Essen. . Alle Gymnasien in Essen kehren im Sommer zurück zur verlängerten Schulzeit (G9). Am Gymnasium Überruhr fiel die Entscheidung denkbar knapp aus.
Als letztes Gymnasium in Essen hat das Gymnasium Überruhr am Dienstag entschieden, nach den Sommerferien zurückzukehren zur längeren Schulzeit (G9). An keiner anderen Schule in Essen wurde so lange, intensiv und offen diskutiert – die Entscheidung am Dienstag in der Schulkonferenz fiel denkbar knapp aus: Gerade mal zwei von 18 Stimmen fehlten, um bei G8 zu bleiben.
Schulleiterin gesteht: Ich stehe unter Schock
„Ich stehe unter Schock“, gesteht die Schulleiterin Gabriele von Heymann am Mittwochmorgen. Sie hatte mit ihrer Stellvertreterin in den letzten Monat massiv dafür geworben, dass das Gymnasium Überruhr als einziges Gymnasium in Essen beim umstrittenen „Turbo-Abi“ (G8) bleibt. „Das wäre für uns eine tolle Chance gewesen.“ Denn kaum ein anderes Gymnasium hat nach der Einführung der verkürzten Schulzeit im Jahr 2005 so sehr den Betrieb umgekrempelt wie Überruhr: Es stieg 2010 um auf Ganztags-Betrieb und führte 2016 die so genannte „Dalton-Pädagogik“ ein, in der ein erheblicher Anteil der Stunden von den Schülern in Selbstorganisation gelernt wird. Alles das, hatte Gabriele von Heymann immer erklärt, sind und waren Maßnahmen, um die Folgen der verkürzten Schulzeit besser abzufangen.
Hürden für G8-Verbleib waren hoch
Das Land NRW hatte es den Gymnasien schwergemacht, bei G8 zu bleiben: Erforderlich waren in der Schulkonferenz eine Zwei-Drittel-Mehrheit plus eine Stimme. Am Gymnasium Überruhr, dessen Schulkonferenz aus 18 Mitgliedern besteht (sechs Schüler-, sechs Lehrer- und sechs Elternvertreter, Schulleitung darf nicht abstimmen), ging es am Ende elf zu fünf aus – pro G8, plus zwei Enthaltungen. Das ist nicht die erforderliche Mehrheit. Die Folge: Kein Gymnasium in Essen bleibt beim Abi nach zwölf Jahren – auch wenn viele Schulleiter und Lehrer hinter vorgehaltener Hand stadtweit ihre Zweifel daran äußerten, ob es sinnvoll sei, nach 13 Jahren G8 das Ruder wieder herumzureißen. Doch kein Gymnasium fand den Mut, die Entscheidung so weit bis zum Äußersten zu treiben wie das Gymnasium Überruhr.
Und jetzt? „Dalton bleibt“, kündigte Gabriele von Heymann an. Im Februar 2020 geht die Schulleiterin in Pension. „Ich habe das Amt angetreten und musste alles auf G8 umstellen, jetzt, vor dem Ende, muss ich alles wieder zurückdrehen. Das empfinde ich“, bekannte die Pädagogin, „durchaus als persönliche Tragik.“