Essen-Huttrop. Zwei Menschen mit leichter geistiger Behinderung suchen gleichaltrige Freizeitpartner fürs Backen, Kicken und mehr. Das sind ihre Wünsche.

Freizeitpartner für die Bewohnerinnen und Bewohner des Franz-Sales-Hauses (FSH) in Essen-Huttrop zu finden, ist gar nicht so einfach. Das haben Nicole Knoth (31) und Benedict Fechner (41) bereits erfahren. Manchmal beginnt alles vielversprechend und endet dann in einer Enttäuschung, weil sich der Freizeitpartner plötzlich einfach nicht mehr meldet. Doch die Essener geben die Hoffnung nicht auf, zuverlässige Menschen zu finden, die sich ehrenamtlich mit ihnen treffen wollen, denn eigentlich sind beide ziemlich gut drauf.

Im Franz-Sales-Haus, einer katholischen Einrichtung für Menschen mit geistiger Behinderung an der Steeler Straße, und in angegliederten Wohngruppen leben Menschen jeden Alters mit ganz unterschiedlichen Neigungen und Wünschen, was die Gestaltung der Freizeit angeht.

Junge Essenerin sucht Freizeitpartnerin zum Backen

Nicole Knoth wohnt in einem eigenen kleinen Appartement in einer Erwachsenengruppe in Frillendorf. Sie hat ein großes Hobby: das Backen. Früher arbeitete sie in der hauseigenen Bäckerei auf dem FSH-Gelände, wechselte dann aus persönlichen Gründen in die Wäscherei. Ihre Liebe zum Backen blieb. Gern würde sie in ihrer kleinen Küche mit einer etwa gleichaltrigen Freizeitpartnerin Kuchen oder Kekse nach ihren Lieblingsrezepten backen oder etwas Neues ausprobieren.

Nicole Knoth (31) liebt das Backen und würde gern mit einer Freizeitpartnerin in der Küche stehen und Neues ausprobieren.
Nicole Knoth (31) liebt das Backen und würde gern mit einer Freizeitpartnerin in der Küche stehen und Neues ausprobieren. © FUNKE Foto Services | Kerstin Kokoska

„In der Woche arbeite ich vormittags von 6.30 bis 14.30 Uhr, freitags nur bis 13 Uhr. Das gefällt mir gut, weil ich dann den Nachmittag freihabe“, berichtet Nicole Knoth. Mit einem Freizeitpartner kann sie sich auch andere Aktivitäten vorstellen, wie Spaziergänge, Kinobesuche oder Spieleabende. Sie wünscht sich jemanden, mit dem sie regelmäßig gemeinsame Zeit verbringen kann.

„Vielleicht einmal in der Woche oder alle zwei Wochen“, sagt die junge Frau, die auch von Familienmitgliedern regelmäßig besucht wird. Am Wochenende habe sie nur samstags Zeit, weil sie am Sonntag schon eine andere Gruppe habe.

Benedict Fechner wohnt seit 2007 in einer Wohngemeinschaft mit insgesamt vier Leuten ganz in der Nähe des Franz-Sales-Hauses. Er arbeitet wochentags von 8 bis 16 Uhr in der Schreinerei der Einrichtung in Kray, war vorher auf dem Reiterhof tätig. Der 41-Jährige ist großer Fußballfan und hat gleich zwei Lieblingsvereine: Sein Herz schlägt für Rot-Weiss Essen, aber auch für den VfL Bochum.

41-Jähriger hofft auf Begleitung zu Fußballspielen von Rot-Weiss Essen

„Ich gehe gern mit Kollegen ins Stadion und würde mich über eine etwa gleichaltrige Begleitung freuen, die aber nicht Fan von diesen beiden Vereinen sein muss“, sagt Benedict Fechner und lacht. Gelegentlich kickt der 41-Jährige sogar selbst oder geht spazieren. Für ihn ist es – im Gegensatz zu Nicole Knoth – der erste Versuch, einen passenden Freizeitpartner zu finden. „Wenn man sich einmal in der Woche treffen könnte, wäre das toll.“

Der 41-Jährige engagiert sich auch selbst ehrenamtlich. Er hat den Führerschein und fährt die inklusive Mahockta-Band der Einrichtung zu Konzerten im gesamten Ruhrgebiet. Durch seinen Einsatz für die Musiker sei er schon bis China gekommen. Einmal pro Woche hilft er zudem in der FSH-Pinte als Kellner.

