Essen-Huttrop. In Essen-Huttrop plant das Franz-Sales-Haus für 4,3 Millionen Euro ein Gesundheitszentrum für Behinderte, das die Versorgungslücke schließen soll.
Die Baugrube auf dem Gelände des Franz-Sales-Hauses an der Steeler Straße in Essen-Huttrop ist ausgehoben. Sobald die Baugenehmigung vorliegt, können die Arbeiten für den Neubau eines Gesundheitszentrums für Menschen mit Behinderung beginnen. Der Neubau soll rund 4,3 Millionen Euro kosten und beinhaltet neben dem medizinischen Versorgungszentrum auch eine Frühförderstelle und Beratungsräume. An den Kosten beteiligt sich die Stiftung Wohlfahrtspflege mit 818.000 Euro, wie jetzt bekannt wurde.
Franz-Sales-Haus hat sich um Fördergelder beworben
„Wir haben uns um Stiftungsgelder beworben, und unser Konzept ist offenbar gut angekommen“, sagt Hubert Vornholt, Vorstandsvorsitzender des Franz-Sales-Hauses. Die Arbeit laufe im Prinzip schon seit 2012, könne aber durch den Neubau gebündelt und ausgeweitet werden. Der Bedarf sei groß, es gebe eine lange Warteliste für die Angebote. Das Zentrum biete therapeutische Hilfe aller Art, wie Physiotherapie, Logopädie, Ergotherapie und pädagogische Therapie an. Zudem werde sich in dem Neubau ein medizinisches Versorgungszentrum befinden.
Ursprünglich war der Baubeginn schon für Anfang 2019 vorgesehen, jetzt hoffen die Verantwortlichen, dass es noch in diesem Jahr losgehen kann. Die Bauzeit werde knapp ein Jahr betragen.
„Das Zentrum mit über 60 Mitarbeitern verschiedenster Fachrichtungen ist nicht nur für unsere Bewohner, sondern für alle Bürger mit Behinderung von 0 Jahren bis ins hohe Alter gedacht, die eine entsprechende Überweisung haben“, erklärt Hubert Vornholt die Bedeutung des Projektes. Die Tatsache, dass alle unter einem Dach zusammenarbeiten würden, erleichtere die Diagnostik. „Manchmal haben Symptome auf den ersten Blick orthopädische oder neurologische Ursachen, gehen aber dann doch auf Zahnprobleme zurück. Die zahnmedizinische Behandlung von Menschen mit Behinderung ist besonders schwierig“, erläutert Dr. Maria del Pilar Andrino, Leiterin des Gesundheitszentrums im Franz-Sales-Haus.
Angebote zur Förderung der sprachlichen und motorischen Fähigkeiten
Eine Säule des Gesundheitszentrums werde die Frühförderstelle sein. Sie solle Anlaufstelle für Eltern sein, deren Kinder unterschiedliche Arten von Behinderungen haben, unter Entwicklungsverzögerungen leiden oder deren soziales Umfeld Hilfe von außen notwendig mache, so Maria del Pilar Andrino. Auch diese Angebote laufen bereits. In der Regel gehe es um die Förderung von sprachlichen und motorischen Fähigkeiten. Die jungen Patienten, die von den Kinderärzten geschickt würden, kämen in der Regel zwei bis drei Mal pro Woche zur Behandlung. Die Familien, die die Angebote derzeit bereits nutzten, reisten aus ganz Essen an.
Rund 1600 Mitarbeiter sind im Franz-Sales-Haus beschäftigt
Das Franz-Sales-Haus in Huttrop an der Steeler Straße 261 ist eine katholische Einrichtung der Behindertenhilfe und wurde 1884 gegründet.
Rund 1600 Mitarbeiter sowie viele Ehrenamtliche kümmern sich um rund 2300 Menschen mit geistiger, psychischer oder mehrfacher Behinderung.
Im neuen Gesundheitszentrum könnten sich Eltern beraten lassen, deren Kinder mit geistigen Behinderungen oder psychischen Auffälligkeiten Schwierigkeiten in der Pubertät hätten, die die Familien überforderten. „Schon bei anderen Jugendlichen wird es oft schwierig, wenn die Hormone explodieren“, sagt Maria del Pilar Andrino. Hier gehe es in erster Linie darum, die Sprache der Betroffenen zu verstehen. „Ich benutze da gern den Begriff Herzenssprache“, so die Ärztin.
Medizinische Betreuung Erwachsener mit Behinderung ist schwierig
Eine weitere Säule des Zentrums werde die medizinische Betreuung Erwachsener mit Behinderung sein. „Da gibt es eine Versorgungslücke. Bis zum 18. beziehungsweise 25. Lebensjahr ist der Kinderarzt zuständig, danach gibt es aber in der Regel keine spezialisierten Ärzte, die sich mit den besonderen Problemen von Menschen mit geistiger oder Mehrfachbehinderung auskennen“, so die Leiterin. Im medizinischen Zentrum seien Untersuchungen wie EEG, EKG und Ultraschall, aber auch Schluckdiagnostik möglich. „Das Wichtigste ist, sich Zeit für die Menschen zu nehmen“, sagt Maria del Pilar Andrino. Der Einzugsbereichs des medizinischen Zentrums sei das gesamte Ruhrgebiet.
Dritte Säule des Gesundheitszentrums sei die Beratung von Menschen mit Behinderung in der letzten Lebensphase, wenn es zum Beispiel um das Verfassen einer Patientenverfügung von Senioren gehe.
Das Gebäude wird dreigeschossig und komplett barrierefrei sein
Das neue Gesundheitszentrum aus Beton, Stein und Holz werde sich durch kurze Wege auszeichnen, betont Hubert Vornholt. Das dreigeschossige, unterkellerte Gebäude werde komplett barrierefrei und sogar für Liegendtransporte geeignet sein. Pro Etage gebe es 400 Quadratmeter Nutzfläche. Auch wenn der Neubau eröffnet sei, bleibe die Dependance des Gesundheitszentrums in Kray erhalten.
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