Hattingen. Andi Brandhoff pflegt den Kirchgarten von St. Georg in Hattingen. Kurios: Er nutzt dazu auch Vollmilch. So ist sein Plan fürs Hattingia-Projekt.
Mit Vollmilch gegenüber vom Vollmond gegen Mehltau: Der Kirchgarten von St. Georg ist Andi Brandhoffs „Herzensangelegenheit“. Hier hegt und pflegt er Rosen, Stauden, Kräuter und Co. – ehrenamtlich. Schön anzusehen für Menschen und gut für die Natur soll der Garten sein. Doch ihn gelüstet es nach mehr. Dafür sucht er Helfer.
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Das Beet rund um die Hattingia – der gegenüber auf der Laterne abends oft ein Uhu sitzt – ist ihm ein Dorn im Auge. Es ist ein Kontrast zum schmucken Kirchgarten. „Wenn sich da jemand finden würde, der mit einem Bagger kommt, alles rausholt, das wäre toll. Dann bräuchten wir noch Mutterboden. Um die Bepflanzung und Pflege würde ich mich mit Nachbarn kümmern“, sagt Brandhoff.
Er sucht Mitstreiter fürs Hattingia-Beet
Er selbst ist zu seinem Ehrenamt auch durch einen Aufruf in der WAZ gekommen: Pfarrer Udo Polenske suchte vor Jahren Menschen, die sich um den Garten kümmern. „Das war hier alles verwildert, ungepflegt, eine Hundewiese“, erinnert sich Andi Brandhoff. Aus der mehrköpfigen Gruppe, die den Garten damals in Angriff nahm, blieb nach vier Jahren nur noch er übrig. Und macht den Garten auch flott für einen Filmdreh jetzt.
Täglich rund eineinhalb Stunden widmet er sich dem Grün rund um die St.-Georgs-Kirche – und ist darum auf dem Kirchplatz bekannt wie der sprichwörtliche bunte Hund. Vom Nachbarn Christian gibt’s einen Kaffee. Dafür kommen seine Kinder und lernen von und mit ihm. Rosen können sie schon selbstständig schneiden. „Wir sind hier eine große Familie.“ Die aufeinander aufpasst – und auf den Kirchplatz.
Fehlende Mülleimer und Fahrradständer
„Hier bitte nicht das Rad abstellen“, ermahnt Brandhoff freundlich einen Radfahrenden, der das Zweirad an einen Grabstein lehnen will. „Hier fehlen Radständer auf dem Platz. Und Mülleimer. Es gibt nur zwei, das ist zu wenig.“ Auch ein Grund, warum immer wieder Müll im Garten um die Kirche landet.
Naturliebhaber und Fotograf
Andi Brandhoff hilft in Martin Maschkas Wildnisschule Ruhr – und er widmet sich der Fotografie. „Neulich war ich mit ihm auf der Suche nach der Geburtshelferkröte. Mir ist ein tolles Foto gelungen, wie eine die Eier auf dem Rücken trägt“, sagt er.
Makro-Fotografie ist seine neuste Leidenschaft. Lieblingsmotiv: Insekten. Sogar eine Ausstellung hat er davon schon im Wachszinshaus gezeigt. Sie hieß „Mikrokosmos – Im Kleinen das Große“. Sein Ziel: die Natur zu schützen.
Das Gartenstück hinter der Kirche, gegenüber vom Vollmond, ist Brandhoffs Lieblingsecke. Leuchtend blühen hier rote Spornblumen. Die hat er 2017 als Samen aus Salzburg mitgebracht, auf dem Balkon vorgezogen, 2019 eingepflanzt. „Sie sind gut für Insekten. Das ist mir wichtig. Ursprünglich sollte das hier ein Rosengarten werden, aber Zuchtrosen bringen für die Tierwelt nicht viel.“
Welche Pflanze Läuse von Rosen fernhält
Darum sucht er die Mischung – und findet sie. Setzt Knoblauch neben Rosen, weil sie Läuse fernhalten, Salbei, Minze und Verbene zwischen Akkeleien, Lilien, walisische Winde, Pfingstrosen, Schmetterlingsflieder und Phlox. „Der zieht den Falter Taubenschwänzchen an, der wie ein Kolibri in der Luft steht.“ Stützen baut er für Pflanzen, kleine Seilzäune zum Einfassen von Beeten als Schutz vor Hunden.
Altes Holz versteckt er hinter Büschen wie Rhododendren – für Zaunkönig, Rotkehlchen und Co. Neben dem Kircheneingang gibt es einen Apfelbaum, sogar Wein rankt an der Kirche.
Pflanzentausch: Gerne gibt er Ableger weiter
Gern gibt Brandhoff Ableger weiter. „Einem Bonner habe ich mal was gegeben, am nächsten Tag ist er extra wieder nach Hattingen gekommen, um mir was von seinen Pflanzen zu bringen.“
Andi Brandhoff weiß genau, von wem welche Pflanze kam. Die Kletterrosen vom Nachbarn, die Hortensie von Thorsten Tiggemann, der Wein vom ehemaligen Betreiber aus dem Vollmond … Viele Pflanzen landeten hier, weil es ihnen nicht besonders ging. Andi Brandhoff pflegt sie im Schatten der Kirche gesund.
Die Schattenseite der Kirche ist das Garten-Sorgenkind
Apropos Schatten: Die Schattenseite der Kirche, die gegenüber des Hauses Kirchplatz 19, ist das Sorgenkind. Wegen des Schattens – und weil bei Festen die Menschen hier alles hinschmeißen und zertrampeln, die Beete als Toilette benutzen.
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Viele Geschichten kann der 57-Jährige, der seit 41 Jahren als Drucker arbeitet, von den Begegnungen erzählen, die er durch sein Ehrenamt erlebt hat. Da tauscht man sich auch aus: Darüber, dass Vollmilch gegen Mehltau hilft – und Spülmittel-Wasser gegen Läuse. „Ich probiere das dann einfach aus.“
Liebe zur Natur vom Großvater
Die Liebe zur Natur hat ihm ab dem Alter von sechs Jahren sein Großvater mitgegeben. Und so kümmert er sich tagtäglich um den Garten. In einem kleinen Schuppen an der Kirchenwand hat er alles, was er braucht – vom Spaten über die Schere bis hin zum Wasseranschluss. Weit hat er es bis hierher nicht, denn er wohnt am Krämersdorf.
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Alle zwei Wochen mäht er den Rasen. „Sonst fängt es an, ungepflegt auszusehen – und dann lassen Hundebesitzer ihre Tiere wieder das Geschäft hier verrichten“, berichtet Brandhoff – und zitiert Polenske: „Er sagt immer: Schönheit schützt.“ Das deckt sich mit Brandhoffs Erfahrungen.
Helfer gesucht
Wer Lust hat, sich beim Hattingia-Verschönerung zu engagieren, kann sich melden per E-Mail an abraham2064.ab@gmail.com oder unter 0174 16 91 477.