Hattingen. Es ist ein besonderer Baum in Hattingen, der für Rosika Hermes eine Herzenssache ist. Auf der Streuobstwiese drumherum dürfen sich alle bedienen.

Was es in Hattingen gibt: Obst selber sammeln - und das kostenlos: Das geht in Hattingen. jetzt steht für das Projekt Streuobstwiese die offizelle Einweihung bevor. Für Rosika Hermes ist einer der Obstbäume, eine wertvolle alte Sorte, eine Herzensangelegenheit und erinnert an besonders abenteuerliche Touren quer durch Deutschland.

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Mühsam kämpft sich Rosika Hermes durch das hüfthohe Gras auf dem Südhang im Gethmannschen Garten: Hier steht ein junges Birnenbäumchen, eine alte Sorte, die der Seniorin viel bedeutet.

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Rosika Hermes, pensionierte Grundschullehrerin und Wahl-Hattingerin seit 2017, setzt eine Leidenschaft ihres verstorbenen Mannes fort: Geschichtslehrer Wolfgang Hermes hat im Gethmannschen Garten nach dessen Reaktivierung einen Waldlehrpfad angelegt. Rosika Hermes kennt sie alle, die Bäume, die mit einer Plakette gekennzeichnet sind: Hier eine imposante Kiefer, dort eine stattliche Esche. „Weiter oben war einst eine Tannenallee; die Bäume haben aber den Ausstoß der Henrichshütte nicht verkraftet, sie sind eingegangen“, weiß Rosika Hermes.

Rosika Hermes an dem kleinen Birnbaum auf der Wiese im Gethmannschen Garten in Hattingen. Das Bäumchen ist eine Herzenssache für sie.
Rosika Hermes an dem kleinen Birnbaum auf der Wiese im Gethmannschen Garten in Hattingen. Das Bäumchen ist eine Herzenssache für sie. © FUNKE Foto Services | Walter Fischer

Dasselbe Schicksal hatte auch die Obstbaumallee, die hier ihr früheren Zeit stand. Einige Teile des großbürgerlichen Fabrikanten-Parks hat die Stadt inzwischen wieder rekonstruiert, auf dem Südhang entsteht seit einigen Jahren eine Streuobstwiese.

Noch ist den Blankensteinern das Konzept für den Südhang aber nicht klar: „Wenn das eine Streuobstwiese ist, wie das auf den Hinweisschildern steht, müsste ja mindestens zweimal im Jahr gemäht werden“, wundert sich Rosika Hermes. Sonst fände man ja das Fallobst im hüfthohen Gras gar nicht. Dabei werde doch ausdrücklich darauf hingewiesen, dass Gartenbesucher das Obst mitnehmen dürfen.

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Und das gilt auch für die ganz besonderen Birnen, die Hermes hier pflegt. Denn auf der Streuobstwiese hat auch die kleine Birne der Sorte „Gute Graue“ einen Standort gefunden. Der Museumsförderverein hatte für das Bäumchen gesammelt. Die Birne und auch die anderen Obstbäume werden in Kürze mit einer Plakette gekennzeichnet, die im Rahmen eines Förderprogramms den Waldlehrpfad mit regional-gesellschaftlichem Bezug würdigen. Auf den großen, alten Bäumen sind bereits die QR-Codes angebracht.

Einweihung der Wiese

Am 6. September (15.30 Uhr) soll die Streuobstwiese mit der Birne und den dann ausgezeichneten Bäumen in einer kleinen Feier eingeweiht werden. Die findet zeitgleich mit dem Butterbrotmarkt statt und wird in Zusammenarbeit mit dem Kunstverein, dem Museumsförderverein und dem Heimatverein organisiert. Rosika Hermes hat etxra auf dem Trödelmarkt mitgemacht, um den Erlös daraus nun für die Vorbereitung der offiziellen „Vorstellung“ des kleinen Birnbaums verwenden zu können.

Ein Sämling der aus Frankreich stammenden „Beurré Gris“ (Gute Graue), eine französische Griesbirne, wurde im 18. Jahrhundert zufällig entdeckt. Sie gehört zu den wertvollen alten Sorten, die noch heute angebaut werden.

Rosika Hermes Herz schlägt besonders für die kleine Birne. Dass es genau diese Sorte sein musste, hat ihre Geschichte in der Kindheit ihres verstorbenen Ehemannes: „Mein Mann ist als Jugendlicher in den Sommerferien immer mit dem Rad von Hattingen zu Verwandten nach Lübeck gefahren. Übernachtet wurde in Scheunen und Jugendherbergen. Die Eltern waren nicht beunruhigt – solche Touren konnte man damals gefahrlos machen. Die abenteuerliche Schülerreise führte auch entlang langer Obstbaum-Alleen, und da war die ‚Gute Graue‘ dabei“, erinnert sich Rosika Hermes an die Erzählungen ihres Mannes. Man habe die Birne mit der grau-braunen Schale schnell verzehren müssen, weil sie dazu neige, rasch mehlig zu schmecken, so seine Empfehlung.

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Auf der Streuobstwiese im Gethmannschen Garten in Hattingen soll sich jeder bedienen können.
Auf der Streuobstwiese im Gethmannschen Garten in Hattingen soll sich jeder bedienen können. © FUNKE Foto Services | Walter Fischer

Mit der Pflanzaktion und der Erweiterung der Streuobstwiese setzt Hermes nun die Vorstellung ihres Mannes fort: „ Er hat es immer mit einer Idee von Willy Brand gehalten“, erinnert sie sich und zitiert den ehemaligen Bundeskanzler: „Es ist wichtiger, etwas im Kleinen zu tun, als im Großen darüber zu reden.“

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