Gladbeck. Ist es im Sommer sehr heiß, macht sich dies in Gladbecks Notaufnahme bemerkbar. So geht das Personal mit den Auswirkungen der Hitze um.
- Bei hohen Temperaturen werden in der Gladbecker Notaufnahme besonders viele ältere Menschen behandelt, die mit Hitzebeschwerden zu kämpfen haben.
- Dabei sind nicht nur einzelne Höchstwerte, sondern vor allem lange anhaltende Hitzeperioden eine Belastung für den Körper.
- Im Extremfall können Hitzebeschwerden sogar tödlich verlaufen.
- Zukünftig könnten auch immer jüngere Menschen durch die Hitze stark belastet werden.
An sehr heißen Sommertagen werden in Gladbecks Notaufnahme im St. Barbara-Hospital durchschnittlich rund zehn Patienten mehr aufgrund von Hitzebeschwerden behandelt, als an gewöhnlichen Tagen. In Zukunft könnte diese Zahl aufgrund der immer länger anhaltenden Hitzeperioden noch deutlich steigen. „Die Veränderungen des Klimas sind ein zunehmendes Problem, das da auf uns zukommt“, erklärt Klaus Limberg, Departmentleiter der Zentralen Notaufnahme. So erlebt das Personal die Auswirkungen der Hitze.
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In diesem Jahr wurden bereits 13.500 Notfälle in Gladbecks Notaufnahme behandelt, Limberg rechnet damit, dass es bis Ende des Jahres 23.000 sein werden – im Schnitt wären das 63 Patienten am Tag. Knochenbrüche, Herzinfarkte, Schlaganfälle – die Notfälle sind sehr unterschiedlich, doch in den Sommermonaten bemerkt das Personal besonders bei einer Art von Beschwerden eine deutliche Zunahme: „Bei hohen Temperaturen kommen signifikant mehr ältere Menschen mit Hitzebeschwerden zu uns“, berichtet Michael Weremko, Ärztlicher Leiter der Notaufnahme.
Arzt: „Die zunehmende Dauer der Hitzeperioden macht Menschen zu schaffen“
Dabei sei dieser Sommer längst nicht so heiß wie manch anderer vergangener Sommer, so auch 2022. Schwierig seien nicht nur einzelne Spitzenwerte, sondern vielmehr die Dauer der Hitzeperioden, in denen die Menschen dauerhaft der Hitze ausgesetzt sind, bevor es wieder abkühlt. Die Symptome bei einer Überhitzung können dabei ganz unterschiedlich ausfallen: Dehydration (Flüssigkeitsmangel), Schwindel und Gleichgewichtsstörungen, Übelkeit und Erbrechen sowie Kopfschmerzen bis hin zu Bewusstseinsverlust sind klassische Beispiele, die bei Menschen auftreten können, die Hitze zu lange ausgesetzt waren.
„Im Extremfall kann es zu einem Hirnödem kommen, bei dem die Hirnzellen anschwellen“, erklärt Weremko. „Und das wiederum kann im schlimmsten Fall zum Kreislaufstillstand und Hirntod führen.“ Wichtig sei es, zwischen einem Sonnenstich und einem Hitzeschlag zu unterscheiden. So betreffe ein Sonnenstich nur den Kopf und verlaufe in der Regel unkompliziert, während ein Hitzeschlag den ganzen Organismus betreffe und wesentlich kritischer sei.
„Besonders anfällig für Hitzebeschwerden sind überwiegend Menschen über 80 Jahren, insbesondere Frauen – wobei das eher damit zusammen hängt, dass Frauen allgemein älter werden als Männer“, so Klaus Limberg. Ältere Menschen hätten generell ein vermindertes Durstempfinden und neigten deshalb dazu, bei heißen Temperaturen zu wenig zu trinken. Zusätzlich gehe es ihnen bei Dehydration schneller schlecht, als gesunden, jungen Menschen. Limberg führt aus: „Deshalb sollten Angehörige darauf achten, dass alte Menschen genug trinken, auch wenn sie sagen, dass sie gerade gar keinen Durst haben.“
Tabletten von älteren Menschen können Hitzebeschwerden verschlimmern
Problematisch bei Senioren sei zudem, dass diese oft Tabletten nehmen, um verschiedene Krankheiten oder Beschwerden zu therapieren. Diese könnten sich bei Hitze allerdings fatal auf die Gesundheit auswirken, da einige Medikamente den Körper beispielsweise entwässern oder die Nieren zusätzlich belasten. „Da müssen wir überlegen, ob es nicht Sinn macht, diese Medikamente bei Hitze zu reduzieren oder abzusetzen – natürlich nur in Absprache mit dem Hausarzt“, erzählt Limberg. „Durch den Klimawandel müssen wir den Fokus anders setzen und zum Beispiel Medikamente gegen Bluthochdruck reduzieren, da der Blutdruck bei Hitze ohnehin eher niedrig ist durch den Flüssigkeitsverlust.“
Je öfter und länger es in Zukunft heiß werde, desto hitzeanfälliger könnten allerdings auch jüngere Menschen werden. „Wenn ich mir anschaue, wie extrem hoch die Temperaturen gerade in Rom sind, dann müssen wir uns darauf einstellen, dass es auch hier auf Dauer immer heißer wird. Besonders Menschen, die sich viel draußen aufhalten, sind dann in Gefahr, beispielsweise Bauarbeiter“, erklärt der Departmentleiter. Um dennoch alle Menschen in der Notaufnahme behandeln zu können, sei dann mehr Personal notwendig. Derzeit reiche das Team aus fünf Ärzten, der Leitung und vier Pflegekräften, die die Notaufnahme durchgängig besetzen, allerdings noch gut aus, um auch bei Hitze alle Menschen ausreichend versorgen zu können.
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Doch ab welchen Temperaturen wird es richtig gefährlich für die Gesundheit? Laut den Ärzten des St. Barbara-Hospitals stellen Temperaturen oberhalb der normalen Körpertemperatur, also über 36 Grad, eine akute Gefahr dar. „Wobei man nicht vergessen darf, dass eine Temperatur aus dem Wetterbericht, beispielsweise 30 Grad, ja nur bedeutet, dass es im Schatten so heiß wird. Wer sich in der Sonne aufhält, überschreitet da deutlich schneller diese gefährliche Marke von 36 Grad“, so Weremko. Auch unterhalb dieser Marke könne es allerdings gefährlich werden – abhängig unter anderem davon, wie fit eine Person sei und wie viel sie trinke.