Hattingen. Der Kunsthandwerkermarkt auf dem Altstadtfest in Hattingen wurde zuletzt stark kritisiert. Jetzt gibt es hier wieder ganz besondere Kuriositäten.

Im vergangenen Jahr hatte es viel Kritik am Kunsthandwerkermarkt auf dem Altstadtfest in Hattingen gegeben. Für dieses Jahr wurde er überarbeitet und bietet einige kreative Besonderheiten.

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Erdnüsse können eine Wirkung entfalten, man glaubt es nicht. Wie hat sie sich über ihren Mann geärgert, der ständig abends beim Fernsehen Erdnüsse mümmelt. Es war nicht der Genuss, den sie dem Gatten nicht gönnte, sondern das Geräusch, das entstand. „Dieses Gekruschel, wenn er Nüsse aus der Packung nahm, hat mich wahnsinnig gemacht“, gesteht Dagmar Wiegand. Also fertigte die Upcycling-Künstlerin für ihn ein Schälchen aus Papier, aus dem er lautlos die Knabberei angeln kann. Die fingerfertige Dame steht auf dem Kunstmarkt beim Altstadtfest – nach dem Ärger 2023 über viel zu kurze Öffnungszeiten – ist er in diesem Jahr wieder ein Pubikumsmagnet.

Zeitungen nützlich wiederverwerten

Seit sieben Jahren lebt die ehemalige Verkäuferin ihre künstlerische Ader aus. „Ich hab mich irgendwann an meine Mutter erinnert, die immer aus Luftschlangen Eierbecher kreiert hat.“ Jetzt macht Dagmar Wiegand aus alten Zeitungen Zechenuhren oder Uhren mit typischen Emblemen von Fußballvereinen. Sehr begehrt! Lampenschirme, Tellerchen, Uhren, kleine Kramkisten und vieles mehr ensteht in ihren Händen.

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Und die fingerfertige Künstlerin verrät auch, wie sie alten Zeitungen zum Leben erweckt. „Ich nehme eine halbe Zeitungsseite und mache Röllchen daraus. Dann verleime ich sie, es ist eigentlich wie beim Töpfern.“ Danach bearbeitet sie das Material, bis Motiv und Form eine Einheit bilden und dann gibt’s den letzten Schliff. Ein transparenter Härter macht aus dem Werk haltbare, meistens sehr praktische Kunst.

Bei mir wird nichts weggeschmissen, ich verwerte alles
Mike Knepper - Bauingenieur und Kunst-Handwerker

Auch für die Mini-Besucher ist auf dem Kunstmarkt einiges dabei: Kleine Pluderhosen, Oberteile, die alle Farbwünsche bedienen und Haargummis in allen Variationen. Nicht zu vergessen die Perlsacktiere, witzige Kreaturen, die auf jeder Couch oder Fensterbank ein Hingucker sind. Kunst aus Zimbabwe wird geboten, edle Vasen mit Blättern verziert und auch die beliebten, bunten Klangpilze aus Keramik warten auf Betrachter und Käufer. Hübsche Deko für Garten oder Balkon in Form von Klatschmohn oder Eisvogel sind ein echter Hingucker, viel Schmuck und wertvolle Taschen bieten Händler vor allem am Stadttor.

Unnütze Dinge bekommen neues Leben

Und dann gibt es noch den Kunst-Handwerker Mike Knepper zwischen Kaufland und Bügeleisenhaus. Der Wattenscheider macht mit einem orange-weißen Pylon auf seinen Stand aufmerksam. In Hattingen ist er zum ersten Mal und richtig zufrieden mit der Kundschaft. Der gelernte Bauingenieur hat seine Firma vor Jahren verkauft und macht der Welt vor, was Nachhaltigkeit heißt. „Bei mir wird nichts weggeschmissen, ich verwerte alles“, sagt er. Den ältesten oder „unnützigsten“ Dingen haucht er wieder neues Leben ein. Und das noch mit viel wirtschaftlichem Erfolg.

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Zum Beispiel hat er alte Skier zersägt und aus dem Material Weinregale gebaut. „Die hab ich hier vorhin ausgestellt, als ich aufgemacht hab. Jetzt sind keine mehr da, weil einige andere Händler die sofort weggekauft haben“, freut er sich. Die alte Scheune vom Opa hat er in Einzelteile zerlegt und daraus viel Neues kreiert. Leidenschaftlich gerne baut er Lampen. Eine fällt absolut auf. Aus China hat er 100 Paar Stiefel kommen lassen, in Glatt- und Rauleder. Diese vorne geschnürten schwarzen Highheels sind der „Sockel“ für den Lampenschirm in beigem Farbton. Unikate, die man sonst nirgendwo kaufen kann.

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Um die meisten Kunsthandwerker-Stände versammeln sich viele Festbesucher, und gucken sich das Angebot intensiv an. Der Eine-Welt-Laden in der Sankt-Georg-Straße ist mit Kunsthandwerk genauso dabei wie gegenüber das Geschäft mit unterschiedlichen Produkten aus Wolle.

Heike Imig, links, bietet Bianca Bode die neueste Hutmode an.
Heike Imig, links, bietet Bianca Bode die neueste Hutmode an. © FUNKE Foto Services | Jürgen Theobald

Daneben der Stand lässt keinen Wunsch mehr offen für die, die in diesem Sommer gut behütet durchs Leben gehen wollen. In allen Farben und Formen kann man die Kopfbedeckungen haben. Glücklich sind die Besucher, dass der Handwerkermarkt bis weit in die Abendstunden geöffnet hat. Da kann man nach viel Musik und leckerm Essen in Ruhe stöbern.