Gladbeck. Die Gladbeckerin Susanne A. Schalz setzt in schweren Zeiten zarte Farbtupfer. Die Frühlingsausstellung der Künstlerin ist der Natur gewidmet.
In einer Welt, in der so vieles düster und bedrückend ist, setzt Susanne A. Schalz Farbtupfer. Ganz zart, ganz vorsichtig. Die Künstlerin, die sich weit über Gladbecks Stadtgrenzen hinaus durch ihre explosiv-knalligen Werke Bekanntheit „ermalt“ hat, wagt nach zweijähriger Corona-Pause einen Neustart – und zwar mit leisen Tönen.
Für Susanne Schalz ist diese aktuelle Schau im Magazin das gefühlte Erwachen aus einem seeeeehr langen Winterschlaf. Pastell in Uni bildete bereits 2020 in der damaligen Frühlingsausstellung den roten Faden. Dann zog die Pandemie einen dicken Strich durch die Pläne der Künstlerin – wie auch im Folgejahr. Aber jetzt soll’s etwas werden mit der Präsentation der frischen Werke. „Ein guter Start trägt mich durchs Jahr und ist Motivation für mich“, sagt die Künstlerin. Sicher, sie könnte sich im stillen Atelier zurückgezogen in ihre Arbeit vertiefen und im Farbrausch versinken. Aber Schalz findet: „Ich brauche das Feedback, das bringt mich weiter. Die Interaktion zwischen Werk und Reaktion der Betrachter ist spannend.“
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Die Werke sind ein Kontrast zu den leuchtenden „Pott-in-Farbe“-Arbeiten der Gladbecker Künstlerin
Vielleicht sieht das Publikum in den Gemälden ja etwas vollkommen anderes als die Künstlerin selbst? Ganz bestimmt! Erneut hat Schalz Pastelliges auf der Palette kreiert – diesmal jedoch mehrfarbig. Das lichte Grün junger Grashalme, glasklares Himmelsblau, sanftes Grau und – „ganz wichtig!“ – Rosé, so hauchfein, dass es an manchen Stellen fast an durchscheinende Blütenblätter erinnert. Welch’ ein Kontrast zu den leuchtenden „Pott-in-Farbe“-Arbeiten. Schalz charakterisiert ihren Frühling 2022: „Nicht dick aufgetragen, zart und leise.“
Vernissage und Anmeldung
Die Ausstellung „Spring time 2022“ im Magazin an der Talstraße 11 wird am Samstag, 9. April, um 19 Uhr eröffnet. Da die Teilnehmerzahl begrenzt ist, bittet Susanne A. Schalz um Anmeldung.Da das Interesse an der Präsentation bereits vor der Vernissage sehr groß ist, bietet die Künstlerin einen weiteren Termin, ein Nachmittag des offenen Hauses, an. Er ist am 10. April, 15 bis 17 Uhr. „Eine Anmeldung ist dann nicht erforderlich“, so Susanne Schalz.Die Malerin öffnet ihr Magazin auch nach Vereinbarung. Kontakt und weitere Informationen wie Öffnungszeiten unter www.pott-in-farbe.de
Sie hat ihre Ausstellung im Erdgeschoss, in der auch neue Darstellungen wie von der Zeche Zollverein in gewohnter knalliger Manier hängen, mit „Nature reclaims everything“ bezeichnet: „Die Natur fordert alles zurück“. Wo Industrie den Platz geräumt hat, machen sich (wieder) Pflanzen breit. Die Künstlerin erzählt: „An dem Thema arbeite ich schon seit zwei Jahren. Ich wollte das Sujet einfach einmal zeigen.“ Ihr Magazin mag als stellvertretendes Beispiel dafür stehen, dass nach der industriellen Nutzung die Natur zurückkehrt. In atemberaubender Schnelligkeit habe sich eine überaus dornige Rose auf dem Gelände angesiedelt, nebenan wuchert eine Birke aus einer Dachritze.“ Aber, so unterstreicht Schalz, „der Wandel auf Brachflächen ist nicht nur aufs Ruhrgebiet bezogen“.
Auf einem Bild könnten Kunst-Fans eine Seerose erkennen, die an Monets Werke erinnert
Die Natur, die für sie eine Kraftquelle darstelle, bäume sich jetzt auf. Trotz aller Probleme sage sie: „Hallo, ich bin da!“ Auf einem 1,20 Meter mal 1,60 Meter großen Gemälde scheinen fluffig-flauschige Pusteblumen zu wachsen. Und das dort in Hibiskusrosa könnte eine Rose sein, die sich gen Himmel reckt. Oder vielleicht ist es auch Mohn? Auf einem anderen Bild dürften Kunst-Fans eventuell eine Seerose erkennen, die entfernt an Claude Monets Exemplare erinnern. Eine Kornblume hat ebenfalls ein Plätzchen gefunden. Wer weiß... Die abstrakten Bilder bieten viel Raum, um der Fantasie freien Raum zu lassen.
„Jede Stelle ist anders bearbeitet“, erläutert die Gladbeckerin, die ursprünglich aus Essen stammt. Acryl plus x – das bedeutet: „Ich habe nicht wie sonst zusätzlich Kohle verwendet, sondern auch Pastelle, Lacke, reine Pigmente.“ Eine spezielle Zutat, die die Verbindung zur industriellen Komponente zieht, ist 100 Jahre alter Staub, der fingerdick auf den Trägern des Gebäudes liegt: „Ich habe ihn mitverarbeitet!“
Aus der Alwinchen-Familie gibt es auch ein Unikat „Ukraine“
Passend zu ihren Gemälden in Pastell bringt Schalz neue Mitglieder für ihre Alwinchen-Familie hervor. Unter kleinen quadratischen Arbeiten sind die stilisierten, kleinen Doppelböckchen versammelt. 125 Euro kostet ein Exemplar, gestempelt, signiert und im stilecht gestalteten Karton verpackt. „Zunächst habe ich mit Blick auf unsere Jahreszahl 22 geplant“, so die Künstlerin. Die ein Meter großen Alwine sind in wesentlich kleinerer Stückzahl vertreten. Preis: 600 Euro. Unverkäuflich ist hingegen das Unikat „Ukraine“ mit kleiner Friedenstaube in den Farben des Landes, in dem Krieg herrscht.
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Susanne Schalz: „Wir haben ein so wunderbares Frühlingswetter. Alles könnte so schön sein – wenn da nicht der Krieg wäre.“ Die Bilder der Gladbeckerin lassen die Sehnsucht nach Leichtigkeit, Unbeschwertheit spüren, „daran hat es schon durch Corona gefehlt“. „Der Frühling war da, die Menschen wollten ‘raus in die Natur und durften nicht“, meint die Künstlerin. Nun sei aus dem Corona-Tunnel ein Kriegstunnel geworden. Schalz wünscht sich, dass sie ihrem Publikum „in diesen schweren Zeiten etwas Ablenkung verschaffen kann“: Abtauchen in Pastell.
Wer ein Schalz-Motiv im Mini-Format mit nach Hause nehmen möchte, kann unter anderem Grußkarten und eine Tasse kaufen.