Gladbeck. Der ZBG verzeichnet einen Anstieg von Fällen mutwilliger Zerstörung. Bis zu 30 Prozent mehr Schäden kommen die Stadt Gladbeck teuer zu stehen.
Zerstörungswut ist ein Daueraufreger in der Stadt. Aber in Pandemie-Zeiten kommt noch eine Schüppe drauf, um es mal salopp zu sagen. Ralf Sonnenberg vom Zentralen Betriebshof Gladbeck(ZBG): „Man merkt, dass sich Leute vermehrt draußen austoben. Ich finde es zulässig, da einen Zusammenhang zur Corona-Situation zu ziehen. Die hohe Zunahme an Fällen ist ein Ausdruck von Frust.“ Der Experte nennt einen Anstieg der Schadensfälle von bis zu 30 Prozent. Und das kommt die Stadt teuer zu stehen.
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Abgetretene Abfalleimer, demolierte Geräte auf Spielplätzen, Bäume, die angesägt sind – die Zerstörer machen so ziemlich vor nichts Halt. Und ihnen ist kaum etwas heilig. Selbst auf Friedhöfen treiben sie ihr Unwesen. Sei es, dass die Täter Sträucher anzünden und/oder Grabschmuck ruinieren; sei es, dass sie in den sanitären Anlagen Waschbecken abreißen oder Überschwemmungen verursachen, weil sie Toiletten mit Dreck und Papier verstopfen. Die Schäden summieren sich auf zigtausende Euros.
Gladbeck: Allein die Schäden an Bäumen schlagen mit 40.000 bis 50.000 Euro zu Buche
Allein im Bereich der Bäume, die durch Fremdeinwirkung zunichte gemacht werden, spricht Sonnenberg von 40.000 bis 50.000 Euro im Jahr. Dabei fasst er gar nicht jene „Dumme-Jungen-Streiche“ ins Auge, wenn jemand sein Schnitzmesser an einer Borke ausprobieren möchte. Nein, der Fachmann meint „ganz bewusste Schädigungen“. Sonnenberg: „Da kommt irgendwer mit einer Motorsäge und zersägt den Stamm bis zur Hälfte, das bedeutet für den Baum nicht nur den Tod, sondern auch eine Gefährdung anderer Menschen.“ Beispielhaft führt er als Tatort das Umfeld des Ratsgymnasiums an. An einem Baum, der am Spielplatz Voßstraße stand, habe jemand die Rinde so weit abgeschält, dass kein Weg an der Entfernung vorbeiführte.
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In Nacht-und-Nebel-Aktionen verschwinden Bäume ohne Genehmigung von einem Tag zum anderen von der Bildfläche – „keine Ausnahmen, da standen sie wohl im Weg“. Sonnenberg berichtet: „Mehrfach im Jahr kommt es vor, dass ein Fällantrag, sagen wir mal, erweitert wird.“ Soll heißen: Genehmigt sind zum Beispiel zwei Exemplare, weg sind dann mit einem Schlag gleich sechs – so geschehen an der Tunnelstraße. Der ZBG-Grünexperte unterstreicht: „Wir kontrollieren, ob alles mit rechten Dingen zugeht, auch die Einhaltung der Ersatzpflanzungen.“
Demolierte Spielgeräte stellen eine Gefahrenquelle dar
Mit 10.000 bis 25.000 Euro schlagen Baumschäden durch Verkehrsunfälle zu Buche. 30 bis 40 gravierende Vorkommnisse dieser Art seien es pro Jahr. Auffällig ist in Sonnenbergs Augen: „Wir haben es häufiger mit Graffiti an Bäumen zu tun.“ Da kommt ihm als Beispiel der Bürgerpark Butendorf im Sommer 2020 in den Sinn. Hakenkreuze und rechtsradikale Schmierereien entferne der ZBG umgehend – was leichter gesagt als getan ist. Der Fachmann erklärt: „Wir müssen mit Schleifpapier vorgehen.“
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Apropos Bürgerpark Butendorf: Dort toben sich Randalierer offenbar besonders gerne aus, um Gegenstände wie Papierkörbe zu demolieren. Aber Sonnenberg sagt auch: „Im Rathauspark, am Schwimmbad, an der Landstraße, auf dem Markt Rosenhügel – wir haben querbeet im Stadtgebiet Schäden.“
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Diese könnten auch nicht als Kavaliersdelikte abgetan werden. Auf Spielplätzen herausgerissene Geräte, angesägte Schaukelketten, abgefackelte Kunststoffsitze, losgetretene Sitze: Da ist bisweilen auch Gefahr im Verzug. Sonnenberg: „Im Jahr 2020 mussten wir 65.000 Euro für Totalausfälle und größere Reparaturen aufwenden.“
Immer wieder ein Objekt der Begierde: Mülleimer. Sonnenberg erzählt: „Die ohnehin schon hohen Schäden sind im Jahr 2020 um fast 30 Prozent gestiegen. Wir haben in Gladbeck insgesamt 250 bis 300 Papierkörbe. In 51 Fällen wurden sie kaputt getreten oder angezündet; wir hatten 30 Totalausfälle, mussten die Behälter also ersetzen.“
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Je nach Machart kann das schon einen erklecklichen Betrag kosten: Zwischen 80 Euro für ein simples Plastikmodell bis zu 1200 Euro für ein Design-Exemplar sind für die Neuanschaffung hinzublättern. Machte zuletzt unterm Strich, niedrig angesetzt, 10.000 Euro. Sonnenberg argwöhnt: „Da müssen manche Täter gezielt mit schwerem Gerät angerückt sein. Einige Metallkörbe waren so verbogen, als wenn jemand mit einem Radlader drübergefahren wäre.“
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Anzeigen und Ermittlungen
„Bei Vandalismus an Bäumen handelt es sich um Sachbeschädigung, die wir zur Anzeige bringen“, sagt Ralf Sonnenberg. Zuwiderhandlungen gegen Fällgenehmigungen sowie gegen Auflagen zu Ersatzpflanzungen sind Verstöße gegen die Baumschutzsatzung. Der ZBG-Fachmann: „Diese Ordnungswidrigkeiten bearbeitet das Rechtsamt. In solchen Fällen werden Bußgelder verhängt.“
Sonnenberg weist darauf hin: Wird ein Baum angefahren und sucht der Schadensverursacher das Weite, gelte dieses Verhalten als Unfallflucht.
Ebenfalls angezeigt werden Sachbeschädigungen – beispielsweise an Geräten und Mobiliar wie Sitzbänken – auf Spielplätzen, in Parks und anderen Grünanlagen sowie im öffentlichen Raum.
„Regelmäßig müssen wir die Einsätze von Metallkörben, die in die Gegend geworfen wurden, aus Büschen sammeln oder aus dem Wasser fischen“, berichtet Sonnenberg. Mit „Gegend“ sind vornehmlich Grünanlagen – wie der Nordpark und Wittringen – gemeint.
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„Wir haben in der Corona-Krise viel mehr Vandalismus auf Friedhöfen bemerkt“, sagt der ZBG-Mann. Allein 20 bis 30 Mal seien bewusst Toiletten verstopft worden. Abgerissene Klodeckel und andere Zerstörungen verursachten einen Kostenaufwand von gut 10.000 Euro. Sonnenbergs Fazit: „Vor der Pandemie haben sich die Menschen vielleicht auf Mallorca und anderswo im Urlaub ausgelassen. Jetzt tun sie es in ihrer Stadt.“