Gladbeck. Die ersten Erkältungswellen sind da und die Grippe-Impfungen stehen an. Darum empfehlen Mediziner sie in diesem Jahr nicht nur Risikogruppen.
Der Herbst ist da – und mit ihm die ersten Erkältungen. Hausarzt Dr. Gregor Nagel aus Gladbeck rät aus einem besonderen Grund nun auch Jüngeren zu einer Grippeschutz-Impfung.
Normalerweise betrifft die Empfehlung zu einer Impfung gegen Grippe bestimmte Gruppen. Das sind Menschen, die viel Kontakt zu anderen Menschen haben, aber auch Schwangere, chronisch Kranke und Frauen und Männer über 60 Jahre. Das gilt auch in diesem Jahr. Aber: Aufgrund von Corona ist noch längst nicht alles wieder normal. Daher empfiehlt Gregor Nagel, Sprecher des Gladbecker Ärztenetzes, die Impfung gegen Grippe eigentlich jedem. Denn: „Eine gleichzeitige Covid- und Grippe-Infektion würde die Schwere der Erkrankung potenzieren.“
Mehr Kontakte fördern nun auch wieder mehr Erkältungskrankheiten
Im vergangenen Jahr haben die Ärzte kaum Grippefälle und auch kaum Erkältungskrankheiten in den Praxen gesehen. „Da nun aber wieder mehr Kontakte stattfinden, ist davon auszugehen, dass die Zahlen jetzt wieder steigen“, so Nagel. Im Sommer hatte der Mediziner bereits berichtet, dass er mehr Patienten mit Infektionen beobachte als normalerweise zu dieser Jahreszeit und das auf die nachlassende Umsetzung von Hygiene-Regeln zurückgeführt.
Die Arztpraxen sieht Gregor Nagel gut gerüstet für die Grippeschutz-Impfungen – obwohl mit der Schließung des Impfzentrums die Hausärzte, Kinder- und Jugendärzte sowie Fachärzte fast ausschließlich allein (Unterstützung gibt es weiter von mobilen Teams) für die Corona-Impfungen zuständig sein werden. Bis vor einiger Zeit hatte die Ständige Impfkommission (Stiko) noch empfohlen, zwischen einer Covid-Impfung und einer weiteren Impfung mindestens 14 Tage Pause zu lassen. „Diese Aussage hat die Stiko nun verändert. Ein Abstand ist demnach nicht mehr nötig.“ Daher kann die Grippeschutz-Impfung in einem Termin auch sogar gemeinsam mit der Corona-Impfung erfolgen. „Eine Spritze gibt es dann in den linken Arm, eine Spritze in den rechten Arm.“
Im Hausarztzentrum Rentfort lassen sich viele Jüngere in diesem Jahr impfen
„Wir impfen bereits seit Anfang September“, berichtet Stefan Arntz, Mediziner einer Gemeinschaftspraxis in Rentfort. „Das Wetter im Moment ist sehr einladend, um sich impfen zu lassen. Einige Menschen werden da unruhig.“ Es sei auch richtig, sich die Spritze jetzt abzuholen, und nicht noch bis November zu warten.
Hochdosis-Impfstoff für Ältere
Eine Besonderheit gibt es in diesem Jahr beim Grippe-Impfschutz: Es gibt zwei Impfstoffe, einen für Menschen ab 60 Jahren, und einen für Jüngere: Der Impfstoff für über 60-Jährige ist ein Hochdosis-Impfstoff.
Beide Impfstoffe sind Vierfach-Impfstoffe, die gegen vier Virusstämme schützen.
Denn viele Grippe- und Erkältungskrankheiten sieht Dr. Arntz schon jetzt. Für ihn ein Zeichen dafür, dass sich viele jetzt auch im Bekanntenkreis ohne Maske treffen und die Hygieneregeln nicht mehr so hoch gehalten werden. „Wir sehen derzeit zudem einige Magen-Darm-Infekte und das sind nun einmal Schmierinfekte.“
Auffällig in diesem Jahr: Besonders viele junge Menschen lassen sich gegen die Grippe immunisieren, so Arntz. Das beobachtet ebenso Kinderarzt Stefan Kusserow, der seine Praxis am Marktplatz hat, nun bereits das zweite Jahr. Und das sei gut so, Kusserow empfiehlt die Spritze unbedingt. „Mit einer Grippeerkrankung ist man viel anfälliger, und so schützt die Grippe-Impfung auch gegen Corona.“ Bei ihm beginnen die Immunisierungen gegen Grippe im Oktober, es gibt noch einige freie Termine. „Meistens lässt sich gleich die ganze Familie impfen.“ Kusserow habe die Impfungen in der Grippe-Saison für seine Praxis früh geplant und fühlt sich gut aufgestellt.