Gelsenkirchen. E-Roller zum Leihen fahren seit dem Frühjahr nicht mehr in Gelsenkirchen. Jetzt äußert sich die Verwaltung dazu, wie es bei dem Thema weitergeht.

  • Seit dem Frühjahr fahren keine Leih-E-Roller mehr durch Gelsenkirchen
  • Hintergrund ist ein Streit zwischen der Stadt und den Anbietern
  • Ob es in Gelsenkirchen noch einmal dieses Angebot geben wird, ist unklar

Noch vor einem Jahr gehörten sie zum Stadtbild von Gelsenkirchen dazu, doch seit Ende April sind sie von den Straßen verschwunden: Die Leih-E-Roller der Firmen Bolt und Tier. Seitdem gibt es in Gelsenkirchen keine Leihroller mehr – und derzeit sieht es nicht danach aus, als würden die Zweiräder in absehbarer Zeit zurückkehren.

Bekanntlich hatte die Stadt von den Anbietern der Leihroller verlangt, die Fahrzeuge nur Kunden zur Verfügung zu stellen, die zuvor einmalig ihren Personalausweis oder Führerschein hochgeladen haben, deren Identität also den Verleihern bekannt ist. Die Verwaltung hatte Sicherheitsbedenken: In der Praxis war es nach Aussagen von Hans-Joachim Olbering, Leiter des städtischen Ordnungsreferats, viel zu oft vorgekommen, dass Personen Schindluder mit den E-Scootern trieben. Immer wieder war es zu teils schweren Unfällen mit den Rollern gekommen: Im Mai 2022 etwa kam ein E-Bike-Fahrer ums Leben, weil er im Dunklen über einen Scooter gestürzt war, der auf dem Fahrradweg lag. Vor allem das achtlose Abstellen der Fahrzeuge stellt ein Ärgernis bei vielen Bürgerinnen und Bürger dar.

Diese Bilanz zieht der Leiter des Gelsenkirchener Ordnungsreferats

Vermisst die E-Roller nicht: Hans-Joachim Olbering, Leiter des städtischen Ordnungsreferats.
Vermisst die E-Roller nicht: Hans-Joachim Olbering, Leiter des städtischen Ordnungsreferats. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

Die beiden Anbieter hatten sich gegen die Forderung der Stadt gewehrt: Eines der Argumente lautete, dass die Regeln für E-Scooter-Sharing deutschlandweit festgelegt seien, eventuelle Änderungen könnten also nicht von einer Kommune kommen, sondern müssten auf Bundesebene umgesetzt werden. Tier und Bolt zogen gegen die Entscheidung der Stadt vor Gericht, das Verwaltungsgericht Gelsenkirchen gab allerdings in erster Instanz der Stadt recht, die Folge: Ende April verschwanden die Roller aus der Stadt. Mittlerweile beschäftigt sich das Oberverwaltungsgericht mit dem Fall, eine Einigung steht aus.

Videos und Bilder aus Gelsenkirchen finden Sie auch auf unserem Instagram-Kanal GEtaggt. Oder abonnieren Sie uns kostenlos auf Whatsapp und besuchen Sie die WAZ Gelsenkirchen auf Facebook.

Ein gutes halbes Jahr später sieht sich Ordnungsreferatsleiter Hans-Joachim Olbering auf WAZ-Anfrage in der Haltung der Stadt bestärkt. „Ich habe nicht den Eindruck, dass jemand die E-Roller vermisst“, sagt Olbering. In der ersten Jahreshälfte, nach dem Abschied von Bolt und Tier, habe die Stadt noch Gespräche mit zwei Anbietern geführt, die durchaus interessiert gewesen seien, auch unter der Einhaltung der strengeren Auflagen. „Damals haben wir den Versuch unternommen, rechtzeitig zur Fußball-EM ein Angebot zu machen“, so Olbering. Das habe sich aber zerschlagen. „Und ich habe nicht gesehen, dass sich das während der EM-Spiele in Gelsenkirchen negativ ausgewirkt hat“, so der Referatsleiter. „Es hat sich auch niemand beschwert, dass es hier keine Leih-Roller gab.“

Kommunen aus ganz Deutschland interessieren sich für Gelsenkirchener Weg

Olbering betont, dass es der Stadt nicht darum gegangen sei, dem Thema Leih-Roller grundsätzlich einen Riegel vorzuschieben. „Unser Ziel war es immer, den Fahrer eines Scooters zweifelsfrei identifizieren zu können“, so der Referatsleiter. Er berichtet, dass das Vorgehen der Stadt Gelsenkirchen deutschlandweit Beachtung gefunden habe. „Uns haben ganz viele Verwaltungsleute angerufen, um sich über den Stand der Dinge zu informieren“, so Olbering.

Gülin Erdoğan ist Sprecherin des Unternehmens Bolt, sie gab an, auch weiterhin im Austausch mit der Stadt Gelsenkirchen zu stehen und verwies auf die noch ausstehende Entscheidung des Oberverwaltungsgerichts, ob die Anordnung der Stadt vom April rechtmäßig gewesen sei. Mit anderen Kommunen gebe es keine Probleme. „Bolt arbeitet kontinuierlich daran, die Zusammenarbeit mit Städten zu verbessern und die Nutzung seiner E-Scooter zu optimieren“, so Erdoğan. „Ein Beispiel hierfür ist die Partnerschaft mit der Wohnungsbaugesellschaft Gewoba in Bremen-Woltmershausen, wo klar markierte Parkzonen eingeführt wurden, um das geordnete Abstellen von E-Scootern zu fördern und das Stadtbild zu verbessern.“

In Gelsenkirchens Nachbarstadt Gladbeck geht man übrigens den entgegengesetzten Weg: Dort sollen Leih-Roller des Anbieters Bolt 2025 wieder über die Straßen fahren.

Dieser Text ist erstmals am 5. Dezember erschienen