Hattingen. Nichts für Leute mit Platzangst: Am Samstagabend ist beim Altstadtfest in Hattingen auch auf dem Kirchplatz mit Abba-Hits kein Durchkommen mehr.
Was für ein Abend. Was für ein Festival. Die Gesichter glühen rot, weil zu jedem wummernden Bass ein Luftsprung gemacht werden muss. Die verwegenste Idee an diesem Samstagabend: Über den Untermarkt zum Kirchplatz zu „laufen“, um Abbafever zu hören. Es geht einfach nichts mehr, an ein zügiges Fortkommen ist nicht zu denken. Nichts für Menschen mit Platzangst. Ein völlig ausgelassener Mann krallt sich eine Dame, die sich zum Kirchplatz durchzwängen möchte und brüllt ihr ins Ohr: „Ich bin ein Tier, ich will tanzen.“ Endlich bei Abbafever angekommen, wird es allerdings nicht besser. Zwischen die Menschen auf dem Platz, passt keine Zeitung mehr. Friedlich feiern kann so anstrengend sein.
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Rechts, direkt neben der Bühne, genießen die Abba-Fans fortgeschrittenen Alters eine Pizza, ohne durch die Lautsprecher direkt beschallt zu werden. Inge, Michael und Inge (Nr. 2) sind gut gelaunt und genießen den Abend. Wieder einmal. Denn für die Hattinger ist es ein Heimspiel, wie in jedem Jahr. „Heute haben schon meine Enkelkinder mit der Musikschule einen Auftritt gehabt, und jetzt lassen wir es uns gutgehen“, erzählt Inge in den wenigen Sekunden zwischen den Songs.
Mächtige Regendusche am Nachmittag
Der Himmel meint es in den Abendstunden gut mit der Menge, zeigt sogar zeitweise sein schönstes Blau. Am Nachmittag dagegen hat es ordentlich geschüttet. „Da sind wir ziemlich nass geworden“, sagt die junge Frau eines Sicherheitsdienstes. Auch der Regenschirm bot ihr keinen ausreichenden Schutz mehr. „Aber, es gibt Schlimmeres“, meint sie ganz tapfer.
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Das massive Absperrgitter vor der Bühne ist offensichtlich vonnöten. Dicht gedrängt stehen die Menschen, wippen im Rhythmus die bekannten Songs mit und können gar nicht nah genug an die Bühne kommen. Super gestylt treten die Sängerinnen vors Publikum. Stiefel mit mega hohen Plateausohlen, dazu hautenge, blaue Overalls mit extrem breiten Glitzer-Gürteln. Und einem Umhang aus lässig fließendem Stoff mit breitem, nach oben stehendem Kragen.
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Die Fans der Abba-Musik sind textfest, singen fast jedes Stück mit. „Geht es euch gut“, ruft ein Musiker ins Mikrofon. Eine nette, aber völlig überflüssige Frage, denn die Feierfreudigen in Hattingen sind ein umwerfend charmantes Publikum. Jung und Alt tobt sich aus, es wird nicht gepöbelt oder gestritten. Auch nicht mit ein paar Bierchen zu viel.
„Die Band ist toll, da kommen so viele Erinnerungen.““
„Das ist meine Musik, mit der bin ich groß geworden“, schwärmt Andrea. „Die Band ist toll, da kommen so viele Erinnerungen.“ Mehr Zeit, über ihre Abba-Ära zu erzählen, hat sie nicht. Sie muss klatschen, swingen, tanzen. Ein Abend, aus dem Träume entspringen. Bei dem Song „The winner takes it all“, hält es niemanden mehr ruhig auf dem Platz. Sogar eine grummelige Dame, die bisher wirkte, als ginge sie zum Lachen in den Keller, swingt und singt plötzlich mit.
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Mal eben einen neuen Drink holen, es gelingt bei der Menschenmenge einfach nicht. Und dann scheint die Musik auch noch fesselnder zu sein als jedes Bier, das man so gerne hätte. Völlig schmusig wird es bei „Lay all your love on me“. Kuscheln ist angesagt. Schmachtende Blicke bei Pärchen – ob 17 oder 70 Jahre. Was für eine himmlische Nacht. Zwei Stunden heizen die Abbas der 2024er Jahre dem Publikum ein. Beim Song „Money, Money, Money“ fliegen auch noch „Geldscheine“ ins Publikum. Nach zwei Stunden AbbaFever kommen viele aus dem Swingen nicht mehr raus. Sie summen und singen, während sie die Treppen in der Altstadt hinuntergehen. Kann es einen schöneren Abend geben?