Gelsenkirchen. Hunderte wilde Müllkippen muss Gelsendienste pro Woche in Gelsenkirchen beseitigen. Was das kostet und wo besonders viel Müll liegt.
Ein Dauerärgernis in Gelsenkirchen sind ohne jeden Zweifel die vielen wilden Müllkippen in der Stadt, der Unrat, der rücksichtlos und illegal auf die Straßen, Plätze und Grünwege geschmissen wird. Doch wie drückt sich dieses Problem in Gelsenkirchen eigentlich in Zahlen aus? Fragen an Gelsendienste-Sprecher Tobias Heyne.
Herr Heyne, wie viele wilde Müllkippen muss Gelsendienste pro Tag in etwa beseitigen? Damit ist nicht nur industrieller Müll gemeint wie große Reifenablagerungen etwa, sondern auch Hausmüll, der einfach in die Gegend geschmissen wird.
Tobias Heyne: Bei der Beseitigung der Müllablagerungen unterscheiden wir nach der Art des Abfalls. Dies hat den Hintergrund, dass Sperrmüll, Elektrogeräte und sonstiger Abfall auf verschiedenen Wegen entsorgt werden müssen. Im Bereich Sperrmüll und Elektrogeräte haben wir pro Woche rund 100 Stellen ohne Termin, was ungefähr zehn Prozent der Gesamtzahl entspricht. Andere Ablagerungen werden zumeist über unser Team der Geländereinigung entsorgt. Hier haben wir es im Durchschnitt mit etwa 200 Stellen pro Woche zu tun. Und dann gibt es noch Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die regelmäßig die Standorte der Depotcontainer für Altglas, Altpapier und Altkleider reinigen. Dort werden nicht nur häufig Kartonagen oder Flaschen neben die Behälter gestellt, sondern immer wieder auch Abfälle jeglicher Art wild entsorgt.
Das sind insgesamt schon mehr als 300 zusätzliche Einsätze pro Woche für Gelsendienste. Über welche Mengen sprechen wir da eigentlich?
Im vergangenen Jahr haben wir über einen Zeitraum von vier Monaten die illegalen Müllablagerungen detailliert erfasst. Die eingesammelten Abfälle hatten ein Volumen von 2358 Quadratmetern, was in etwa dem Fassungsvermögen eines 50-Meter-Schwimmbeckens entspricht. Vom Gewicht her waren die größten Posten Restmüll (8,65 t / Woche) und Bauschutt (7,21 t / Woche) gefolgt von Pappe und Papier (2,94 t / Woche) sowie Sperrmüll (2,53 t / Woche). Hinzu kommen knapp 1000 Altreifen. Unserer Einschätzung nach ließen sich die Zahlen auch mit dem Faktor 3 auf ein Jahr hochrechnen. Hierzu ist anzumerken, dass es sich „nur“ um die Entsorgung von Abfällen handelt, die auf Flächen der Stadt Gelsenkirchen abgelagert worden sind. Wie von Ihnen schon mehrfach berichtet, sind ja auch andere Stellen wie der RVR oder die Emschergenossenschaft betroffen.
Gibt es denn mehr illegale Müllkippen als früher?
Unserer Beobachtung nach bewegt sich die Problematik auf einem konstanten Niveau. Allerdings stellen wir seit einiger Zeit mehr Ablagerungen fest, die aufgrund der Art und Menge des Abfalls offensichtlich gewerblichen Ursprungs sind.
Wie viele Ressourcen müssen Gelsendienste allein dafür aufwenden, wilden Müll aufzusammeln? Was kostet dies am Ende?
Bürger gefragt
Gelsendienste bittet alle Gelsenkirchener und Gelsenkirchenerinnen um Unterstützung bei der Ermittlung der Verursacher illegaler Müllablagerungen. Hinweise werden unter der Rufnummer 0209/954-20 (Mo.-Fr., 8-18 Uhr), per E-Mail an info@gelsendienste.de oder über „GE-meldet“ entgegengenommen.
Um die Ordnungswidrigkeiten verfolgen zu können, werden eindeutige Angaben zu den Verursachern, wie zum Beispiel das Kennzeichen eines Autos benötigt. Außerdem sollten Angaben zum genauen Ort und der Uhrzeit sowie der Art und Menge des abgelagerten Abfalls gemacht werden. Darüber ist die Bereitschaft der Hinweisgeber erforderlich, ihre Aussage bei Bedarf vor Gericht zu bezeugen.
Wir sind, wie gesagt, täglich mit mehreren Teams im Einsatz, um die Ablagerungen zu beseitigen. Für Personal, Fahrzeuge und Geräte sowie die Entsorgung der Abfälle fallen jährlich Kosten von ca. 1,5 Millionen Euro an. Zur Einordnung hier zwei mir bekannte Zahlen aus anderen Kommunen: Die Stadt Köln gibt für die Beseitigung von wildem Müll jährlich Kosten von 13 Millionen Euro an, in Hamburg werden diese auf 16 Millionen beziffert.
Welche Orte in der Stadt, welche Stadtteile bzw. Straßen sind Ihren Mitarbeitern besonders als Orte für wiederkehrende Müllkippen bekannt?
Besonders häufig betroffen sind die Stadtteile Schalke, Schalke-Nord, Bulmke-Hüllen und Ückendorf.