Gladbeck. Ein angeblicher Entführungsversuch an der Regenbogenschule in Gladbeck sorgte für Angst. Dabei hatte sich ein Mädchen die Geschichte ausgedacht.
Große Aufregung an der Regenbogenschule in Gladbeck. Eine Zweitklässlerin hatte erzählt, dass sie auf dem Weg zur Toilette im Schulgebäude von einem fremden Mann angesprochen und belästigt wurde. Sowohl bei den Eltern als auch bei den Lehrern gingen gleich alle Alarmglocken an. Die Polizei wurde eingeschaltet, Elternbriefe verschickt und Warnungen im Internet veröffentlicht.
Am Ende stellte sich jedoch heraus, dass sich das Mädchen den Horror-Vorfall an der Gladbecker Grundschule bloß ausgedacht hat. „Wir haben mit ihr gesprochen, und sie hat zugegeben, dass sie die Geschichte nur erzählt hat, um die Aufmerksamkeit ihrer Mutter zu erlangen“, berichtet Schulleiterin Anne Frieß. Während die anderen Eltern nun erleichtert aufatmen können, nimmt Frieß den Vorfall aber keineswegs auf die leichte Schulter.
Horror-Erzählung löste große Panik bei den Gladbecker Eltern aus
Das hat das Mädchen erzählt: Ein Mann habe es dazu überredet, seinen Hund zu streicheln. Dira sei der Name des kleinen Dackels gewesen. Dann hätte der Mann es dazu bewegen wollen, mit ihm nach Hause zu gehen, weil er dort noch mehr Tiere habe. All das hatte sich die Zweitklässlerin ausgedacht. Auch eine genaue Personenbeschreibung konnte sie liefern. „Diese Erzählungen mussten wir natürlich ernst nehmen“, berichtet die Schulleiterin. Dennoch sei ihr aber auch klar gewesen, dass man solche Vorfälle mit Bedacht angehen müsse, um keine falsche Panik zu verbreiten.
Die Rechnung hatte Frieß jedoch ohne die besorgten Gladbecker Eltern gemacht. In Windeseile ging der Vorfall auf Facebook viral. Ein Beitrag, der vor dem „fremden Mann“ warnte, wurde satte 161 Mal geteilt. Allmählich entstand das Gerücht, dass es auch an der Josefschule zu einem ähnlichen Vorfall gekommen sei. „Das war jedoch ein Missverständnis“, klärt Polizeisprecherin Corinna Kutschke auf. Hier wurde laut Polizei nur ein Warnhinweis an die Eltern gegeben.
Regenbogen-Schulleiterin sieht die Lüge der Zweitklässlerin als Hilferuf
Damit, dass sie mit ihrer verwegenen Geschichte so viel Unruhe stiftet, hat die Zweitklässlerin wohl selbst nicht gerechnet. Sie wollte damit nach eigenen Aussagen nur eines erlangen: Die Aufmerksamt ihrer Mutter, die „immer nur mit dem Handy beschäftigt ist“. Für Schulleiterin Frieß steht fest: So etwas denkt sich eine Zweitklässlerin nicht ohne Grund aus. Für sie ist der Vorfall ein klarer Hilferuf des Mädchens. „Wir haben mit der Mutter gesprochen und ihr gesagt, dass sie da dringend etwas tun muss“, berichtet Frieß.
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Auch im vertrauten Gespräch mit Mutter und Schulleiterin hätte das Kind erneut zugegeben, was es mit seiner ausgedachten Geschichte eigentlich erreichen wollte. „Das Mädchen wirkte danach sehr gelöst. Ich glaube, es war froh und erleichtert, dass die Wahrheit raus war“, sagt die Schulleiterin. Es sei am Ende wirklich toll und sehr stark von ihr gewesen, dass sie gestanden hat. Die Mutter sei „relativ einsichtig“ gewesen und hätte das Problem verstanden.
Polizei rät Erzählungen weiter ernst zu nehmen, jedoch ohne Panik zu verbreiten
Und dennoch: Bloß, weil dieser Vorfall nicht der Wahrheit entsprochen hat, ist das laut der Schulleiterin kein Grund, solche Erzählungen künftig nicht mehr ernst zu nehmen. „Aufklärung ist wichtig“, sagt Fries. Aber man müsse besonnen an jeden einzelnen Fall rangehen und sich die Fakten zunächst ganz genau anhören und anschauen.
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„Vorsicht ist immer eine gute Sache, aber sie unterscheidet sich von panischer Angst“, sagt auch Polizeisprecherin Corinna Kutschke. Das Gefährliche an der Verbreitung über Social Media sei, dass dadurch schnell Gerüchte entstehen. „Man kann den Eltern da aber natürlich keinen Vorwurf machen, wenn es um ihre Kinder geht“, betont Kutschke. Sie rät jedoch dazu, den genauen Sachverhalt zunächst immer erst mit der Polizei zu besprechen.
„Wir klären solche Situationen mit der Polizei, sind wachsam, sprechen mit den Kindern und arbeiten stets aktiv an einer Prävention“, betont auch die Schulleiterin der Regenbogenschule. Eltern bittet sie darum, ihre Kinder immer nur bis zum Schultor zu bringen, damit fremde Personen auf dem Schulgebäude direkt als verdächtig identifiziert werden können.