Hattingen. Ein kirchlicher Verband schließt in Hattingen aus wirtschaftlichen Gründen eine Kita. Worüber sich die Eltern nun am meisten aufregen.
In Zeiten, in denen neue Kindergärten entstehen, geht der katholische Kita-Zweckverband den umgekehrten Weg. Er schließt sein Haus Heilig Geist in Winz-Baak zum Sommer 2024. Eltern sind tief enttäuscht, frustriert, einige macht die Entscheidung auch wütend.
Laut Verband ist die Kita in Hattingen zu klein
Die Hiobsbotschaft hörten die Eltern bei einer Kita-Versammlung, zu der sie Anfang der Woche eingeladen waren. Iris Leidel, zuständige Regionalleiterin des Zweckverbandes, erklärte an dem Abend die Gründe für das Kita-Aus. Die Einrichtung mit insgesamt 50 Plätzen erfülle nicht mehr die Standards, die an einen Kindergarten in heutiger Zeit gestellt würden. Es fehle an Räumen, die bestehende Teeküche reiche nicht aus, um für das Mittagessen zu sorgen. Die Kita sei in dieser Form unwirtschaftlich. Ein Ausbau wiederum komme nicht in Betracht. Die Kirchengemeinde wolle das gesamte Areal einschließlich des benachbarten Gemeindehauses überplanen.
Stellenangebot für Mitarbeiter
Zum Team der Kita Heilig Geist in Winz-Baak gehören insgesamt neun Mitarbeiter.Laut Regionalleiterin Iris Leidel soll ihnen allen ein Angebot für eine andere Stelle gemacht werden.Zum katholischen Kita-Zweckverband im Bistum Essen gehören insgesamt 256 Kindergärten.
Die meisten Eltern sind seither regelrecht entsetzt, berichtet eine Mutter, die ihren Namen nicht in der Zeitung lesen möchte. Wieso eine Kita unwirtschaftlich sein soll, stößt auf großes Unverständnis. Zudem, und das wiege noch viel schwerer, fühlen sich einige Eltern auch getäuscht, wie sie weiter erzählt. Die junge Frau spricht von den Ehepaaren, die ihr Kind erst kürzlich für das kommende Kita-Jahr angemeldet und eine Zusage bekommen haben, an die die Familien nun auch gebunden sind. Der Knackpunkt: Wenn die Kita in zwei Jahren geschlossen wird, müssen die Kinder für das dritte Jahr in eine andere Einrichtung wechseln.
Fußläufig sind die Alternativen schlecht erreichbar
„Wir wollen wissen, warum der Zweckverband überhaupt noch Anmeldungen zugelassen hat“, sagt Jennifer Poth-Peric. Die Situation für ihr Kind (3) ist etwas anders gelagert, aber am Ende entsteht die selbe Hürde. Die Tochter ist 2021 in die Kita gekommen, soll aber vier Jahre bleiben und braucht dann auch für das letzte Jahr eine Alternative. Iris Leidel habe zwar zugesichert, dass die anderen Hattinger Einrichtungen des Zweckverbandes alle Kinder aufnehmen. „Doch die nächstgelegene ist in der Bahnhofstraße“, sagt Katja Skottki, deren Tochter ebenfalls in die Heilig-Geist-Kita geht. Fußläufig sei das für Familien aus dem Stadtteil wohl kaum erreichbar. Mit der Einrichtung, die schon seit vielen Jahrzehnten bestehe, „fühle sich viele Menschen eng verbunden“, betont Skottki, sie selbst eingeschlossen. Unter anderem habe die Schwiegermutter einst den Förderverein mitbegründet.
Dass der Verband an seinen Zusagen festhalte und sie Gültigkeit haben, unterstrich Iris Leidel auch noch einmal im Gespräch mit der WAZ. Bei den vier weiteren Hattinger Kindergärten unter Regie des kirchlichen Verbandes handelt es sich um St. Christophorus, Bahnhofstraße; St. Josef, Thingstraße; St. Mauritius, Essener Straße und St. Peter und Paul, Albertweg. Laut Leidel gibt es derzeit Überlegungen, diese Standorte zu vergrößern und weitere Plätze zu schaffen.
Die Kita Heilig Geist steht im Stadtteil hoch im Kurs, weil ihr ein familiärer Charakter zugeschrieben wird, was nicht zuletzt daran liegen dürfte, dass sie nur aus zwei Gruppen besteht. Aussagen, wonach die Entscheidung zur Schließung erst kürzlich gefallen sein soll, bezweifeln Bürger in Winz-Baak. Die Gemeinde habe bereits vor einigen Jahren die Weichen gestellt, um das Kirchengelände dauerhaft neu zu gestalten.
Auf Anfrage erklärte Marcus Oles vom Kirchenvorstand, dass im Pfarrentwicklungsprozess langfristig vorgesehen sei, Heilig-Geist aufzugeben, die Kita eingeschlossen. Gleichwohl solle ein Gemeindeleben erhalten bleiben.