Hattingen. Schon seit 65 Jahren sind Elsa und Helmut Kalsbach (beide 89) aus Hattingen verheiratet. Wie ihre Liebe so lange gehalten hat.

Sie lernten einander kennen wie so viele Paare: am Arbeitsplatz. Doch die Umstände dabei waren höchst ungewöhnlich. Inzwischen sind Helmut Kalsbach und seine Frau Elsa seit 65 Jahren miteinander verheiratet, am Sonntag (30. Juni) feiern sie ihre eiserne Hochzeit.

89 Jahre alt sind die eisernen Brautleute inzwischen, doch ihre folgenreiche erste Begegnung in den 1950er-Jahren in einem der ersten Selbstbedienungs-Supermärkte in Bochum ist ihnen bis heute bis ins Detail lebendig geblieben: Der junge Helmut Kalsbach war damals in der Lebensmittelbranche tätig, wurde als Führungskraft, als „Substitut“, aufgebaut. Deshalb war er vorübergehend in der Filiale der aus Hattingen stammenden Handelskette Hill eingesetzt.

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Der jungen Nachwuchskraft Helmut Kalsbach oblag es unter anderem, das Kleingeld für die zehn Kassen von der Bank zu holen. „Das war eine ganze Menge Geld, wir haben die Groschen aber nicht einzeln gezählt, sondern die Säckchen mit dem Hartgeld in unserer Filiale gewogen“, erinnert er sich. Und zwar in der Abteilung, in der es Waagen gab: der Fleisch- und Wurstabteilung. Und genau da arbeitete damals Elsa, eine ausgebildete Fleischerei-Fachverkäuferin. „Mir war er auch schon aufgefallen. Er war sehr nett“, erinnert sie sich zurück an ihre erste Begegnung.

Nach erster Begegnung begleitete Helmut Kalsbach Elsa nach Hause

Schnell fügte sich eins ins andere, Helmut sagte: „Bitte warte auf mich, bis ich Feierabend habe. Ich bringe Dich nach Hause.“ Was Elsa annahm. Rückblickend, sagt Helmut Kalsbach, habe sich der Gang von mehreren Kilometern damals dann ganz schön hingezogen. „Elsa ist sonst immer mit der Bahn nach Hause gefahren, zu Fuß schien der Weg endlos. Insgeheim habe ich mein Angebot, sie nach Hause zu begleiten, bereut. Zumal es Winter war“, schmunzelt er.

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Doch aus dem ersten gemeinsamen Spaziergang wurde eine lebenslang haltende Beziehung. 1958 verlobten sich Elsa und Helmut, im Jahr darauf heirateten sie. Zwei Töchter, vier Enkel und fünf Urenkel haben die Kalsbachs inzwischen, beide haben immer gearbeitet. Als ihre Kinder klein waren, sagen Elsa und Helmut Kalsbach, „haben sehr liebe Nachbarn, ein kinderloses Ehepaar, sich wie Ersatzeltern um unsere Mädchen gekümmert“.

Handball spielte eine große Rolle im Leben der Kalsbachs aus Hattingen

Aber es gab nicht nur ein Leben voller Arbeit; auch Handball spielte eine große Rolle im Leben der Kalsbachs - inklusive Familienmitgliedschaft im Sportverein VfL Winz-Baak 1912. „Meine Frau hat mich zu allen Spielen begleitet, später habe ich dann unter anderem im Vorstand mitgearbeitet. Elsa war stets dabei - und bei den Feierlichkeiten und beim Vereinsleben mit Salaten und Kuchen fürs leibliche Wohl verantwortlich“, beschreibt Helmut Kalsbach die gemeinsame Freizeitgestaltung. An ihre Kinder und Enkel hat das eiserne Hochzeitspaar die Handball-Leidenschaft übrigens weitergegeben.

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Ihr Leben haben die Kalsbachs dabei auch in Alben dokumentiert. Helmut Kalsbach hat alle alten Fotos digitalisiert, viele Familienthemen in Texten und Bildern festgehalten. „Er hat immer schon gerne geschrieben“, erinnert sich Elsa Kalsbach. Und so schickte er auch während der Pandemie seinen Urenkeln mehr als 50 Briefe, kleine bebilderte Stimmungsberichte und Alltagsgeschichten, um mit ihnen in Kontakt zu bleiben.

„Jedem von uns gebührt eine Seite der Medaille“

Helmut Kalsbach
Über die Mitverdienste seiner Frau an der „Dankeschön“-Medaille

Höhen und Tiefen haben sie miteinander durchgestanden, Elsa und Helmut Kalsbachs, auch manche Schicksalsschläge verkraftet. Was das Geheimnis ihrer lebenslangen Liebe ist? Das zeigt vielleicht dies: Der außerordentliche Einsatz Helmut Kalsbachs im VfL Winz-Baak 1912 - als Spieler, Trainer, Schiedsrichter, in verschiedenen Vorstandsfunktionen, von 1993 bis 2006 sogar Geschäftsführer - wurde 2017 mit der Ehrenamts-Medaille von WAZ und Sparkasse gewürdigt. Der Hattinger wollte die „Dankeschön“-Medaille damals wie heute aber nicht für sich allein beanspruchen: „Jedem von uns gebührt eine Seite der Medaille“, sagt er in Richtung Elsa.

Das Eiserne Paar: Es lebt seit 65 Jahren ein „Wir-Gefühl“.