Hattingen. Hattingen und Sprockhövel waren beim Sommermärchen voll im Fußballfieber. Wie die Fans damals feierten, zeigen unsere Bilder und Geschichten.

Seit Monaten wird darüber geredet, jetzt geht es endlich los: Die Fußball-EM 2024 soll zum nächsten deutschen Sommermärchen werden. Zeit, sich noch einmal zu erinnern: Wie war das eigentlich 2006 in Hattingen und Sprockhövel? Wie haben wir damals mit der deutschen Elf gezittert, gebangt, gehofft und gefeiert? Hier ist unser Rückblick auf das Sommermärchen 2006.

Die Eisenmänner im WM-Fieber? Sie sind passend dekoriert.
Die Eisenmänner im WM-Fieber? Sie sind passend dekoriert. © WAZ | KREIKENBOHM, Udo
Deko gibt es aber auch für die menschlichen Fans in fast jeder Landesfarbe.
Deko gibt es aber auch für die menschlichen Fans in fast jeder Landesfarbe. © WAZ | KREIKENBOHM, Udo

Fahnen aus 80 Ländern hängen über den Köpfen der Passanten in der Fußgängerzone. Auch Egon Nikulin hängt damals seine Fahne dazu - sie ist türkisfarben und gehört zu seinem Heimatland Kasachstan. „Die Welt zu Gast bei Freunden“: Dieses Motto der Fußball-WM 2006 will auch die Stadt Hattingen nach außen tragen. Dabei gibt es durchaus Animositäten. So will die chinesische Botschaft nur eine Flagge schicken, wenn keine tibetische aufgehängt würde, erinnert sich damals die WM-Beauftragte Susanne Wegemann, die verschiedenste Botschaften kontaktiert hat. Leihweise oder geschenkt bekommt Hattingen viele Flaggen zugeschickt. Glück: In der schwedischen Botschaft fragt Hattingen als erste Stadt an, viele danach gehen leer aus.

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Selbst die kirchlichen Gemeinden zeigen sich fußballverrrückt. Die evangelische Gemeinde in Winz-Baak zeigt Spiele auf der großen Leinwand, ebenso die Hattinger Gemeinde an der Schulstraße.

In der Gebläsehalle werden viele Spiele live gezeigt.
In der Gebläsehalle werden viele Spiele live gezeigt. © WAZ | KREIKENBOHM, Udo

In Sprockhövel sind die WM-Gäste in Geigers Camp untergebracht. Es gibt viele eigerichtete Holzhütten und ein großes Festzelt. 4500 Übernachtungen sollen hier möglich sein. Ein Blockhaus ist von einem Sicherheitsdienst und einen privaten Ärzteteam belegt, die für Sicherheit sorgen. Kurz vor WM-Start veranstaltet die Feuerwehr dort auch eine Rettungsübung.

Der Auftakt der Fußball Weltmeisterschaft wird in Obersprockhöveler in Geigers Camp mit einem Riesen-Fanfest gefeiert.
Der Auftakt der Fußball Weltmeisterschaft wird in Obersprockhöveler in Geigers Camp mit einem Riesen-Fanfest gefeiert. © POLL, Arne | POLL, Arne

Ganz nah dran an der WM sind die Blankensteiner Boys: Jonas, Janis, Alexander, Yann, Nick und Dennis. Vor dem Spiel Trinidad und Tobago gegen Schweden werden die sechs Nachwuchsfußballer die Fifa-Fahne aufs Spielfeld in Dortmund tragen. Sie haben die Abstimmung im Internet gewonnen und sind nun live dabei. Auch Eskortenkind Nils Lehrke (8) aus Welper kommt den Stars ganz nah, wenn er auf Schalke beim Spiel USA gegen Tschechien einen Spieler begleiten darf. Auch Julian Roßbach (7) ist als Eskorte dabei - für Ghanas Al-Hassan Shilla Illiasu. Als Lead Volunteer kümmert sich der Holthauser Tom Aust um die Medienvertreter in Dortmund.

