Gelsenkirchen. Pflegebedürftig zu werden, ist extrem teuer. So viel müssen Betroffene in Gelsenkirchens Heimen monatlich zahlen.

Senioren, die auf die vollstationäre Pflege in einer Einrichtung angewiesen sind, müssen dafür immer tiefer in die Tasche greifen. Der zu leistende Eigenanteil ist drastisch gestiegen. Da diese Beiträge deutlich über den Renten der meisten Arbeitnehmer liegen, übernimmt letztlich in der Mehrheit der Fälle das Sozialamt zumindest teilweise die Kosten für Heimbewohner.

Insbesondere in NRW sind die Heimkosten hoch und sie sind 2025 trotz Kostenbremsen erneut massiv gestiegen. Das zeigt ein neuer Report des Verbands der Ersatzkassen (Vdek), der am Donnerstagmorgen (6. Februar) veröffentlicht wird und vorab dieser Redaktion vorlag. Demnach zahlen Heimbewohnerinnen und Heimbewohner in NRW zum Stichtag 1. Januar 2025 im ersten Heimjahr durchschnittlich jeden Monat 3312 Euro für Pflege und Unterkunft aus ihrem eigenen Portemonnaie dazu. 

Allein die Stadt Gelsenkirchen hatte zuletzt 28,4 Millionen Euro im Haushalt veranschlagt, um Menschen zu helfen, die allein die Heimkosten nicht aufbringen können. Diese Gelder sind zwar nicht zwangsläufig ausschließlich Menschen in Gelsenkirchener Heimen vorbehalten, die auch vorher in Gelsenkirchen gelebt haben. Die Kommunen übernehmen gegenseitig die Kosten für Heimbewohner, die für den Wechsel ins Heim aus anderen Kommunen gewechselt sind. „Das hält sich aber in etwa die Waage, was die Belastung der jeweiligen Kommunen angeht“, versicherte Stadtdirektor und Kämmerer Luidger Wolterhoff gegenüber der WAZ zuletzt.

In den 27 stationären Pflegeeinrichtungen in Gelsenkirchen standen mit Stand Herbst 2024 insgesamt mehr als 2500 Plätze zur Verfügung. Bis zu zwei Drittel dieser Plätze werden zumindest über Pflegewohngeld, häufig aber auch mit deutlich höheren Anteilen vom Sozialamt finanziert.

Selbst die Pflegeleistung zahlt die Kasse nicht komplett

Mittlerweile erheben die meisten Heime einen einheitlichen Pflegegeldzuschuss für die Pflegegrade zwei bis fünf. Lediglich beim Pflegegrad 1 liegt er höher. Das heißt, nicht nur für die Unterbringung, Verpflegung und Investitionen übernehmen die Pflegekassen nicht die volle Summe, sondern auch für die Pflege. Dieser Eigenanteil für die Pflege liegt in der Regel bei etwa 1600 bis 1700 Euro.

Das Seniorenheim im Haunerfeld ist in städtischer Trägerschaft. Es liegt beim Eigenanteil im mittleren Bereich mit insgesamt knapp 3200 Euro Zuzahlung in den ersten drei Jahren.
Das Seniorenheim im Haunerfeld ist in städtischer Trägerschaft. Es liegt beim Eigenanteil im mittleren Bereich mit insgesamt knapp 3200 Euro Zuzahlung in den ersten drei Jahren. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

Die Spannbreite des zu zahlenden Eigenanteils unter den Einrichtungen ist je nach Träger durchaus stattlich. Hier einige Beispiele verschiedener Heimbetreiber für Senioren mit dem Pflegegrad zwei bis fünf: Im Bruder Jordan Haus der Caritas liegt der vom Bewohner zu zahlende Eigenanteil bei rund 3500 Euro, im Amalie-von-Sieveking-Haus in Trägerschaft des Johanneswerks sind es fast 3850 Euro, im Liebfrauenstift der Caritas sind es 3500 Euro, im St. Vinzenz-Haus der Augustinus GmbH im KERN-Leistungsverbund 3250 Euro, im St. Anna von der Caritas rund 3300 Euro. In den Seniorenzentren der Awo liegt der Anteil, den die Bewohner beziehungsweise das Sozialamt übernehmen müssen, bei etwa 3400 Euro.

Bei den insgesamt 354 Pflegeplätzen in den vier städtischen Senioreneinrichtungen liegt die Preisspanne zwischen 2770 Euro (Schonnebecker Straße) und 3720 Euro (Fürstinnenstraße). In letzterem gibt es ausschließlich Einzelzimmer, zudem ist es Senioren mit demenziellen Erkrankungen vorbehalten. Unterm Strich sind mittlerweile - wie vom Gesetzgeber auch vorgeschrieben - mindestens 80 Prozent der Plätze in Gelsenkirchener Pflegeeinrichtungen in Einzelzimmern untergebracht.

Auch interessant

Die genannten Preise gelten für die Unterbringung in einem Doppelzimmer, für Einzelzimmer fallen allerdings in der Regel lediglich Mehrkosten von 30 bis 40 Euro im Monat an. Wer länger als drei Jahre in einer Pflegeeinrichtung lebt, kann mit einer Reduzierung der selbstfinanzierten Kosten aufgrund eines höheren Pflegekassenzuschlags rechnen. Bis zu zwei Dritteln aller Heimbewohner in Gelsenkirchen, so eine grobe Schätzung, können die Kosten nicht eigenständig erbringen. Das Sozialamt springt ein, wenn das Vermögen der Bewohner weniger als 10.000 Euro beträgt und auch die Kinder nicht mehr als 100.000 Euro im Jahr verdienen.

Videos und Bilder aus Gelsenkirchen finden Sie auch auf unserem Instagram-Kanal GEtaggt. Oder abonnieren Sie uns kostenlos auf Whatsapp und besuchen Sie die WAZ Gelsenkirchen auf Facebook.

Einen Überblick über die aktuelle Situation bietet die Heimfinder-App des Landes NRW mit allen Kontaktdaten der Häuser. Beratung finden Betroffene und Angehörige auch bei der städtischen Beratungsstelle PFAD, zu finden in der Vattmannstraße 2-4. Geöffnet ist diese montags, dienstags und donnerstags von 8.30 Uhr bis 15.30 Uhr, freitags bis 12.30 Uhr. Telefonisch sind die Mitarbeiterinnen über die Stadtnummer 0209 169-0 erreichbar.

.