Essen-Kettwig. Das Theodor-Heuss-Gymnasium in Kettwig platzt schon aus allen Nähten. Mit G9 verschärft sich die Raumnot. Doch nun gibt es eine sehr naheliegende Lösung.

Nach den Sommerferien 2026 wird es ernst: Das Theodor-Heuss-Gymnasium (THG) in Kettwig wächst um mindestens hundert Schülerinnen und Schüler – und das wird eng. Während die neuen Fünftklässler dann ihre Schullaufbahn beginnen, sind die Abiturienten noch gar nicht weg, weil sie nämlich mit der Wiedereinführung von G9 nun 13 Jahre die Schulbank drücken.

Doch der Platz im Schulgebäude an der Hauptstraße reicht schon aktuell kaum noch aus, um die Bedarfe des dreizügigen Gymnasiums zu decken, das in einigen Jahrgängen aufgrund der großen Nachfrage sogar vier Klassen gebildet hatt. Verschiedene Modelle, der Raumnot zu begegnen, wurden bereits seit zwei Jahren in der städtischen Bauverwaltung ausgelotet.

  • Die Lokalredaktion Essen ist auch bei WhatsApp! Abonnieren Sie hier unseren kostenlosen Kanal: direkt zum Channel!

Unter anderem war die Bildung einer Dependance im früheren „Kardinal-Hengsbach-Haus“ oder in der Jakob-Muth-Schule angedacht. Auch Standorte im Teelbruch, bei St. Altfrid und an der Montebruchstraße in Kettwig vor der Brücke wurden mit der Schulleitung erörtert. Diese Ideen mussten aus verschiedenen Gründen verworfen werden. Nun zeichnet sich aber eine gangbare Lösung ab, die zudem sehr naheliegend ist.

Geplant sind elf modern eingerichtete Klassenzimmer plus Nebenräume

Diese Lösung befindet sich am Rande des Pausenhofs. Dort stehen zwei einstöckige Pavillons – „und das gefühlt seit einer halben Ewigkeit“, sagt Guntmar Kipphardt. Diese sollen durch ein zweistöckiges Gebäude in Modulbauweise ersetzt werden. Statt vier Räume könnten dann elf modern eingerichtete Klassenzimmer zur Verfügung stehen, plus Toiletten und Nebenräumen für Material.

Das Gebäude an der Hauptstraße in Essen-Kettwig kann den erhöhten Raumbedarf des Gymnasiums nicht mehr decken.
Das Gebäude an der Hauptstraße in Essen-Kettwig kann den erhöhten Raumbedarf des Gymnasiums nicht mehr decken. © FUNKE Foto Services | Dirk A. Friedrich

Kipphardt, CDU-Ratsherr und Vorsitzender des Ausschusses für Stadtentwicklung, -planen und Bauen, hat sich von Anfang an in die Diskussionen um die Raumnot eingeklinkt und Gespräche mit Beteiligten gesucht. „In den Pavillons habe ich selbst Unterricht gehabt“, erklärt er schmunzelnd. Schulleiter Christian Koehn bestätigt: „In den Schulunterlagen ist das Jahr 1967 zu finden. Es hieß, die Pavillons sollten eine Übergangslösung sein, bis das Hauptgebäude hier an der Hauptstraße fertig ist.“ Offensichtlich sei man wohl mit der Schule nie fertig geworden, unkt der Schulleiter lachend.

„In den Schulunterlagen ist das Jahr 1967 zu finden. Es hieß, die Pavillons sollten eine Übergangslösung sein, bis das Hauptgebäude hier an der Hauptstraße fertig ist. Offensichtlich ist man nie fertig geworden.“

Christian Koehn,
THG-Schulleiter, zur langen Lebensdauer der Pavillons

Die Sanierung der Toilettenanlagen wird ein Jahr dauern

In der Tat wird das Kettwiger Gymnasium in den Jahren 2025 und 2026 weitere Baustellen zu verkraften haben. In Kürze sollen die alten Toilettenanlagen in den Seitenflügeln komplett saniert werden. Dabei geht es nicht nur um neue Fliesen und Sanitäranlagen.

„Statik, Bodenplatte, selbst die Abwasserrohre müssen ersetzt werden“, erläutert Christian Koehn. Auf dem Schulhof werde ein Interimsgebäude mit Toiletten errichtet, für das bereits die Anschlüsse verlegt seien. Die Toilettensanierung werde bis ins Frühjahr 2026 dauern, schätzt Ratsherr Kipphardt. Veranschlagt seien für dieses Vorhaben 1,4 Millionen Euro an Kosten.

Daran anschließen soll sich der Abriss der Pavillons und die Errichtung des Ersatzgebäudes. Kipphardt: „Da hier eine Modulbauweise angedacht ist, sollte das zügig gehen.“ Im günstigen Fall, so Schulleiter Koehn, könne man den Komplex sogar schon mit dem Schuljahr 2026/2027 in Betrieb nehmen.

Der Kettwiger Bauverein gestattet Bebauung an der Grundstücksgrenze

Eine wichtige Voraussetzung für die Realisierung des Projektes ist die Erneuerung der „Gestattung“ des Bauvereins Kettwig, denn es soll wie zuvor direkt an der Grundstücksgrenze gebaut werden. Die Genossenschaft ist Eigentümerin der dahinter befindlichen Immobilien, die an der Straße Am Hofacker liegen. Die Mieter schauten bislang auf einstöckige Pavillons, künftig wird es ein höheres Gebäude sein. „Eine gewisse Einschränkung wird das mit sich bringen“, weiß Geschäftsführer Hans-Joachim Hess.

In diesem Falle sehe er allerdings übergeordnete Interessen, nämlich die weiterführende Schule zu unterstützen. „Wir möchten als Genossenschaft den Standort Kettwig stärken. Ein wichtiger Faktor für Familien, sich für den Stadtteil als Wohnort zu entscheiden, ist das schulische Angebot.“ Deshalb stehe man im Bauverein dieser Raumlösung positiv gegenüber. Schulleiter Koehn ist sehr dankbar für die unkomplizierte Unterstützung.

Bis zum Baustart müssen allerdings noch einige Hürden genommen werden. Die Verwaltung müsse eine Vorlage für die Ratsgremien erstellen, erklärt Guntmar Kipphardt. Zu beteiligen seien Schul- und Bauausschuss sowie der Hauptausschuss für die Finanzierung. Letztlich müsse der Rat sein Schulausbauprogramm um dieses Projekt ergänzen. Auch sei die Baulogistik noch zu klären. Immerhin: „Die Vermesser waren bereits in diesen Tagen da“, freut sich der Kettwiger Schulleiter und hofft auf eine schnelle Entscheidung der politischen Gremien.

[Essen-Newsletter hier gratis abonnieren | Folgen Sie uns auch auf Facebook, Instagram & WhatsApp | Auf einen Blick: Polizei- und Feuerwehr-Artikel + Innenstadt-Schwerpunkt + Rot-Weiss Essen + Lokalsport | Nachrichten aus: Süd + Rüttenscheid + Nord + Ost + Kettwig und Werden + Borbeck und West | Alle Artikel aus Essen]