Nils läuft als Eskortenkind mit einem Spieler ins Stadion.
Nils läuft als Eskortenkind mit einem Spieler ins Stadion. © WAZ | KREIKENBOHM, Udo
 Julian Roßbach (7) ist als Eskorte dabei - für Ghanas Al-Hassan Shilla Illiasu.
 Julian Roßbach (7) ist als Eskorte dabei - für Ghanas Al-Hassan Shilla Illiasu. © Privat | Privat

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Selbst der Sommerleseclub ist im WM-Fieber. Zum Auftakt liest Sport-Moderator Ulli Potofski aus seinem Buch „Locke bleibt am Ball.“ Im Jugendzentrum in Haßlinghausen steigt unterdessen die lokale Kicker-WM. Und Hermann Lange, erster Vorsitzender des SC Oberstüter, kommentiert die WM für Sat.1 mit markigen Sprüchen. Etwa zu den Torwart-Dinos Lehmann und Kahn: „Wie war das noch? Je hohler der Kopp, desto lauter das Echo.“

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Mehrere Hundert Fans verfolgen dann auch in der Gebläsehalle das erste Spiel der Deutschen gegen Costa Rica. Freunde und Fremde liegen sich beim ersten Tor in den Armen und starren beim Ausgleich fassungslos auf die Leinwand. Die Tore drei und vier sorgen dann wieder für Jubel.

Selbst die Salatköpfe sind 2006 Fußball-gefärbt.
Selbst die Salatköpfe sind 2006 Fußball-gefärbt. © WAZ | KREIKENBOHM, Udo

In Sprockhövel sorgt eine Samba-Truppe vorm Public Viewing an der Sporthalle Haßlinghausen füt Stimmung. Das Spiel: Brasilien gegen Kroatien. Gut 500 Leute schauen zu.

Eine Samba-Truppe sorgt an der Sporthalle Haßlinghausen für Stimmung.
Eine Samba-Truppe sorgt an der Sporthalle Haßlinghausen für Stimmung. © POLL, Arne | POLL, Arne

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Vor der Großbildleinwand in fiebert die Fans beim Spiel Kroatien gegen Brasilien vor der Sporthalle Haßlinghausen mit.
Vor der Großbildleinwand in fiebert die Fans beim Spiel Kroatien gegen Brasilien vor der Sporthalle Haßlinghausen mit. © POLL, Arne | POLL, Arne
Axel Trabant und seine Familie „streichen“ ihren Garten Schwarz-Rot-Gold. Er hat in seinem Garten ein Fußballfeld mit allen Spielern aufgebaut.
Axel Trabant und seine Familie „streichen“ ihren Garten Schwarz-Rot-Gold. Er hat in seinem Garten ein Fußballfeld mit allen Spielern aufgebaut. © WAZ | KREIKENBOHM, Udo

Doch das Sommermärchen hat auch Tragödien: In Geigers Camp verfolgen die Fans das Spiel Deutschland gegen Polen, nur wenig später sind drei von ihnen tot. Das Trio (17, 26 und 30) verunglückt mit dem Auto auf dem Rückweg nach Hause.

Während die einen in unfassbarer Trauer erstarren, jubeln die anderen: Nach dem Sieg gegen Schweden tönt es in der Hattinger Altstadt: „Wir werden Weltmeister“. Nach dem Abpfiff rollt ein Autokorso durch die Stadt - nicht der einzige in diesem Fußball-Sommer. Doch am 4. Juli ist der Traum aus: Verloren. Im Halbfinale gegen Italien - den späteren Weltmeister.

Fußballfans fahren hupend durch die Innenstadt.
Fußballfans fahren hupend durch die Innenstadt. © Hans-Peter Schuffert | Hans-Peter Schuffert
Deutschland gegen Schweden: In der Hattinger Altstadt ist man sicher: „Wir werden Weltmeister“.
Deutschland gegen Schweden: In der Hattinger Altstadt ist man sicher: „Wir werden Weltmeister“. © Hans-Peter Schuffert | Hans-Peter Schuffert

Hattingen und Sprockhövel feiern trotzdem weiter und mehr als 100 Besucher versuchen bei der Panini-Börse, fehlende Bildchen zu ergattern. Im Industriemuseum wird das Finale gefeiert.

In der Gebläsehalle wird bei Spiel um Platz 3, Deutschland gegen Portugal, gejubelt.
In der Gebläsehalle wird bei Spiel um Platz 3, Deutschland gegen Portugal, gejubelt. © POLL, Arne | POLL, Arne