Gladbeck. Mehr Menschen in Gladbeck könnten künftig ihre Häuser und Wohnungen zwangsversteigern müssen. Auch steigende Zinsen werden zum Problem.
Die Nachfrage nach Immobilien in Gladbeck ist ungebrochen hoch – viele Menschen setzen inzwischen auch auf Zwangsversteigerungen. „Es ist unheimlich, wie viele Anfragen wir haben“, sagt Melanie Schmitz, als Rechtspflegerin am Amtsgericht Gladbeck zuständig für Zwangsversteigerungen. Aber nicht nur die Nachfrage steigt. Künftig, so erwartet Schmitz, könnten immer mehr Immobilien in die Zwangsversteigerung kommen. Das hat vor allem zwei Gründe.
Natürlich sind da zum einen die Folgen der Corona-Pandemie. „Es gibt viele Menschen, die aufgrund der Krise in Kurzarbeit gehen mussten und weniger Geld verdient haben. Für sie ist es aktuell schwieriger, ihre Kredite für Häuser und Wohnungen zu bezahlen“, sagt Melanie Schmitz. Hinzu kommt nun aber noch ein weiteres Problem: Die steigenden Preise aufgrund der Inflation und in Folge des Krieges in der Ukraine. Für viele Menschen könnte es somit bei deutlich steigenden Lebenshaltungskosten künftiger schwieriger werden, die Kredite zu bedienen. „Wir gehen davon aus, dass die Zahl der Zwangsversteigerungen steigen wird. Die Zeiten werden schwieriger“, so Schmitz.
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Aufgrund der Pandemie - Rückstau bei Zwangsversteigerungen
Schon jetzt sei die Zahl der Termine am Amtsgericht gestiegen. Das liege aber auch daran, dass in den vergangenen zwei Jahren aufgrund der Pandemie fast keine Zwangsversteigerungen möglich gewesen seien. Daher gebe es nun einen kleinen Rückstau; und: „Wir wissen nicht, wie die Corona-Lage im Herbst und Winter sein wird, daher arbeiten wir nun vor und machen so viele Termine wie möglich“, erklärt Melanie Schmitz.
Die Bieterstruktur bei Zwangsversteigerungen am Amtsgericht habe sich zuletzt hingegen nicht verändert. „Es gibt immer gewerbliche und private Bieter.“ Aber: Schnäppchen könnten bei den Terminen schon längst nicht mehr erzielt werden, wie es früher einmal war. Das liege auch an der großen Nachfrage. „Wenn viele Menschen im Saal sind, wird hoch geboten. Die Menschen lassen sich dann von den Geboten der anderen mitreißen und bieten mehr.“
Bei der Sparkasse Gladbeck werde derzeit noch kein Anstieg von Zwangsversteigerungen beobachtet. „Unsere Kunden sind solvent“, so Sprecher Matthias Bludau. Fabian Maraun, Immobilienberater bei der Volksbank Immobilien GmbH und dort zuständig für Zwangsversteigerungsobjekte, sieht derzeit statt Corona-Folgen und Ukraine-Krieg ein ganz anderes Problem für Kreditnehmer: Die Zinsen steigen aktuell, und wer sich etwa die Zinsen nur für einen Zeitraum von zehn Jahren gesichert habe, könne bei einer längeren Finanzierung in Bedrängnis geraten. „Für alle, die nachfinanzieren müssen, könnte es das böse Erwachen geben.“ Der Anstieg der Zinsen werde die Finanzierung nämlich deutlich teurer machen.
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Aktuell hat Maraun nach eigenen Angaben nicht vermehrt Objekte zur Zwangsversteigerung auf dem Tisch, aber: Die Erfahrung zeige, dass die Folgen solcher Entwicklungen meist nach etwa einem Jahr sichtbar werden. Probleme sieht er auch bei Neubauten. „Die Kosten explodieren, etwa für Holz und Beton. Einige Bauträger könnten da schnell pleite gehen“, sagt Maraun.