Gelsenkirchen. Was hat die Asyl-Abstimmung an Wahlkampfständen verändert? Und wie entwickeln sich die Mitgliederzahlen bei SPD, CDU und FDP in Gelsenkirchen?
Es ist ein Bundestagswahlkampf der Extreme – auch in Gelsenkirchen? Nachdem bereits die Grünen, die AfD und die Linken geschildert hatten, dass sie einerseits „bombastische Stimmung“ und „Mitglieder-Rekorde“ feiern, andererseits aber auch immer aggressiver auftretende Menschen an Wahlkampfständen erleben, geben auch SPD, CDU und FDP einen aktuellen Stand: Ist die Zerstörung der Wahlplakate dieses Mal tatsächlich noch allgegenwärtiger als die Jahre zuvor? Gibt es vermehrt Parteiein- oder austritte? Und wie ist die Stimmung an den Ständen?
SPD: Besorgnis wegen „Tabubruch“ an Wahlkampfständen
Zur aktuellen Stimmung: Vergleichbare Übergriffe wie in Essen, wo SPD-Wahlkämpfer angegangen und bedroht wurden, konnte die SPD Gelsenkirchen bislang nicht registrieren. „In den Gesprächen mit den Menschen wird stadtweit sichtbar, dass der kürzliche Tabubruch von Friedrich Merz und der CDU im Deutschen Bundestag den Menschen große Sorge bereitet“, sagt SPD-Unterbezirksgeschäftsführer André Kasberger und bezieht sich auf den Asyl-Antrag, der nur mit Stimmen der AfD durchging. „Die Menschen, mit denen wir gesprochen haben, wünschen sich eine stabile Regierung der Mitte.“
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Zu den Wahlplakaten: „Auch in diesem Wahlkampf registrieren wir den respektlosen Umgang mit Wahlplakaten. Einen enormen Anstieg können wir jedoch für die SPD nicht feststellen. Jedes abgerissene oder beschmierte Plakat bringen wir konsequent zur Anzeige“, so Kasberger.
Zum Mitgliederwachstum: „Tatsächlich treten in diesen Zeiten Menschen vermehrt in die Partei ein“, sagt Kasberger, ohne konkrete Angaben über die genauen Entwicklungen der letzten Wochen zu machen. Fakt ist jedenfalls: Auf einen längeren Zeitraum gesehen schrumpft Gelsenkirchens immer noch mit Abstand größte Partei beträchtlich: Vor etwa zwei Jahren meldete die SPD noch 2100 Mitglieder, mittlerweile sind es laut Kasberger rund 1900.
Klingbeil kommt nach Gelsenkirchen
CDU und FDP haben wenige Tage vor der Bundestagswahl keine besonderen Wahlkampf-Events mit Parteiprominenz mehr zu vermelden.
Die SPD Gelsenkirchen dagegen hat am Freitag, 14. Februar, noch Co-Parteichef Lars Klingbeil zu Gast. Der abendliche Talk (19.30 - 22 Uhr) im Wissenschaftspark ist auch für alle Menschen offen, die keine Mitglieder der Partei sind. Anmeldung unter https://gelsenkirchen.spd-infoportal.de/klingbeil oder telefonisch unter 0209/179910.
CDU Gelsenkirchen meldet Neueintritte nach Asyl-Abstimmung
Zur aktuellen Stimmung: „Wir als CDU Gelsenkirchen können – zum Glück! – solche Situationen, wie sie sich in Essen ereignet haben, nicht bestätigen“, teilt Kreisgeschäftsführer Cristian Rickes mit. Viel eher erhalte man viel Zuspruch bei den Gesprächen an den Wahlkampfständen – offenbar auch nach der umstrittenen Asyl-Abstimmung.
Zu den Wahlplakaten: „Beschädigte und/oder beschmierte Großflächenwahlplakate melden wir unserem Dienstleister, damit diese zeitnah erneuert werden können. Gleichzeitig stellen wir eine Anzeige gegen Unbekannt, damit diese Form des politischen Vandalismus kriminalstatistisch erfasst wird“, erläutert Rickes die übliche Vorgehensweise. Die DIN A1-Plakate an den Laternen dagegen würden selbst ausgetauscht, wenn man Schäden erkennt. Zu der Zahl der zerstörten Plakate sagt Rickes nichts.
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Zum Mitgliederwachstum: 13 Neumitglieder konnten seit Beginn des Jahres neu beim CDU-Kreisverband Gelsenkirchen begrüßt werden. Darunter seien alleine sechs Neumitglieder in der Woche nach der Asyl-Abstimmung hinzugekommen. „Zwei Mitglieder sind im gleichen Zeitraum ausgetreten“, so Rickes. Aktuell ist die CDU bei 650 Mitgliedern.
Grafik zeigt: So haben sich die Mitgliederzahlen bei den Parteien in Gelsenkirchen entwickelt
FDP Gelsenkirchen: Alles ziemlich normal
Zur aktuellen Stimmung: „Bisher empfinden wir die Stimmung am Wahlkampfstand und im Wahlkampf als leicht aufgeheizt, aber grundsätzlich als friedlich und interessiert“, sagt der stellvertretende Kreisvorsitzende Christoph Klug.
Zu den Wahlplakaten: „Einige Wahlkampfplakate sind auch bei uns ,heruntergerissen‘ worden, auch zwei Großflächenplakate wurden beschmiert“, so Klug. Einige Beschädigungen an den Großflächen seien allerdings eher dem Wetter geschuldet zu sein, vermutet das Mitglied des Gelsenkirchener Stadtrats – und hält fest: „Insgesamt sehen wir aktuell keine übermäßigen Übergriffe zu vorherigen Wahlen.“
Zum Mitgliederwachstum: „Wir haben seit Anfang des Jahres einige Neumitglieder gewonnen“, sagt Christoph Klug. „Diese sind heterogen, keine bestimmte Gruppe ist zu erkennen.“ Zwei Mitglieder hätten die FDP zuletzt auch verlassen. In Summe sei der Kreisverband seit Anfang des Jahres um vier Personen gewachsen. Vor zwei Jahren meldete die FDP insgesamt sechs mehr Mitglieder als heute: damals waren es 141 Personen, heute 136.
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