Gelsenkirchen-Buer. Die alleinerziehende Mutter Romina Deyk (36) aus Gelsenkirchen-Buer sucht seit Jahren eine größere Wohnung. Nur: „Wie soll man das bezahlen?“
Einen richtigen Schatz konnten Lara (5) und Lea (4) auf ihrem letzten Wochenendausflug mit Mama ergattern. Stolz präsentieren die blonden Schwestern ihre kleinen blauen Truhen mit unzähligen bunten Spielzeug-Edelsteinchen. Was sie ihrer Mama mit diesem Reichtum kaufen würden? „Einen großen Garten!“, sind sich die beiden einig, vielleicht mit einem Pferdehof. Aber Platz für Meerschweinchen und Hasen sollte zumindest sein.
„Ein Garten wäre tatsächlich schön“, seufzt ihre Mutter, Romina Deyk, 36 Jahre alt, alleinerziehend. Aber sich beim Wohnen zu vergrößern, das hält die Bueranerin mittlerweile für ein Ding der Unmöglichkeit.
Alleinerziehende Mutter sorgt sich: „Was ist, wenn die Mädchen ihr eigenes Zimmer brauchen?“
Wie man es mit drei Kindern – neben Lara und Lea ist da noch der zwölfjährige Sohn – schaffen kann, die Wohnung nicht nur detailliert zu dekorieren, sondern auch jede kleinste Ecke staubfrei zu halten und dann sogar noch einen Kuchen für den Presse-Besuch zu backen? „Ich habe da halt einen Fimmel“, sagt sie nur. Deyk hat sich auf ihren 85 Quadratmetern mit ihren Kindern ein kleines, perfekt organisiertes Paradies geschaffen. Ein Paradies allerdings, das ruhig größer sein könnte.
Der Sohn hat sein eigenes Zimmer, die Mädchen teilen sich eines. Dann gibt es einen kleinen Balkon, natürlich Bad, Küche und Wohnzimmer – das gleichzeitig Deyks Schlafzimmer ist. Das Schrankbett steht neben der Couch. „Ich vermisse es schon, manchmal einfach in ein schönes großes Bett springen zu können“, sagt sie. „Aber Hauptsache, meine Kinder haben Platz.“ Nur reicht der Platz, wenn die Mädchen älter werden? Wenn eine von ihnen in die Schule kommt und ungestört Hausaufgaben machen möchte? Wenn irgendwann die Pubertät kommt und die beiden ihre Rückzugsorte brauchen?
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Deyk sucht deswegen auf allen bekannten Immobilienportalen im Netz, schon seit Jahren. Und mit jedem Jahr seien die Preise heftiger geworden, sagt sie. Derzeit bezahlt Deyk 600 Euro Warmmiete an einen Privatvermieter, die meisten größeren Wohnungen, die sie im Netz findet, kosten das doppelte – kalt. „Diese Preise schrecken natürlich völlig ab“, sagt sie. Mit ihrem Verdienst von 1100 Euro Netto als Teilzeitkraft im Supermarkt sei das nicht zu stemmen. Und wenn dann doch mal eine Wohnung in den Rahmen passe? „Dann passiert es, dass die Anbieter nicht auf Anfragen antworten. Alleinerziehend, drei Kinder – da ist man schnell abgestempelt und raus.“
Gelsenkirchener Mutter ist nicht alleine mit ihrer verzweifelten Suche
Viele aus ihrem Bekanntenkreis, das erzählt die dreifache Mutter, hätten ähnliche Probleme. „Sie wollen umziehen, weil ihre Wohnung zu klein geworden ist, aber finden einfach nichts Bezahlbares – obwohl es teils Familien mit zwei Verdienern sind.“ Irgendeine Wohnung auf Gelsenkirchener Gebiet, das gibt Deyk zu, würde sie aber auch nicht nehmen. Ihr wichtigstes Kriterium: Weit weg vom buerschen Zentrum dürfte eine neue Bleibe nicht sein. „Wir haben hier unseren Lebensmittelpunkt“, sagt sie. Der Supermarkt liegt um die Ecke an der Königswiese, der Kindergarten der Mädchen auch und die Schule des Sohnes, das Annette-von-Droste-Hülshoff-Gymnasium, ohnehin. „Buer zu verlassen, das wäre ein zu großer Abstrich.“
Dass Romina Deyks Situation typisch für den Wohnungsmarkt in Gelsenkirchen ist, bestätigt man bei der GGW. Prokurist Stefan Eismann sagt der WAZ: „Der Wohnungsmarkt hat sich auch in Gelsenkirchen spürbar gedreht“. Mehr zum Thema gibt es hier.