umgeben von einem Dutzend teils schnarchender Menschen. Auch das tägliche stundenlange Wandern im Gebirge fiel nicht jeder und jedem wirklich leicht - trotz der Vorbereitungstouren in der Elfringhauser Schweiz und im Hattinger Umland.

Neben einem schmalen, vereisten Weg ging‘s mehrere hundert Meter in die Tiefe

Die wohl größte Herausforderung war aber der Abstieg am letzten Tag, als die Hattinger Gruppe unter anderem einen sehr schmalen, vereisten Weg entlanggehen musste. „Man musste auf jeden Schritt achten“, sagt Noel Hamm (23), „sonst wäre man abgestürzt. Da habe ich erstmals so etwas wie Höhenangst verspürt.“ Und Louis Reinders (20) sagt: „Zur Seite ging es mehrere hundert Meter in die Tiefe. Es ist dort sogar jemand verunglückt.“ Eine Woche zuvor.

An manchen Weg stellen musste man auf jeden Schritt achten.
An manchen Weg stellen musste man auf jeden Schritt achten. © Dietz | Dietz

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Doch am Ende ist für die Hattinger Gruppe alles gut gegangen, wie es auch sonst keine Verletzten gab während der sieben Tage. Abgesehen davon, dass sich Christian Dietz das Steißbein prellte bei einem der besonderen Erlebnisse dieser Abenteuerreise: Louis Reinders, Luca Hamm und Florian Tschamler (16) sagen, von der Braunschweiger Hütte seien sie alle an Tag sechs auf ihren Rucksack-Regenplanen (und teils auch auf dem Hosenboden) ein Schneefeld heruntergerutscht - mehrere hundert Meter in die Tiefe - in einer Art Bobbahn, die andere Wanderer bereits in den Schnee gerutscht hatten „Das war für uns das coolste Erlebnis.“

Ein Eisbad auf 2700 Metern Höhe

Luca Hellmann (21) erklärt unterdessen, für ihn „das Coolste“ sei sein Eisbad in einem kleinen Wasserloch gewesen - auf 2700 Metern Höhe. Zwei, drei Grad sei das Wasser warm gewesen, schätzt der 21-Jährige, der früher schon einmal in Norwegen Eisbaden war. „Doch in dieser Alpen-Landschaft“, sagt er, „war das auf jeden Fall ein Erlebnis.“

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Dass mitten im Sommer noch so viel Schnee lag in den Alpen, hat manchen Tour-Teilnehmer überrascht.
Dass mitten im Sommer noch so viel Schnee lag in den Alpen, hat manchen Tour-Teilnehmer überrascht. © Dietz | Dietz

Was die Hattinger Gruppe am meisten überrascht hat bei ihrer Tour? „Dass mitten im Sommer tatsächlich noch so viel Schnee lag in den Alpen“, sagt Luca Hellmann. „Wie gut die Stimmung und Harmonie in unserer Wandergruppe war, obwohl wir ein zusammengewürfelter Haufen verschiedener Altersklassen waren“, sagen Louis Reinders und Noel Hamm. Und Florian Tschamler sagt, am meisten überrascht auf dieser sehr besonderen Reise habe ihn „die Schönheit der Alpen“. Er habe „noch nie zuvor etwas Vergleichbares gesehen“ .

Gruppe aus Hattingen hat sich schon für die nächste gemeinsame Wanderung verabredet

Auch für Artur Weutke (28), einen der wenigen Tour-Teilnehmenden mit Wandererfahrung („sehr viel“), war die E5-Route eine, die ihm nachhaltig in Erinnerung bleiben wird. „Absolut wunderschön, auch die kleinen Dörfer und Städte.“ An seine Leistungsgrenzen gebracht habe ihn die Alpen-Überquerung aber nicht. Weshalb der 28-Jährige nun eine neue Wander-Challenge plant, durchs Alpbachtal. 50 Kilometer, fast 3.000 Höhenmeter - in höchstens 24 Stunden. Da will auch er ans persönliche Limit gehen.

Schon kurz nach der Alpen-Überquerung verabredete sich die Gruppe aus Hattingen für die nächste gemeinsame Wanderung, verrät Lehrer und Initiator Christian Dietz.
Schon kurz nach der Alpen-Überquerung verabredete sich die Gruppe aus Hattingen für die nächste gemeinsame Wanderung, verrät Lehrer und Initiator Christian Dietz. © Dietz | Dietz

Die gesamte Gruppe, sagt unterdessen Christian Dietz, habe sich schon kurz nach der Alpen-Überquerung „für die nächste gemeinsame Wanderung verabredet“. Ziel erreicht.