Gladbeck. Schnelltests in Kitas werden nach Ostern abgeschafft. Aufgrund hoher Inzidenzen halten Träger und Ärzte in Gladbeck die Entscheidung für zu früh.

Angesichts hoher Inzidenzen – am Montag lag der Wert in Gladbeck bei 958,7 – führt die Entscheidung, nach Ostern die Schnelltests in Kindertageseinrichtungen abzuschaffen, zu großer Verunsicherung bei Trägern. Und auch ein Kinderarzt hat erhebliche Bedenken.

Das Aussetzen der Tests hatte der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte gefordert. Der Gladbecker Kinderarzt Stefan Kusserow reagiert jedoch entsetzt. „Ich bin mit der Abschaffung nicht zufrieden, das ist nicht in Ordnung.“ Schließlich seien mit den Schnelltests immer wieder positive Fälle aufgefallen. Nicht zuletzt seien auch die Praxen bei der Testung entlastet worden. Die Abschaffung der Tests in den Kitas hält der Mediziner für ebenso falsch wie die weiteren geplanten Lockerungen. „Das macht alles keinen Sinn und vermittelt einen falschen Eindruck. Denn wir haben doch gerade einen Anstieg der Infektionszahlen, wir sind noch nicht durch“, so Kusserow.

Lesen Sie auch:

Kita-Träger in Gladbeck: „Wir haben eine Verantwortung den Mitarbeitern gegenüber“

Die Kita-Träger äußern sich ebenfalls kritisch. „Ich finde diese Idee bei den ansteigenden Infektionszahlen sehr unglücklich. Wir haben schließlich auch eine Verantwortung unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern gegenüber“, so Tanja Krakau, Geschäftsführerin der evangelischen Kirche, die in Gladbeck Trägerin von neun Kitas und drei Großtagespflegen ist. Auch wenn sich die Corona-Lage in den Einrichtungen derzeit etwas entspannt habe: „Wir haben immer noch infizierte Kinder und Mitarbeiter.“

Kinderarzt Dr. Stefan Kusserow hält das Ende der Schnelltests in Kitas für falsch. „Die Pandemie ist noch nicht vorbei“, so der Mediziner.
Kinderarzt Dr. Stefan Kusserow hält das Ende der Schnelltests in Kitas für falsch. „Die Pandemie ist noch nicht vorbei“, so der Mediziner. © FUNKE Foto Services | Frank Oppitz

Zurzeit gebe es noch einige offene Fragen. „Unklar ist zum Beispiel, wie es mit Testungen aussieht, wenn es einen positiven Fall in der Kita gibt“, so Krakau. Bisher sind dann für jedes Kind drei Tests über einen Zeitraum von 14 Tagen verpflichtend. Wenn diese Dinge geklärt seien, wolle Krakau sich mit den Kita-Leitungen intern abstimmen, wie es weitergehen kann. Denn eines stehe fest: „Auch ein Großteil der Eltern wird bedauern, dass die Tests wegfallen, denn sie geben Sicherheit für die ganze Familie.“ Die meisten Eltern hätten sich „sehr verantwortungsbewusst gezeigt“ und ihre Kinder regelmäßig getestet.

+++ Folgen Sie der WAZ Gladbeck auch auf Facebook! +++

Mit dem Aus der Schnelltests in Kitas geht ein Stück Sicherheit verloren

Auch Barbara Wagner, Gebietsleiterin für die Einrichtungen des Kita-Zweckverbands in Gladbeck, sieht die Abschaffung der Tests kritisch: „Die Zahlen sind aktuell schließlich sehr hoch.“ Den Mitarbeitern gaben die Tests ein Stück Sicherheit. „Obwohl man sich immer fragen muss, wie sicher die Selbsttests überhaupt sind.“ Dennoch gehe nun ein Stück Sicherheit wieder verloren. Klar sei, dass der Träger nicht alleine die Möglichkeit der Selbsttests weiter anbieten könne, wenn ihnen diese nicht mehr kostenlos zur Verfügung gestellt werden.

Kinder- und Jugendärzte plädierten für ein Ende der Tests

Dass die anlasslosen Testungen in Kitas nach Ostern (Ostermontag, 18. April) beendet werden sollen, verkündete NRW-Familienminister Joachim Stamp (FDP) am Freitag. Bisher erhalten Eltern von Kita-Kindern drei kostenfreie Antigen-Schnelltests pro Woche. Angewendet werden sollen sie zu Hause. Der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) hatte sich für ein Ende der Tests ausgesprochen, da diese die Jungen und Mädchen mehr belasteten als nutzten.

Die Stadt Gladbeck wolle die Lage in den Kitas nach Abschaffung der Tests sehr genau beobachten, so Stadtsprecher David Hennig. Sollten die Zahlen dann wieder stark steigen, müssten Maßnahmen ergriffen werden. Von der Entscheidung der Landesregierung sei die Verwaltung überrascht worden. „Durch die Testungen konnten viele Kinder bei einem positiven Test frühzeitig in Quarantäne geschickt werden und so weitere Infektionen vermieden werden.“ Dennoch müsse man lernen, mit dem Virus zu leben, so Hennig weiter. Stand vergangenen Donnerstag waren in Gladbeck 34 Kita-Kinder und elf Erzieherinnen infiziert.