Gladbeck. Fünf Betrugsfälle innerhalb einer Woche alarmieren das Polizeipräsidium Recklinghausen. Gibt es einen Zusammenhang zwischen den Taten?

Innerhalb von einer Woche ist im Kreispolizeibezirk Recklinghausen eine Häufung von Betrugsfällen zum Nachteil von Senioren aktenkundig geworden. Auch eine betagte Gladbeckerin hat nach einem Schockanruf ihre gesamten Ersparnisse verloren. Die Polizei ist aufs Höchste alarmiert. Da es teilweise um die gleiche Masche ging, stellt sich die Frage, ob es zwischen den Taten einen Zusammenhang gibt, ob ein Täter möglicherweise mehrfach zugeschlagen hat.

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„Ausschließen können wir das nicht“, sagt Annette Achenbach von der Pressestelle des Polizeipräsidiums Recklinghausen. Aber konkrete Belege gebe es dafür auch nicht, weil teilweise noch nicht einmal eine Personenbeschreibung vorliege. Fünf Mal haben die Täter in den letzten Tagen bei Senioren hohe, teilweise fünfstellige Summen erbeutet. Einer 83-Jährigen in Bottrop gegenüber gaben sich die Betrüger als Polizisten aus, die überprüfen müssten, ob Geld und Schmuck nicht von einer Einbrecherbande gegen Duplikate ausgetauscht worden seien.

Schockanruf: Verwandter sei in einen tödlichen Verkehrsunfall verwickelt

Einer 84-jährigen Bottroperin, einem Rentner-Ehepaar in Haltern (76 und 74) und einer 79-jährigen Gladbeckerin erklärte ein „Polizeibeamter“ beziehungsweise ein „Staatsanwalt“, ein Angehöriger sei in einen (tödlichen) Verkehrsunfall verwickelt. Um die Untersuchungshaft abzuwenden, müsse eine Kaution hinterlegt werden. In Recklinghausen wurde eine 86-jährige Frau von einem falschen Polizeibeamten dazu gebracht, eine fünfstellige Geldsumme von ihrer Bank abzuholen. In jedem dieser Fälle wurden Bargeld und Schmuck an unbekannte Täter übergeben – oder wie in Recklinghausen einfach vor der Haustür abgelegt.

Bei Verdacht die Polizei anrufen

Das Polizeipräsidium Recklinghausen betont, dass Polizei und Staatsanwaltschaft niemals Geld oder Wertsachen telefonisch fordern beziehungsweise an der Haustür abholen würden. Unbekannten sollte man niemals Geld oder Schmuck aushändigen.Die Polizei rät, beim leisesten Verdacht eines Betrugsversuchs am Telefon einfach aufzulegen, im Zweifelsfall eine Vertrauensperson anzurufen oder gleich den Polizei-Notruf 110 zu wählen.

Laufend wird die Bevölkerung durch die Polizei, aber auch in den (sozialen) Medien vor diesen perfiden Tricks gewarnt, sodass man sich wundert, dass immer noch Menschen auf die Betrüger hereinfallen. Polizeisprecherin Annette Achenbach überrascht das nicht. Sie selber hat mal den Mitschnitt eines Telefongesprächs zwischen Betrüger und Opfer verfolgen können – und war unangenehm beeindruckt. „Die Täter verwickeln ihre Opfer so geschickt und glaubhaft in ein Gespräch, dass sich niemand davon freisprechen kann, darauf hereinzufallen“, lautet ihre Erkenntnis. „Und das hat auch nicht nur etwas mit dem Alter zu tun.“

Über die gängigen Maschen der Betrüger Senioren aufklären

Die Recklinghäuser Polizei versucht seit einiger Zeit, Kinder, Enkel oder andere Verwandte dafür zu gewinnen, mit ihren älteren Familienmitgliedern über das Thema zu reden und für die Gefahr zu sensibilisieren. Das Projekt läuft unter dem Namen „Next Generation“. Das Präsidium weist darauf hin, dass die Maschen der Betrüger variieren und an aktuelle Ereignisse angepasst werden.

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Gängig seien zurzeit folgende Vorgehensweisen: 1. Ein Angehöriger habe einen schweren Unfall gehabt und brauche nun dringend Geld für eine Operation oder als Kaution, um nicht ins Gefängnis zu müssen. 2. Der sogenannte Enkeltrick beginnt oft so: „Oma/Opa, rate mal wer dran ist…“ Der vermeintliche Angehörige bitte in der Folge um Geld und schickt einen „Freund“ oder einen vermeintlichen Notar als Geldboten. 3. In der Nähe sei eingebrochen worden und die Täter hätten es nun auf den Angerufenen abgesehen. Die Polizei müsse deshalb umgehend Wertsachen sichern. 4. Das Ersparte sei wegen eines betrügerischen Mitarbeiters auf der Bank nicht mehr sicher, müsse deshalb schnell abgehoben werden.