Gladbeck. Die frühere Tennisspielerin Andrea Petković ist nach ihrem Karriereende als Schriftstellerin tätig. In Gladbeck stellt sie ihr neues Buch vor.
Über viele Jahre gehörte Andrea Petković zu den besten Tennisspielerinnen der Welt, war zeitweise Nummer Neun der Weltrangliste. 2022 beendete „Petko“ ihre Karriere und konzentriert sich seitdem auf ihre Tätigkeiten als Fernsehexpertin und Schriftstellerin. Anfang dieses Jahres erschien mit „Zeit, sich aus dem Staub zu machen“ ihr zweites Buch. Im Zuge ihrer Lesetour durch Deutschland kommt Petković am 18. September auch nach Gladbeck. Die WAZ konnte im Vorfeld exklusiv mit ihr sprechen.
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Im Buch verarbeitet Petković ihr Karriereende, jedes Kapitel behandelt einen Monat aus dem Jahr 2022. Zudem wirft sie Blicke zurück auf weitere prägende Momente ihrer Laufbahn. Zentral dabei: Der Entschluss, mit dem Tennissport aufzuhören und die Furcht vor dieser Entscheidung. „Es ist ein Buch über Transformation, die Angst vor der Transformation und die Feststellung, dass die Transformation gar nicht so schlimm ist, wenn sie dann tatsächlich eingetreten ist“, erklärt Petković.
Petković : Weiß, dass ich alles getan habe, um die bestmögliche Tennisspielerin gewesen zu sein
Die ehemalige Weltklassespielerin offenbart auf den über 200 Seiten auch Privates, etwa Zweifel und Rückschläge, die sie während ihrer Profilaufbahn begleiteten. Unmittelbar nach ihrem Karriereende habe sie eine neue Identität suchen müssen, eine Identität außerhalb des Profisports. „Inzwischen sage ich nicht mehr, dass ich Tennisspielerin bin“, sagt sie. Bei Turnieren habe sie sich inzwischen daran gewöhnt, Teil der Medienseite zu sein. Der Schmerz, den sie am Anfang dabei empfand, sei verschwunden.
Zwei Jahre nach ihrem Rücktritt vom Tennis-Circuit kann Petković, die auch einen Wohnsitz in New York hat, mit einem positiven Gefühl auf ihre Karriere zurückblicken. „Ich weiß, dass ich alles herein gesteckt habe, was ich hereinstecken konnte“, sagt sie. Jeden möglichen Prozentpunkt ihrer Leistung habe sie für den Sport herausgepresst. „Das bewerte ich viel höher als die Erfolge selbst.“ Einige ihrer Ziele, etwa einen Grand Slam zu gewinnen oder die Nummer Eins der Welt zu werden, habe sie zwar nicht erreichen können. „Ich weiß aber, dass ich alles getan habe, um die bestmögliche Tennisspielerin zu sein.“
Als Kommentatorin und Expertin bleibt sie dem Tennis erhalten
Besonders die Kämpfermentalität war ihre Stärke. Disziplin, Konzentration, Schmerzresilienz, Grenzgänge – „Das waren meine Fähigkeiten, mit denen ich gewisse spielerische Limitierungen ausmerzen konnte“, erklärt die 37-Jährige. Doch inzwischen sei sie froh, ihre Karriere beendet zu haben. „Das Leben eines Profis besteht zu 90 Prozent aus Training, Routinen, Vorbereitung, Nachbereitung, Warmmachen. Das sind schon eher langweiligere Sachen.“ Jetzt habe sie mehr Zeit für ihre Familie und andere Dinge. Hin und wieder, besonders wenn sie bei größeren Turnieren zuschaut, kribble es jedoch noch etwas, sagt sie.
„Ich weiß, dass ich alles getan habe, um die bestmögliche Tennisspielerin zu sein“
Petković ist inzwischen als Kommentatorin und Tennis-Expertin für das Fernsehen tätig, beispielsweise während der Olympischen Spiele in Paris. „Ich liebe es, Tennis zu gucken und zu kommentieren“, sagt sie. Neben dem Schreiben sei das ihre liebste Beschäftigung, mit der sie Geld verdienen könne. Der Fokus, so Petković, liege allerdings auf ihrer Tätigkeit als Schriftstellerin: „Ich finanziere mir mein Schreiben durch meine Fernsehjobs.“
Aktiv als Schriftstellerin: Weitere Bücher sollen folgen
Seit vielen Jahren ist Petković als Schriftstellerin tätig: „Das Schreiben für mich, also nicht für Publikationen, ist schon immer Teil in meinem Leben.“ Erstmals veröffentlichte sie Texte in einem New Yorker Magazin, das Freunde gegründet hatten. Später schrieb sie für die Süddeutsche Zeitung Kolumnen und veröffentlichte eine auto-fiktionale Erzählung in Buchform, die auf Episoden aus ihrem Leben beruhte.
Weitere Bücher werden folgen, möglicherweise auch mit weniger Tennis-Inhalten. „Ich muss mich irgendwann vom Tennis abbinden, da ich nicht mehr spiele“, sagt Petković. Fiktionale Texte oder Essays – „vielleicht gehe ich in diese Richtung.“ Ihr aktuelles Buch sei konzeptueller gestaltet als noch ihre Debüt-Veröffentlichung. „Ich habe viel mehr dran herumgewerkelt“, erzählt Petković. Der rote Faden bildet die Entscheidung, aufzuhören und die Realisierung des Karriereendes.
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Das können die Gäste bei der Lesung erwarten
Auf diese und weitere Themen möchte Petković bei ihrer Lesung eingehen. Sie entscheide meist spontan, welche Passagen sie aus ihrem Buch vorlese: „Ich schaue immer, wie das Publikum reagiert.“ Wie genau der Abend verläuft, das wisse sie auch noch nicht. Wichtig ist aber: Fragen sind gerne gesehen, zu ihrer Karriere, aber auch zur allgemeinen Tennis-Welt. Für Petković wird es der erste Besuch in Gladbeck. „Das ist das Schöne an meiner Lesereise dieses Jahr“, sagt sie. Jetzt würde sie auch mal Städte besuchen, in denen keine Tennisturniere stattfinden.
Die Lesung mit anschließender Diskussion findet am 18. September ab 19:30 Uhr im Lesecafé der Stadtbücherei, Friedrich-Ebert-Straße 8, statt. Eintrittskarten sind für 10 Euro auf der Website oder im Haus der VHS Gladbeck erhältlich, Schülerinnen und Schüler sowie Studierende zahlen die Hälfte.
„Zeit, sich aus dem Staub zu machen“ erschien bei Kiepenheuer & Witsch und ist für 23 Euro (Hardcover) erhältlich.
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