Gladbeck. Auch die Gladbecker Fluthilfe hat mitgemacht: Mit einem besonderen Projekt will eine Gladbecker Künstlerin den Flutopfern an der Ahr helfen.
„Epoxidharz macht den Effekt“, erklärt Susanne A. Schalz den Kunstgriff bei der Umsetzung ihres neuesten Projekts. Dass es der Gladbecker Künstlerin an kreativen Ideen nicht mangelt, hat sie selbst während der Pandemie immer wieder unter Beweis gestellt. Alwinchen, der knallbunte - auch mal kohleschwarze – stilisierte Förderturm in allen Größen ist zur Identifikationsskulptur für das Ruhrgebiet geworden. Er grüßt mittlerweile von vielen Orten, selbst die scheidende Bundeskanzlerin besitzt ein Alwinchen.
„Der Pott in Farbe“ steht auf einem meterlangen Banner an der Hauswand des Magazins
„Der Pott in Farbe“ steht auf einem meterlangen Banner an der Hauswand des Magazins, einem ehemaligen Industriegebäude der Ruhrkohle AG an der Talstraße. Wer die Halle betritt, befindet sich in einer anderen, farbenfrohen Welt. Nur ab und an erinnern die Güterzüge der Bahn- und Hafenbetriebe, die vor der Rückwand des Hauses laut vorbeirattern, an die Vergangenheit des heutigen Ateliers und Showrooms.
„Das Ruhrgebiet kann mehr als grau…“ - dieses Motto wird hier gelebt. „Zu meiner Kunst gehört es dazu, immer auch Elemente der jeweiligen Region mit einzuarbeiten“, erklärt Susanne Schalz und weist auf Werke, die in Fécamp an der Alabasterküste der Normandie entstanden sind. So hat sie Partikel der dortigen Kreidefelsen mit Acrylfarbe vermischt auf die Leinwand gebracht. Diesem Prinzip ist Susanne Schalz auch bei ihrem neuesten Projekt treu geblieben, selbst wenn der Hintergrund erschütternd ist.
Auch die freiwilligen Helfer der Gladbecker Fluthilfe sind involviert
Die Künstlerin möchte auf ihre Art etwas für die von der Flutkatastrophe betroffenen Menschen im Ahrtal tun. „Ich habe auf meinem Nachttisch ein kleines Notizbuch liegen, und wenn mir nachts eine Idee kommt, dann schreibe ich das auf.“ Nach einer solchen Nacht bat sie die freiwilligen Helfer der Gladbecker Fluthilfe, ihr in Kanistern Wasser und Schlamm von der Ahr mitzubringen, „aber erst, als das Wasser aus den Häusern raus war“, ist ihr wichtig zu betonen.
Zunächst hat sie damit knapp 130 Haushaltschwämme getränkt, diese anschließend getrocknet, versteift und in „ihren“ Farben bemalt. „Das ist ein langwieriger Prozess und man weiß, nicht, wie er ausgeht.“ Jetzt kommt Epoxidharz ins Spiel. Er verleiht den farbigen Schwämmen einen besonderen Glanz. Insgesamt hat Susanne Schalz über 800 Schwämme gekauft und hofft bis zur Kunst- und Designroute 300 von ihnen fertiggestellt zu haben: „Die Schwämme haben eine doppelte Symbolik: Jeder einzelne von ihnen steht für eine helfende Hand, denn Schwämme saugen Wasser auf“, erklärt sie ihre Intention. „Hier wird ein Gebrauchsgegenstand zum Kunstwerk überhöht.“
Die Objekte gibt es als großformatiges Gesamtkunstwerk oder als Einzelstücke
Malworkshops im Oktober
Die Kunstwerke zugunsten der Flutopfer werden erstmalig im Rahmen der Kunst- und Designroute (18./19. September 2021) angeboten. Die Preise liegen für Einzelstücke zwischen 12 und 15 Euro.
Im Oktober 2021 starten nach der langen Pause wieder die Malworkshops im Magazin, und am 20. November 2021 findet mit „Light in the dark“ eine Vernissage statt. Anmeldungen und weitere Infos zu allen Projekten von Susanne Schalz unter www.pott-in-farbe.de, www.magazin-gladbeck.de, www.skulptruhr.de
Die Objekte gibt es als großformatiges Gesamtkunstwerk oder als Einzelstücke. Der Erlös soll den Menschen in Dernau an der Ahr zu Gute komme. Susanne Schalz hat sich als Ziel eine Summe von etwa 10.000 Euro vorgenommen. „So langsam kehrt hier wieder Leben ein“, ist Susanne Schalz froh, denn in der Pandemiezeit hat es kaum Publikumsverkehr im Magazin gegeben. Das sei einerseits „sehr hart“ für die Künstlerin gewesen, andererseits aber auch „sehr klärend“. Sie habe während der langen Lockdowns viel gearbeitet und sich Gedanken über die Zukunft des Magazins gemacht.
Schalz will wieder mehr die Kunst in den Vordergrund stellen und nicht mehr so viele verschiedene Veranstaltungen durchführen. Den „Kiosk“, das ehemalige Pförtnerhäuschen, habe sie „professionalisiert“. Ihr Sohn Lucas betreut das Geschäft. Es sei so etwas wie ein Museumsshop geworden, so dass sie hier ihre „Brotkunst“, wie sie die RuhrTÜTEN, das Alwinchen oder die Kunstpostkarten nennt, auch weiter anbieten konnte.
Mehr Nachrichten, Bilder und Videos aus Gladbeck finden Sie hier
Und folgen Sie der WAZ Gladbeck auch auf Facebook!