Hattingen. Sieben Jahre nach Schließung der St.-Georg-Schule wird der Bau einer neuen Förderschule in Hattingen konkret. Ein Standort ist schon ausgemacht.

Im Sommer 2017 wurde die Förderschule St. Georg in Hattingen geschlossen. Die Anmeldezahlen waren zurückgegangen. Jetzt will der EN-Kreis wieder eine Förderschule in Hattingen eröffnen. Doch die alte wurde vor vier Jahren abgerissen.

Seit einem Jahr stehen Kreis- und Stadtverwaltung darüber in Kontakt. Im Sommer 2023 hatten nur Wetter und Hattingen Interesse signalisiert. Während Hattingen „für eine Errichtung im Stadtgebiet offen ist und eine entsprechende Verortung begrüßen würde“, ging die Stadt Wetter gleich mit einer konkreten Immobilie ins Rennen, der ehemaligen Grundschule Schmandbruch.

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Die ist jetzt vom Tisch. „Eine Zusage für den Bau einer neuen Förderschule gibt es aktuell nur noch aus Hattingen“, sagt Ingo Niemann, Sprecher des EN-Kreises.

Anlass für das Vorhaben des Ennepe-Ruhr-Kreises ist die konkrete Bedarfslage. So zeigen sich insbesondere im Nordkreis stark gestiegene und auch perspektivisch weiter steigende Schülerzahlen, die bestehenden Kapazitäten seien nicht weiter ausbaufähig. Zudem sei derzeit kein öffentliches Schulangebot in der Sekundarstufe für den Förderschwerpunkt emotionale und soziale Entwicklung im Kreis vorhanden, heißt es.

„Wir beobachten mehr Wechsel aus dem Gemeinsamen Lernen in das Förderschulsystem. Dieser Trend zeichnet sich seit Jahren auch landesweit ab.““

Ingo Niemann
Sprecher Ennepe-Ruhr-Kreis

Aufgrund der derzeitigen Situation sei auch das Elternwahlrecht teilweise eingeschränkt. Das alles führt den Kreis zu dem Entschluss, einen dritten Standort einzurichten. So sollen auch zukünftige Bedarfe gedeckt und die Bestandsschulen entlastet werden. Als Schulgröße vorgeschlagen wird eine einzügige Verbundschule für Lern- und Entwicklungsstörungen (Lernen, emotionale und soziale Entwicklung, Sprache) für 150 bis 160 Schulkinder im Endausbau bei zwölf Klassen mit baulicher Erweiterungsoption auf 16 Klassen.

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Und wo soll sie hin? An die Lindstockstraße. Die Brachfläche gegenüber vom Schulzentrum Holthausen, die auch schon als Standort für die Feuerwache Nord oder eine Unterkunft für Flüchtlinge vorgesehen war, ist aktuell die einzige Option im gesamten Ennepe-Ruhr-Kreis.

Die ehemalige Förderschule stand bis zu ihrem Abriss in Hattingen an der Talstraße / Ecke Schulstraße. Inzwischen wurde dort ein neues Seniorenwohnen eröffnet.
Die ehemalige Förderschule stand bis zu ihrem Abriss in Hattingen an der Talstraße / Ecke Schulstraße. Inzwischen wurde dort ein neues Seniorenwohnen eröffnet. © FUNKE Foto Services | Walter Fischer

Das Areal umfasst 14.000 Quadratmeter. Groß genug also für die neue Förderschule, die 10.000 Quadratmeter Platz benötigt. Die übrigen 4000 Quadratmeter will die Stadt Hattingen behalten und „für etwaige zukünftige Bedarfe zurückhalten“, wie es bei der Bauverwaltung heißt. Schließlich sei das Gelände „eines der wenigen größeren Flächenpotenziale, die sich noch im städtischen Eigentum befinden“.

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2017 war die Förderschule St. Georg in Hattingen trotz massiver Proteste geschlossen worden. Weil sich immer mehr Eltern dem gemeinsamen Lernen ihrer Kinder mit Gleichaltrigen ohne Handicap zuwandten, wurde die Mindestschülerzahl von 144 nicht mehr erreicht, lag zuletzt bei 45.

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Jetzt gibt es eine Abkehr von der Inklusion. So beobachtet der EN-Kreis „ein verändertes Schulwahlverhalten der Eltern und generell mehr Wechsel aus dem Gemeinsamen Lernen in das Förderschulsystem. Dieser Trend zeichnet sich seit Jahren auch landesweit ab. Förderschulen werden gezielt gewählt, um ein Lernen in kleineren, überschaubaren Systemen zu ermöglichen“.

Bisherige Förderschungen im Ennepe-Ruhr-Kreis

Im Ennepe-Ruhr-Kreis gibt es zurzeit sieben Fördrschulen. Zwei davon befinden sich in Trägerschaft des Kreises selbst: die Kämpenschule (Geistige Entwicklung) in Witten und die Schule Hiddinghausen (Geistige Entwicklung) in Sprockhövel.

In anderen Trägerschaften arbeiten diese Einrichtungen: Pestalozzischule (Emotionale und soziale Entwicklung) in Witten, Trägerin: Stadt Witten; die Schule Altes Pfarrhaus Waldorf (Emotionale und soziale Entwicklung) in Herdecke, Trägerin: Förderschule im Alten Pfarrhaus; die Oberlinschule (Körperliche und motorische Entwicklung) in Wetter, Trägerin: Evangelische Stiftung Volmarstein; die Ferdinand-Hasenclever-Schule (Emotionale und soziale Entwicklung) in Gevelsberg, Trägerin: Stadt Gevelsberg; die Loher-Nocken-Schule (Emotionale und soziale Entwicklung) in Ennepetal, Trägerin: Eangelische Stiftung Loher Nocken.

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