Ehrenamtskoordinatorin Claudia Rösner freut sich über neue Freizeitpartner für die Bewohner des Franz-Sales-Hauses in Essen.
Ehrenamtskoordinatorin Claudia Rösner freut sich über neue Freizeitpartner für die Bewohner des Franz-Sales-Hauses in Essen. © FUNKE Foto Services | Kerstin Kokoska

„Wir haben derzeit 150 Ehrenamtliche auf der Liste, von denen 90 regelmäßig als Freizeitpartner unserer Klienten aktiv sind. Die anderen können wir anrufen, wenn wir kurzfristig Hilfe bei Festen oder Kinderveranstaltungen benötigen“, erklärt Claudia Rösner, Ehrenamtskoordinatorin im Franz-Sales-Haus. Sie bemühe sich, für die Ehrenamtlichen eine wohnortnahe Einsatzmöglichkeit zu finden, um lange Anfahrtswege zu vermeiden. „Die meisten Ehrenamtlichen kommen aus Essen, ein paar auch aus Mülheim“, so Rösner.

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Wichtig sei das Zwischenmenschliche, das müsse schon passen. Die Klienten hätten vielfältige Interessen, aber auch Vorschläge der Ehrenamtlichen seien gern gesehen. „Eine Dame lädt regelmäßig Bewohner in ihren Garten ein“, gibt die Koordinatorin ein Beispiel. Nicht jeder brauche Action, wolle Sport treiben, ins Schwimmbad gehen oder eine Radtour machen. Oft reiche es, sich zu unterhalten, auf dem Gelände spazieren zu gehen, ein Eis zu essen, etwas in der Pinte zu trinken oder die Bewohner zu Kursen zu begleiten. „Gerade Menschen, die auf den Rollstuhl angewiesen sind, kommen oft allein gar nicht vor die Tür.“

Verbindlichkeit ist die wichtigste Vorgabe für die Freizeitpartnerschaften

Ganz wichtig sei Verbindlichkeit, betont Rösner. Die Menschen mit geistiger Behinderung wüssten regelmäßige Besuche zu schätzen. So hätten sich schon langjährige Freundschaften entwickelt. Neue Ehrenamtliche seien jederzeit willkommen, nicht nur als Freizeitpartner für Nicole Knoth und Benedict Fechner. „Wer mitmachen will, braucht ein erweitertes polizeiliches Führungszeugnis“, sagt Rösner, die Neulinge auf ihren Einsatz vorbereitet.

Das Franz-Sales-Haus an der Steeler Straße in Huttrop ist eine Einrichtung für Menschen mit geistiger Behinderung.
Das Franz-Sales-Haus an der Steeler Straße in Huttrop ist eine Einrichtung für Menschen mit geistiger Behinderung. © FUNKE Foto Services | Kerstin Kokoska

Nicole Knoth und Benedict Fechner haben beide eine leichte geistige Behinderung, kommen aber im Alltag gut damit klar. „Im Freizeitbereich gibt es bei uns Gruppen-Betreuung, darüber hinaus kann man Honorarkräfte dafür einkaufen. Wenn sich Ehrenamtliche finden, ist das natürlich sehr schön“, erklärt FSH-Sprecherin Valeska Ehlert. Für die Helferinnen und Helfer gibt es einmal im Jahr eine Dankeschön-Aktion, zuletzt Keramikmalen oder einen Besuch im Dunkelmuseum, so Claudia Rösner.

Die Koordinatorin wird auch auf der Ehrenamtsmesse auf Zeche Carl, Wilhelm-Nieswandt-Allee 100, am Dienstag, 25. Februar, 14 bis 19 Uhr, vertreten sein und für das Ehrenamt werben. Sie ist unter 0201 2769254 oder per Mail unter ehrenamt@franz-sales-haus.de zu erreichen.

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