Gelsenkirchen. Von SPD bis AfD: Wie sich die Mitgliederzahlen der Parteien in Gelsenkirchen entwickelt haben. Und welche Entwicklungen auffällig sind.
Dieser Bundestrend geht auch an einer Sozialdemokraten-Hochburg nicht vorbei: Obwohl die SPD mit Olaf Scholz den Kanzler stellt, ist sie im Jahr 2022 weiter geschrumpft – auch in Gelsenkirchen. Mit 2100 Mitgliedern ist sie aktuell zwar weiterhin mit Abstand die mitgliederstärkste Partei in der Emscherstadt, in den vergangenen fünf Jahren ist der hiesige Unterbezirk allerdings um ganze 650 Menschen geschrumpft, alleine 2022 gab es 170 Austritte oder Todesfälle.
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„Wie viele große Organisationen, Kirchen, Zeitungen oder Vereine merken auch die Volksparteien, dass die demografische Entwicklung die Struktur aktuell und in den kommenden Jahren durchschlägt“, deutet Geschäftsführer André Kasberger die Entwicklung. „Die Mitgliederpartei der Zukunft ist eine andere als die vor 20 oder 40 Jahren.“ Sie sei mehr von „Dynamik als von festen Strukturen geprägt“, sagt Kasberger und meint damit, dass „Menschen eher themenorientiert an uns herantreten“.
SPD Gelsenkirchen zieht neue Mitglieder eher über einzelne politische Themen an
Früher sei man einfach Mitglied geworden, weil man sich mit einer Partei identifiziere – heute gehe es eher darum, gezielt zu einzelnen Themen zu arbeiten. Gewachsenes Interesse gebe es deshalb an themenspezifischen Arbeitsgemeinschaften wie der AG Migration und Vielfalt oder der SPDqueer, eine AG für Akzeptanz und Gleichstellung. „Die Personen, die hier mitwirken, werden auch irgendwann Mitglieder, aber sie kommen erst über die thematischen Schienen zu uns“, so Kasberger. Ziel sei es, über diese „Dynamik“ den Wunsch der Bundes-SPD mitzuverfolgen, bis Ende des Jahres 30.000 neue Mitglieder zu werben.
Ein deutlicher Mitgliederschwund zeigt sich auch bei der CDU in Gelsenkirchen. Sie hat aktuell 678 Mitglieder, das sind 119 weniger als Anfang 2018. 13 Neueintritten im Jahr 2022 stehen 19 Todesfälle gegenüber. Den insgesamt negativen Trend erklärt man sich auch bei der Unions-Kreisgeschäftsstelle vor allem mit der demografischen Entwicklung. Allerdings setzt diese der CDU insgesamt offenbar weniger zu als der SPD: In NRW sind sie weiterhin die einzige Partei mit mehr als 100.000 Mitgliedern.
FDP Gelsenkirchen erklärt Wachstum mit Bundesjustizminister Marco Buschmann
Zwischen rund 120 und 150 Mitgliedern und damit eine ähnliche Größe haben die Grünen, die AfD und die FDP in Gelsenkirchen. Während die AfD „aufgrund von etwaigen Wegzügen in andere Kreisverbände“ keine Antwort zum Fünf-Jahres-Trend liefert, stagnierte die Entwicklung bei der rechten Partei im vergangenen Jahr fast: 12 neue Mitglieder kamen hinzu, 13 verließen die Partei oder verstarben.
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Die Grünen konnte in den vergangenen fünf Jahren um acht Mitglieder wachsen, die FDP sogar um 25. „Das mag sicher auch damit zusammenhängen, dass wir mit Justizminister Marco Buschmann eine sehr bekannte Persönlichkeit aus Gelsenkirchen haben“, sagte der stellvertretende Kreisvorsitzende Christoph Klug zu der „erfreulichen Entwicklung“.
Der Kreisverband der Linken umfasst aktuell 69 Mitglieder – laut dem neuen Kreisgeschäftsführer Fotis Matentzoglou handelt es sich dabei allerdings „im Gegensatz zu anderen Parteien“ im seltensten Fall um „Karteileichen“. „Mobilisierung der Mitglieder und Einbindung steht bei uns im Vordergrund, nicht reine Zahlen“, will er verstanden wissen. Zum Fünf-Jahres-Trend macht die Partei keine genauen Angaben, Matentzoglou gibt aber wohl zu: „Es gab in den letzten Jahren leichte Abweichungen nach unten. Dies liegt aber zunehmend am Abwärtstrend der Bundespartei.“ So habe sich das Jahr 2022 für die Linke als schwieriges Jahr dargestellt. „Das ist auch an der Gelsenkirchener Linken nicht vorbeigegangen.“