Gladbeck. Das Jugendamt Gladbeck kümmert sich intensiv um Kinder aus Problem-Familien. So sieht die Arbeit der Helfer in der Pandemie-Zeit aus.

Die Corona-Pandemie, vor allem die Wochen des Lockdowns mit allen Einschränkungen des täglichen Lebens, trifft sozial schwache Familien oft ganz besonders hart. Das ist in Gladbeck nichts anders als in anderen Städten. Wer vor der Pandemie schon Probleme hatte, für den kommen in der Regel in schwierigen Zeiten wie diesen noch etliche hinzu. 30 Mitarbeiter des städtischen Jugendamtes kümmern sich in Gladbeck um Familien, die ihren Alltag ohne Hilfe von außen nicht in den Griff bekommen.

Über 250 Hinweise auf Familien in Not sind 2020 beim Jugendamt Gladbeck eingegangen

Genau 1081 "aktive Fälle" liegen dem Gladbecker Jugendamt derzeit vor. Fälle also, in denen Familien oder Lebensgemeinschaften mit Kindern Unterstützung von außen benötigen. 259 Hinweise und Meldungen sind allein im vergangenen Jahr beim Jugendamt eingegangen. "90 mehr als im Jahr 2019. Den Anstieg führen wir eindeutig auf die Corona-Pandemie zurück", sagt Christine Hellebrand. Die Leiterin des Amtes für Jugend und Familie kennt die vielfachen Belastungen, mit denen vor allem arme Familien aktuell noch zusätzlich zu kämpfen haben.

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Da ist einmal die räumliche Enge. Oft wohnen viele Personen in kleinen Wohnungen zusammen. Durch den Lockdown sind auf einmal alle gleichzeitig und fast immer zu Hause. Geldsorgen, vielleicht auch Arbeitslosigkeit und andere Probleme, drücken sowieso schon. Aufgedrehte und streitende Kinder, Schwierigkeiten mit dem Lernen zu Hause, überforderte und gestresste Eltern kommen nun als zusätzliche Belastung noch hinzu. Das zerrt an den Nerven. "Häusliche Gewalt", sagt Hellebrand, "ist momentan ein großes Problem."

Die Familienhilfe des Jugendamtes arbeitet in der Pandemie-Zeit in drei Teams

Um auch in der Pandemie-Zeit für die Familien da sein zu können, hat man beim Jugendamt besondere Vorkehrungen getroffen. Gearbeitet wird in drei festen Teams, die einander auch nicht begegnen. "Kommt es in einem der Teams zu einem Quarantäne- oder auch Infektionsfall, können die anderen beiden Gruppen auf jeden Fall weiterarbeiten", erklärt die Leiterin des Jugendamtes. Oberstes Ziel sei es, auch in diesen problematischen Zeiten das Kindeswohl nie aus den Augen zu verlieren.

Mehr als 1000 Fälle - um die kümmern sich die Mitarbeiter des Jugendamtes natürlich nicht allein. Schon seit Jahren unterstützen etliche freie Träger in Gladbeck, wie zum Beispiel die Caritas, die Arbeit des Amtes mit und in den Familien. Das ist auch in der Corona-Pandemie unverändert der Fall. Die Bandbreite der unterstützenden Angebote reicht von regelmäßigen Beratungsgesprächen bis hin zur mehr oder weniger täglichen Betreuung.

Hinweise kommen oft von Lehrern, Erziehern oder aus dem Umfeld der Familien

Hinweise auf Familien, bei denen es nicht so gut läuft, kommen oft von Lehrern, Erziehern oder aus dem Umfeld, beispielsweise der Nachbarschaft der Betroffenen. "Wenn ein Kind im Winter nur in dünnen Sachen und Sandalen zur Schule kommt, fällt das natürlich auf", erklärt Christine Hellebrand. Das Jugendamt erreichen manchmal aber auch Hilferufe direkt aus den Familien. Droht Kindern Gefahr, gehen beim Team des Jugendamtes sofort alle Alarmglocken an. "Wir gehen jedem Hinweis nach, auch jetzt in der Corona-Zeit", betont Christine Hellebrand.

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Dabei sei die Situation natürlich nicht in allen Fällen gleich so kritisch, dass die Kinder sofort aus den Familien heraus genommen werden müssen. Oft greifen auch die sozialpädagogischen Hilfen des Amtes sowie der freien Träger, um die Lage wieder in den Griff zu bekommen. "Dafür suchen wir natürlich auch jetzt in der Pandemie-Zeit die Familie zu Hause auf, natürlich unter Beachtung der notwendigen coronabedingten Schutzmaßnahmen."

Eine Beratung kann coronabedingt auch bei einem Waldspaziergang stattfinden

Wenn möglich, gehen die Mitarbeiter derzeit allerdings auch alternative Wege, um das Infektionsrisiko, wann immer möglich, einzuschränken. "Ein Beratungsgespräch muss ja nicht im Wohnzimmer stattfinden. Man kann sich ja zum Beispiel auch zu einem Spaziergang durch Wittringen oder den Nordpark verabreden. Das schafft auch gleich eine viel entspanntere Atmosphäre, und es redet sich leichter", sagt die Jugendamtsleiterin. Zudem kommunizieren die Teams über WhatsApp mit den Familien. Da heißt es dann beispielsweise: "Schick mir doch bitte mal ein Bild vom Kinderzimmer. Ich möchte sehen, ob auch wirklich aufgeräumt ist."

>> Die Stadt Gladbeck hat ein „Lockdown-Familientelefon“ eingerichtet. Dort sollen Familien, die in dieser schwierigen Zeit besonders gefordert sind, gezielt Unterstützung erhalten. Pädagogische Fachkräfte aus dem Familienbüro
hören zu, überlegen mit den Eltern, was stärken kann und weiterhilft. Wenn gewünscht, kann auch ein Kontakt zu weiterführenden Beratungen und Unterstützung vermittelt werden.

Das Lockdown-Familientelefon ist montags bis freitags von 8.30 bis 12.30 Uhr unter der Rufnummer 02043 / 99-2098 erreichbar.

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