Hattingen. Wenn Touristen nach Hattingen kommen, führt sie ihr Weg zumeist unweigerlich zum Kirchplatz. Weshalb sie gerade diesen Platz so sehr schätzen.

Die Kirchturmuhr schlägt zwölf. Aus der St. Georgskirche dringen leise Orgeltöne nach draußen. In den Rosensträuchern tummeln sich summend Hummeln und Bienen. Rund um die Kirche sind, um die alten Grabsteine herum, Sträucher und Büsche gepflanzt. Dies alles und dazu die Fachwerkhäuser verleihen dem Kirchplatz einen einmaligen idyllischen Charakter.

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Die Gastronomen haben ihre Stühle und Tische schon vom Blütenstaub befreit, sind bereit für das bunte Treiben rund um den Kirchplatz. Erste Besucher genießen Kaltgetränke, eine warme Mahlzeit oder auch einen Kaffee. Immer wieder richtet sich der Blick dabei irgendwann gen Himmel, meist mit der einen oder anderen Bemerkung zum schiefen Kirchturm.

Über den Ruhrtalradweg direkt nach Hattingen zum Kirchplatz

Über den Ruhrtalradweg ist heute Familie Brandt nach Hattingen gekommen. Die Familie kommt aus Höxter und hat sich für die Sommerferien einige mit dem E-Bike erreichbare Ziele herausgesucht. „Hattingen kennen wir eigentlich nur vom WDR-Reporter“, sagt Papa Werner, der erfreut ist über die malerische Altstadt. „Es bot sich bei unserer Tour an, hier einen Zwischenstopp einzulegen“, sagt er. Auch sein Sohn Merlin (11) findet es hier ganz hübsch. Vor der wunderschönen Kulisse am Kirchplatz macht die Familie dabei bei einer kühlen Limo eine Pause.

Werner, Alexandra und Merlin Brandt (11) (v.l.) sind aus Höxter gekommen, um unter anderem den Kirchplatz in Hattingen zu bestaunen.
Werner, Alexandra und Merlin Brandt (11) (v.l.) sind aus Höxter gekommen, um unter anderem den Kirchplatz in Hattingen zu bestaunen. © FUNKE Foto Services | Vladimir Wegener

Ebenfalls mit dem Fahrrad nach Hattingen gekommen ist eine Familie, die aus dem Sauerland stammt. Etwa 90 Kilometer sind es von dort bis Hattingen, auch für sie bietet der Ruhrtalradweg eine direkte Verbindung.

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Besonders beeindruckend findet die Familie den schiefen Kirchturm. „Haben die damals noch nicht gerade bauen können?“, fragt der Sohnemann. Aber der Papa hat sich offenbar informiert. „Der wurde extra so gebaut, damit er dem Wind Stand halten kann“, so zitiert er zumindest die überwiegende Meinung über die im 13. Jahrhundert errichtete Kirche.

Der Kirchplatz ist ein historisches Ziel für Urlaubsreisende

Auch die 42-jährige Irina Lebedineci stattet heute mit ihren beiden Söhnen Vlad (23) und Daniel (fast zwei Jahre) Hattingen einen kulturellen Besuch während ihres Urlaubs ab. „Es ist einfach schön, dass hier alles so alt ist“, sagt Mama Irina und Vlad nickt begeistert. „Es hat einfach so was Friedliches, so stellt man sich Deutschland vor, mit der Kirche in der Mitte und den kleinen Häuschen drum herum.“

Umrandet von Fachwerkhäusern: Der Kirchplatz in Hattingen ist ein besonders attraktives Ziel für Touristen.
Umrandet von Fachwerkhäusern: Der Kirchplatz in Hattingen ist ein besonders attraktives Ziel für Touristen. © FUNKE Foto Services | Vladimir Wegener

Ebenfalls zum Kirchplatz zieht es an diesem Mittag drei Frauen, die Hattingen zuletzt vor „vielen Jahrzehnten besucht haben“, wie sie sagen. Da war es an der Zeit, die Erinnerungen aufzufrischen. „Und hier ist es ja schön wie immer“, schwärmt eine der drei. „Besonders, dass hier alles so schön begrünt ist um die Kirche, gefällt mir richtig gut.“

Historisches zum Kirchplatz

„Bis 1813 war der heutige Kirchplatz als Kirchhof Begräbnisstätte für die Hattinger Bürger. Dann wurde der Friedhof aus hygienischen Gründen vor die Stadtmauer verlegt. Einige Grabplatten des alten Kirchhofs um die St.-Georgs-Kirche sind noch erhalten geblieben“, schreibt Hattinger Marketing auf seiner Internetseite.Und weiter heißt es: „Der geschlossene Ring aus Fachwerkhäusern steht auf ursprünglich kirchlichem Besitz. Als Grundsteuer wurde kein Geld, Haustiere oder Getreide verlangt, sondern Bienenwachs. Aus dem Wachs wurden Kerzen zur Beleuchtung der Kirche gemacht. Daher heißen die Häuser am Kirchplatz auch Wachszinshäuser.“Einige Gebäude am Kirchplatz, so Hattingen Marketing, verdienten dabei besondere Beachtung. Das Gebäude Kirchplatz 15 etwa steht an der Stelle der Hattinger Münze. Schon im 13. Jahrhundert wurden in Hattingen unter Graf Engelbert von der Mark Münzen geprägt. Das Gebäude Kirchplatz 17 aus dem Jahre 1721 beherbergte einst eine Schule. Als diese zu klein wurde, baute man ein neues, größeres Schulgebäude nebenan, das Haus Kirchplatz 19. Im November 1824 wurde ebenda der Unterricht aufgenommen. Das Haus Kirchplatz 6-8 schließlich beherbergte 330 Jahre lang, bis 1982, die Löwenapotheke.

Weiter geht es für das Trio gleich ins Café Adele. Denn „wenn wir schon extra nach Hattingen kommen, verweilen wir auch gern ein bisschen“, sagen sie.

+++ Dieser Text wurde zuerst am 16. Juli 2023 publiziert +++

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