Gelsenkirchen. Unzählige „wilde Müllkippen“ müssen die Kräfte der Gelsendienste pro Woche in Gelsenkirchen beseitigen. So spüren Mülldetektive Verursacher auf.
Im vergangenen Januar lagen über Nacht plötzlich 50 Altreifen auf einem öffentlichen Parkplatz in Erle herum. Wer sie dort illegalerweise entsorgt hatte, war zunächst nicht klar. Um Fälle wie diese kümmern sich die Mülldetektive der Gelsendienste. Und die insgesamt acht Fachkräfte der Abteilung haben reichlich zu tun: Die Zahl der „wilden Müllkippen“ im Stadtgebiet ist in den vergangenen Jahren auf einem konstant hohen Niveau geblieben.
„Wilde Müllkippe“: Manchmal nur eine einzelne Mülltüte, manchmal ein ganzer Haushalt
„Wir haben rund 200 bis 300 dieser Funde pro Woche“, sagt Tobias Heyne, der Sprecher des hiesigen Entsorgers. Manchmal sei das nur eine einzelne Mülltüte mit Hausabfällen, die neben einem Glascontainer abgestellt wurde. Doch manchmal wird auch ein komplett aufgelöster Haushalt angetroffen, den der Besitzer verbotenerweise einfach auf dem Bürgersteig oder auf einer Grünfläche entsorgt hat.
Die Gelsendienste haben im vergangenen Jahr über einen Zeitraum von vier Monaten hinweg die illegalen Müllablagerungen im gesamten Stadtgebiet detailliert erfasst. Die dabei eingesammelten Abfälle hatten laut Heyne ein Volumen von 2358 Quadratmetern. „Wem die Vorstellungskraft fehlt, wie viel das ist, dem sei gesagt, dass das in etwa dem gesamten Fassungsvermögen eines 50-Meter-Schwimmbeckens entspricht“, so der Sprecher.
Mülldetektive in Gelsenkirchen sind seit 2016 im Einsatz
Und auf was stießen die Kräfte dort vornehmlich? Spitzenreiter in dieser unrühmlichen Statistik sei der Restmüll gewesen – mit etwa 8,65 Tonnen pro Woche. Dahinter folgten Bauschutt (7,21 Tonnen/Woche), Pappe und Papier (2,94) sowie Sperrmüll (2,53) auf den Plätzen. Hinzu seien knapp 1000 Altreifen gekommen. „Nach unserer Einschätzung lassen sich diese Zahlen mit dem Faktor drei multiplizieren, um aussagekräftige Werte für ein ganzes Jahr zu erhalten“, sagt Heyne.
Mülldetektive sind bei den Gelsendiensten bereits seit 2016 im Einsatz. „Angefangen haben wir mit damals zwei Mitarbeitern, mittlerweile besteht das Team aus acht Personen“, so Heyne. Sechs davon seien stets im Außendienst im Einsatz, zwei im Innendienst. Diese Kollegen prüfen vor Ort an den Fundstellen der „wilden Müllkippen“, ob sich Hinweise auf den Verursacher finden. „Darüber hinaus nehmen sie Beobachtungen aus der Nachbarschaft auf, prüfen bei uns eingegangene Meldungen und kontrollieren regelmäßig bekannte Schwerpunktstellen“, betont der Sprecher.
Hinweise von Zeugen auf die Verursacher sind von großer Bedeutung
Seit 2018 werde zudem ein privater Wachdienst damit beauftragt, bei konkreten Hinweisen bekannte Problemstellen zu observieren. „Und das auch in den Abend- und Nachtstunden sowie an Wochenenden“, stellte Heyne klar. Die wichtigsten Hinweise kämen aber oft von aufmerksamen Anwohnern und Nachbarn. „Wir sind deshalb darauf angewiesen, dass alle Bürgerinnen und Bürger relevante Beobachtungen bei uns melden“, so Heyne. Und bei verdächtigen Fahrzeugen möglichst gleich auch das Kennzeichen notieren. Kontakt zur Meldestelle: 0209 95 420 (Mo.-Fr. 8-18 Uhr) oder per E-Mail anowi@gelsendienste.de.
Wichtig zu wissen: Die Hinweisgeber müssen auch die Bereitschaft mitbringen, ihre Aussage bei Bedarf auch noch einmal vor Gericht zu wiederholen. „Wir bedanken uns bei allen Bürgerinnen und Bürgern, die uns beim Einsatz für ein sauberes Gelsenkirchen tatkräftig unterstützen“, sagt Regina Weitkämper, die zuständige Bereichsleiterin in der Abteilung Kreislauf- und Entsorgungswirtschaft. „Zugleich würden wir uns freuen, wenn noch mehr Personen ihre Beobachtungen melden. Gemeinsam können wir so den Druck auf die Verursacher von illegalen Müllablagerungen erhöhen“, so Weitkämper.
Ein Bußgeld in Höhe von 5000 Euro vorgeschlagen
Und was wurde nun aus den 50 Altreifen auf dem Parkplatz in Erle? Die Mülldetektive entdeckten auf einigen Exemplaren Notizen von Kennzeichen, die per Kreide aufgetragen worden waren. Über die Zulassungsstelle kamen sie so an die Halter. Diese wurden gefragt, in welchem Betrieb sie denn ihre Reifen hatten wechseln lassen. Der auf diesem Wege ermittelte Betrieb bestritt zwar die Vorwürfe. „Weil er seinen Tatverdacht aber nicht ausräumen konnte, haben wir den Fall an die Bußgeldstelle der Stadt Gelsenkirchen weitergeleitet.“ Und aufgrund der Größe des Müllberges, der dazu auch noch gewerblichen Ursprungs war, wurde ein Bußgeld in Höhe von 5000 Euro verhängt.
Weitere Zahlen und Fakten zu „wilden Müllkippen“ in Gelsenkirchen
„Das von uns vorgeschlagene Bußgeld ist abhängig von der Art und Menge der Abfälle und beläuft sich auf mindestens 300 Euro“, erläutert Bereichsleiterin Regina Weitkämper. Der Bußgeldbescheid wird dann von der städtischen Bußgeldstelle erlassen. Sofern kein Einspruch erfolgt, wird der Bescheid „rechtskräftig und vollstreckbar“.
Bei einem Einspruch wird das Verfahren laut Gelsendienste nochmals geprüft. Wenn die Beschuldigung als nicht entkräftet angesehen wird, erfolgt eine Übersendung der Akte an die Staatsanwaltschaft. Dort wird dann entschieden, ob der Fall dem Amtsgericht vorgelegt wird. In solchen Fällen entscheidet dann schlussendlich ein Richter.
Die Gelsendienste haben im Jahr 2022 mehr als 2200 Ordnungswidrigkeitenverfahren aufgrund illegaler Abfallablagerungen eingeleitet. Stand 15. Juni 2023 waren es in diesem Jahr bereits rund 1500. Das liegt auch an der Aufstockung des Mülldetektiv-Teams.