Gelsenkirchen. Beim Ordnungsamt Gelsenkirchen gibt es nun einen „Respektverstärker“: Eine Sicherheitsfirma begleitet Einsatzkräfte mit einem Hund. Was er darf.
Der Kommunale Ordnungsdienst (KOD) in Gelsenkirchen wird derzeit wieder von einem Vierbeiner mit Maulkorb und Schutzhundeausbildung begleitet. Nach einer ersten zweiwöchigen Testphase Ende Mai/Anfang Juni werden KOD-Mitarbeiter erneut vorübergehend von einem ausgebildeten Hundeführer mitsamt seines Gefährten unterstützt – ein Test, der zeitnah in einem dauerhaften Einsatz münden könnte, wie Ordnungsdezernent Simon Nowack erklärt.
„Die Ergebnisse des ersten Tests waren äußerst positiv. Nun wollen wir sie mit einem anderen Hund und einem anderen Diensthundeführer verifizieren und noch mehr Situationen austesten“, sagt Nowack der WAZ. Auch aus Essen, wo ähnliche Tests liefen, habe man positive Rückmeldungen erhalten.
Probelauf in Gelsenkirchen: Wann der Diensthund Sinn macht und wann nicht
Der Hund habe bislang als „Respektverstärker“ gewirkt. Zum Beispiel sei er bei der Kontrolle des Grillverbots im Nordsternpark dabei gewesen. „Es gab keinerlei Probleme, das durchzusetzen.“ Auch bei der Auflösung von Menschenansammlungen habe der Hund eine Wirkung erzielt. „Wo man sonst mal schnell in Diskussionen gerät, zum Beispiel bei der Identitätsfeststellung, konnte man die Situation mit dem Diensthund schneller auflösen“, resümiert der Dezernent.
„Erfreulicherweise“ habe der robuste Hund mit seinem Maulkorb zugleich keine Barriere in der Beratungssituation mit Bürgern aufgebaut, freut sich der Stadtrat. „Das war anfangs die Befürchtung - dass die Kolleginnen und Kollegen weniger angesprochen werden.“ Nun seien sie sogar mehr in den Dialog getreten als sonst, viele Leute seien durch den Schäferhund interessiert an die Dienstkräfte herangetreten.
Aber: „Der Einsatz bei schlechtem Wetter und in der Frühschicht macht wenig Sinn. Die Stärken des Hundes werden bei gutem Wetter und im Spätdienst ausgespielt. Da kommt es eher zu Verweigerungs- und Gefährdungssituationen.“
Den Auftrag, für 35.000 Euro eine „interkommunale Hundestaffel“ aufzubauen, erhielt die Verwaltung von der Politik. Insbesondere die CDU, die in Gelsenkirchen mit der SPD koaliert, wollte sich durch den Vorschlag profilieren, um respektloses Verhalten gegenüber den Ordnungskräften vorzubeugen. Dazu wurde eine Zusammenarbeit mit Essen angeregt, wo es nicht nur eine schwarze Mehrheit im Rat der Stadt gibt, sondern mit Thomas Kufen bekanntlich auch ein CDU-Mann im OB-Büro sitzt.
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Eine richtige eigene Hundestaffel, die sich Essen und Gelsenkirchen teilen, soll es nun aber nicht geben. Stattdessen wurde die Unterstützung jetzt von einem externen Dienstleister eingekauft - und man wird der Politik voraussichtlich empfehlen, dies auch weiterhin zu tun, sollte die zweite Testphase ebenfalls positiv verlaufen. Für die Testphasen wird dafür mit dem Security-Unternehmen ICTS Protect zusammengearbeitet, das laut Simon Nowack 16 Diensthundegespanne in NRW im Einsatz hat.
Hund im Ordnungsdienst - die verschiedenen Eskalationsstufen
Angesichts der Tatsache, dass der Einsatz eines Diensthundes nicht ganztägig in allen Monaten des Jahres Sinn mache, überzeuge so ein Miet-Hund im Kosten-Nutzen-Verhältnis, meint Nowack. Die Stadt müsste so nicht in die Dienstgebäude investieren, um dort Hundeboxen zur Verfügung zu stellen. Sie müsse kein Geld für die Hundeausbildung aufwenden und sich keine Gedanken darüber machen, wie die Pension des Hundes nach seinem Einsatz abläuft.
Ein nicht ganz einfaches Thema. In Düsseldorf etwa, wo man seit Jahren eine eigene Hundestaffel hält, gab es vor Jahren eine kleine Kontroverse, weil ein pensionierter Diensthund ins Tierheim gebracht wurde und sich sein Hundeführer nicht mehr um ihn kümmern wollte.
„Auch die Personalgewinnung wäre so ein Thema. Man müsste erst einmal jemanden finden, der bereit wäre, so einen Hund aufzunehmen und auch seine Freizeit nutzt, um mit dem Hund zu üben und ihn zu versorgen“, so Nowack. Schließlich sei es mit „Ordnungshunden“ wie bei Polizeihunden: Sie sind gebunden an ihren Halter, können nicht einfach mit einem beliebigen Mitarbeiter mitlaufen.
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Aber was darf so ein Hund überhaupt? „Wichtig ist, dass er nur auf unsere Weisung tätig wird und als sogenannter Verwaltungshelfer im EInsatz ist. Erst ist erst mal dafür da, die beiden Einsatzkräfte und das Herrchen zu schützen“, sagt Nowack. Bei der Umsetzung dieser Aufgabe gebe es dann „verschiedene Eskalationsstufen“. Zunächst würde der Hund den Angreifer mit seinem Maulkorb rammen und umstoßen. Möglich sei aber bei einem besonders gewalttätigen Gegenüber auch, dass der Maulkorb abgenommen und das Tier von der Leine gelassen wird. „Aber so weit“, sagt Nowack, „soll es ja nicht kommen.“