Gelsenkirchen. Wochenlang blockierte Müll einen Gehweg in Gelsenkirchen-Ückendorf. Jetzt meldet sich die Stadt zu Wort. Ihre Erklärung macht fassungslos.
„Untätig“? „Ganz und gar nicht“, sagt die Stadt! Einen Tag vor Silvester meldete sich der Ückendorfer Peter Lindtner bei der WAZ Gelsenkirchen. Ihm und anderen im Stadtteil war übel aufgestoßen, dass wochenlang ein großer Müllberg unmittelbar neben eines städtischen Büros den Gehweg blockierte. Jetzt, da die städtische Pressestelle nach dem betriebsbedingten Weihnachtsurlaub wieder im Dienst ist, möchte sie für Klarheit in der Sache sorgen. Denn die Stadt sei mitnichten wochenlang untätig gewesen. Warum aber dennoch der Eindruck entstand.
„Es hat sich hier mitnichten um eine Müllablagerung gehandelt, die wochenlang nicht beseitigt worden ist, sondern vielmehr um drei verschiedene Ablagerungen, die jeweils so schnell wie möglich beseitigt worden sind“, liefert nun ein Sprecher der Stadt die gleichermaßen simple wie erschütternde Antwort darauf, warum augenscheinlich wochenlang nichts gegen die Vermüllung getan worden sei, die sich im Übrigen ausgerechnet direkt neben der Stelle für Integrative Präventionsarbeit (IPA) befindet, wo unter anderem Ordnungsamt, Polizei und Sozialarbeiter zusammenarbeiten.
Nach der Entsorgung kam es in Gelsenkirchen-Ückendorf direkt wieder zur Vermüllung
„Vermüllungen im Stadtgebiet sind ein weitverbreitetes Problem“, räumt der Stadtsprecher ein und trifft damit einen offensichtlichen Punkt, der vielen Gelsenkirchenern immer wieder ein Dorn im Auge ist. Rund 200 bis 300 wilde Müllkippen pro Woche werden in Gelsenkirchen gezählt. Der Verwaltung bei der Bekämpfung dieser Müllkippen „Untätigkeit zu unterstellen, geht deutlich an der Wahrheit vorbei“, betont Stadtsprecher Jan Totzek. „Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Gelsendienste und des Kommunalen Ordnungsdienstes stehen für Sauberkeit, Sicherheit und Ordnung in der Stadt ein und werden bei festgestellten Verstößen schnellstmöglich tätig“, versichert er.
- Gelsenkirchen: Hunderte „wilde Müllkippen“ pro Woche
- Gelsenkirchen: So viel kosten uns allein wilde Müllkippen
- Müll in Gelsenkirchen: „Stadt fehlt Mut, Täter zu erwischen“
So sei es auch in Ückendorf gewesen: „Im Laufe des Dezembers sind an der Ückendorfer Straße 138/140 mehrfach größere Mengen Sperrmüll, Elektrogeräte und sonstiger Abfall abgelagert worden und auch mehrfach durch Gelsendienste entsorgt worden.“
Konkret hätte der städtische Entsorgungsdienst zunächst am 4. Dezember einen Hinweis auf eine größere Ablagerung von Sperrmüll und sonstigem Unrat erhalten und diesen am 5. Dezember entsorgt.
Ein zweites Mal wurden Ablagerungen am 13. Dezember beseitigt, die vorab durch die Mülldetektive von Gelsendienste auf Hinweise untersucht wurden, versichert die Stadt. Zudem habe der KOD in der Woche vor Weihnachten Gespräche mit diversen Hausbewohnern geführt und Ordnungswidrigkeitenverfahren eingeleitet. Das bedeutet, dass zumindest in einem Fall die Müllablagerung den Verursachern zugeordnet werden konnte.
Videos und Bilder aus Gelsenkirchen finden Sie auch auf unserem Instagram-Kanal GEtaggt. Oder abonnieren Sie uns kostenlos auf Whatsapp und besuchen Sie die WAZ Gelsenkirchen auf Facebook.
Doch damit nicht genug. Denn dreiste Müllsünder hatten wenig später an gleicher Stelle wieder ihren Schrott abgeladen. „Eine erneute Meldung über Müllablagerungen ging am 24. Dezember über den Mängelmelder ein. Zudem informierte auch der KOD Gelsendienste über die erneute Müllablagerung. Diese Ablagerung entsprach dem Foto aus dem WAZ-Artikel und wurde an Silvester entfernt“, berichtet Jan Totzek im Namen der Stadt.
Ob es sich bei zumindest einem der Müllberge um eine angemeldete Sperrmüllsammlung gehandelt haben könnte, könne die Stadt derweil nicht sagen. „Bei rund 800 bis 1000 Sperrmüllterminen, die wöchentlich abgefahren werden, ist im Einzelnen nicht immer erkennbar, ob es sich bei einer Sperrmüllablagerung um eine illegale Ablagerung oder einen regulär angemeldeten Termin handelt“, so Stadtsprecher Totzek. Gerade zu den Feiertagen sei das Gelsendienste-Team jedoch besonders bestrebt, möglichst viele Ablagerungen schnell zu beseitigen. „Leider gelingt es nicht immer“, so Totzek.