Hattingen. Für Samstag (3.2.) wird in Hattingen zur Demo für Vielfalt aufgerufen. Der Ton zwischen Querdenkern und Gegendemonstranten wird jetzt härter.

Es hat dieses Mal (29.1.) keine Anzeige gegeben wie zuletzt, „störungsfrei“ seien die jüngsten Demonstrationen am Montagabend in Hattingen geblieben, sagt Polizeisprecher Christoph Neuhaus. Die auf dem Reschop-Carré-Platz mit rund 250 Streitern „für Vielfalt und Demokratie“ auf der einen, etwa 75 Querdenkern auf der anderen Seite. Und auch der anschließende Autokorso unter dem Motto „Die Ampel muss weg“ mit 30 Fahrzeugen und Beteiligung einiger „Montagstrommler“ durchs Stadtgebiet sei friedlich verlaufen. „Die Stimmung unter den Demonstranten allerdings“, merkt Neuhaus an, „wird rauer.“

Polizeisprecher über Demos in Hattingen: „Steigende emotionale Grundstimmung“

„Wir beobachten eine steigende emotionale Grundstimmung mit kleineren Störaktionen wie Pfiffen und lautstarkem Rufen“, sagt der Polizeisprecher. Was die Polizei unter anderem auf die Vorkommnisse der Vorwoche zurückführt. „Ich will in unserer Stadt keine Nazis“, hatte Hattingens Bürgermeister Dirk Glaser da bei den Demos am Montagabend (22.1.) gesagt. Danach war aus den Reihen der Versammlung „Rhythmisch-musikalischer Protestzug für Frieden, Freiheit und Selbstbestimmung“ Anzeige gegen ihn erstattet worden wegen Beleidigung. Eine Teilnehmerin hat diesen Satz offenbar auf sich bezogen. Die Anzeige ist auch an den Staatsschutz in Hagen weitergeleitet worden, Bürgermeister Glaser sagte, bislang habe er noch nichts weiter zu den Vorwürfen gegen ihn gehört. Eine Sprecherin des Staatsschutzes in Hagen erklärte derweil, die Anzeige sei bislang nicht zurückgezogen worden, die polizeilichen Ermittlungen liefen weiter.

Versammlung der Gruppe „Rhythmisch-musikalischer Protestzug für Frieden, Freiheit und Selbstbestimmung“ am 22. Januar.
Versammlung der Gruppe „Rhythmisch-musikalischer Protestzug für Frieden, Freiheit und Selbstbestimmung“ am 22. Januar. © Hattingen | Rainer Raffalski

SPD Hattingen: Die Trommelmärsche wurden lange genug hingenommen

Rückendeckung erhält Bürgermeister Glaser derweil von der Hattinger SPD. „Dirk Glaser hat für uns alle in der Stadt gesprochen, als er sagte, er wolle keine Nazis in Hattingen“, so der stellvertretende Parteivorsitzende Leon Reinecke. „Daher haben die Hattinger Sozialdemokraten ihm ihre volle Unterstützung bei seinem Engagement gegen die Montagstrommler zugesichert.“

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Diese, so Reinecke, hätten sich immer wieder offen für nationalsozialistisches Gedankengut gezeigt. „Parolen der SA und der HJ wurden unwidersprochen in deren Gruppen hingenommen. Zuletzt wurden auch mindestens zwei Hitlergrüße bei den Demonstrationen der Trommler gezeigt.“ Nach Ansicht der SPD wurden die Trommelmärsche lange genug hingenommen. Es müsse deutlich benannt werden, dass „die kleine Gruppe auswärtiger Demonstranten rechtsextremes Gedankengut verbreitet und somit auch der AfD den Boden in Hattingen bereitet“.

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„Wir werden viel Atem brauchen, um dem Faschismus die Stirn zu bieten. Denn das ist kein Sprint, sondern ein Marathon“, teilt unterdessen die Gruppe „Hattingen für Vielfalt und Toleranz“ mit. Auch Mitglieder dieser Gruppe beobachteten inzwischen „Provokationen der Gegenseite“. Und warnen davor, sich auf „vermeintliche Gesprächsangebote einzulassen“. Diese dienten nur dazu, von den „Spaziergängern“ auf TikTok lächerlich gemacht zu werden. „Wer Euch als Feiglinge bezeichnet, hat kein Interesse an einem Diskurs auf Augenhöhe.“

Für den 3. Februar ist eine „Laufdemo durch Hattingen“ geplant

Zusätzlich zu den Gegendemonstrationen gegen die „Montagsspaziergänger“ plant „Hattingen für Vielfalt und Toleranz“ für diesen Samstag, 3. Februar, übrigens eine „Laufdemo durch Hattingen“. „Schilder, Banner und Transparente, die Eure Vielfältigkeit zum Ausdruck bringt“ sollten Teilnehmende mitbringen, bittet die Gruppe. Gestartet werden solle ab 13 Uhr vom Rathaus aus. Angemeldet, so Polizeisprecher Neuhaus, sei die Versammlung bislang allerdings noch nicht.

+++ Update +++

Der Demonstrationszug durch die Stadt ist inzwischen auch offiziell angemeldet. Für den Start am Rathaus sind Kundgebungen geplant. „Wir stehen für eine offene Gesellschaft, in der Vielfalt geschätzt wird und in der jeder Mensch unabhängig von Herkunft, Geschlecht, Religion oder Hintergrund gleiche Rechte und Chancen hat“, betonen die Organisatoren.

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