Gladbeck. Trotz Corona kann das Jobcenter Kreis Recklinghausen positive Entwicklungen melden. Das ist auch eine gute Nachricht für alle Städte im Kreis.

Von der Entwicklung der Sozialausgaben wird es insbesondere abhängen, ob die Städte im Kreis Recklinghausen künftig Steuern und Gebühren für ihre Bürger senken und wieder angemessen in Schulen, Kitas oder Straßen investieren können. Vor diesem Hintergrund lässt eine Nachricht aus dem Jobcenter Kreis Recklinghausen aufhorchen. Die Hartz IV-Behörde wird in diesem Jahr 22 Millionen Euro an den Kreis und seine zehn Städte zurückzahlen. Auch für Gladbeck gibt es konkrete Zahlen.

Es handelt sich dabei um Gelder, die – anders als geplant – im vergangenen Jahr nicht für Miete und Heizkosten von Hartz IV-Haushalten ausgegeben werden mussten. Die sogenannten Kosten der Unterkunft belasteten die Haushalte von Kreis und Kommunen – nach Abzug der Bundeszuschüsse – allerdings immer noch mit rund 33 Millionen Euro.

Das Jobcenter profitiert von der günstigen Arbeitsmarktlage

Von der günstigen Arbeitsmarktentwicklung profitiert das Jobcenter, das drei Viertel der Arbeitslosen im Vest betreut, in besonderer Weise. Die Zahl der „Bedarfsgemeinschaften“, also Familien, die von der Grundsicherung leben, sank im vergangenen Jahr um 1300 (3,6 Prozent) auf durchschnittlich 34.400 (zum Vergleich: 2017 gab es noch 39.500 Bedarfsgemeinschaften im Kreis). Auch in Gladbeck sind weniger Familien auf die Unterstützung angewiesen. Im Jahr 2020 lag die Zahl nach Auskunft von Thomas König, beim Jobcenter Recklinghausen für die Pressearbeit zuständig, noch bei 5569. Im Jahr darauf waren es nur noch 5499 Familien, also 70 (-1,3 Prozent) weniger.

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Um 4,1 Prozent rückläufig ist die Summe der erwerbsfähigen Leistungsbezieher; sie sank im zurückliegenden Jahr um mehr als 2000 auf 47.740. Der Blick auf Gladbeck zeigt: Hier sind es 50 Betroffene weniger (-0,6 Prozent), die Hartz IV erhalten. Die Zahl ging von 8148 im Jahr 2020 auf 8098 im Jahr darauf zurück.

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Bemerkenswert ist auch diese Zahl, vor allem im langfristigen Vergleich. Denn in der ersten Hälfte des letzten Jahrzehnts waren beim Jobcenter noch mehr als 54.000 erwerbsfähige Leistungsbezieher registriert. Danach kamen die Flüchtlingskrise (2015) und die Corona-Jahre (2020/2021), die der Arbeitsmarkt im Vest überraschend gut weggesteckt hat. Die aktuelle Arbeitslosenquote von 7,7 Prozent für den Kreis hat längst wieder das Niveau aus der Zeit vor der Pandemie. „Der Arbeitsmarkt im Kreis ist sehr stabil“, lautet das Urteil von Jobcenter-Chef Dominik Schad. In Gladbeck liegt die Quote bei 10,3 Prozent.

Zahlen für Gladbeck bleiben aber auf einem hohen Niveau

Ein Rückgang in beiden Bereichen auch in Gladbeck, wie König betont. Natürlich blieben die Zahlen aber aufgrund der schwierigeren Situation auf dem Gladbecker Arbeitsmarkt auf hohem Niveau.

Programm Teilhabe am Arbeitsmarkt

Insgesamt werden im Kreis Recklinghausen aus dem 2019 gestarteten Bundesprogramm „Teilhabe am Arbeitsmarkt“ 1053 sozialversicherungspflichtige Beschäftigungen gefördert. 114 davon in Gladbeck. In diesem Jahr läuft der erste Schwung an Verträgen aus.Das Jobcenter steht dann vor der Aufgabe, für 212 Personen eine Anschlussperspektive zu schaffen – im besten Fall durch eine feste Übernahme durch den bisherigen Arbeitgeber.

Ob der Verlauf kreisweit weiterhin so positiv sein wird, hängt nach Einschätzung Schads davon ab, „wie lange uns Omikron noch beschäftigen und wie sich die Gesamtkonjunktur entwickeln wird“. Das Jobcenter habe sich jedenfalls in Abstimmung mit den Städten „ambitionierte Ziele“ gesetzt. Die Beratungsteams wollen in diesem Jahr 9500 Männer und Frauen in den Arbeitsmarkt vermitteln und ihnen damit eine Perspektive jenseits von Hartz IV ermöglichen. Das wäre gegenüber 2021 eine Zunahme von 5,5 Prozent.

Im zurückliegenden Jahr ist mit rund 9000 Integrationen in den ersten Arbeitsmarkt zwar ebenfalls ein Plus (3,3 Prozent) gelungen, das gesteckte Ziel (9333) sei jedoch nicht erreicht worden, räumt Dominik Schaad ein. Nicht in dieser Statistik enthalten sind die 188 Verträge, die 2021 im Rahmen des Sozialen Arbeitsmarktes mit Wohlfahrtsverbänden, Kommunen und privaten Unternehmen neu abgeschlossen worden sind.